Aimee
Kaum betraten wir die Krankenstation, ließ Killian mich wieder herunter. Für den Moment blieb ich unschlüssig am Eingang stehen. Es herrschte ein reges Treiben, um alle Verletzten möglichst gerecht zu werden. Als ich in dem Trubel ein kleines Mädchen sehe, welches weint und total verängstigt wirkt, gehe ich sofort zu ihr hin. Bei ihr angekommen, gehe ich in die Knie und frage sanft „Hey, was machst du denn hier?" Zwischen Schluchzen antwortet sie mir „Meine Mutter ist zusammengebrochen, als sie meinen Vater sah. Sie werden doch wieder mit mir spielen können oder?" Nun schaute sie mich mit großen Augen an. „Bestimmt werden sie das. Aber nun komm, damit die Ärzte deinen Eltern helfen können, brauchen sie Platz." Ich nahm sie an die Hand und ging mit ihr aus der Krankenstation heraus. Vor der Krankenstation setze ich mich mit ihr hin. „Was spielt du denn besonders gerne mit deinen Eltern?" Die Kleine fängt an zu grinsen ehe sie antwortet „Verstecken und fangen. Besonders wenn Papa und ich zusammen Mama suchen. Papa zeigt mir dann immer neue Tricks, wie wir sie ganz schnell finden. Außerdem liebe ich es, auf seinem Wolf zu reiten. Er ist so weich und flauschig." fängt sie an zu schwärmen. „Lilly, wie geht es dir?" kam eine Frau angerannt. „Tante Paige." ruft Lilly erfreut und rennt ihr entgegen. Paige fängt sie auf und umarmt sie, bevor sie zu mir kommt. „Ich danke dir vielmals, dass du auf Lilly aufgepasst haben. Ich habe eben erst erfahren, dass meine Schwester beim Anblick ihres Mates in Ohnmacht gefallen ist." „Kein Problem, das habe ich gerne gemacht." winke ich ab. Sie lächelt, bevor sie fragt „Wie heißt du eigentlich?" „Aimee." antworte ich ihr kurz. Sofort versteift sie sich und neigt ihren Kopf. „Verzeiht Luna, dass wusste ich nicht." Ich lächele sie sanft an „Kein Problem, ich muss mich auch noch erst daran gewöhnen." Vorsichtig schaut sie wieder auf und erwidert dann mein Lächeln. „Danke, wir sollten jetzt wieder gehen." verabschiedete sich Paige. „Tschüss Luna" winkte mir auch Lilly zu. Ich erwiderte ihr winken, bevor ich wieder rein ging.
Ich verschaffte mir einen Überblick über die Lage. Da Ruby sich sehr gerne raufte in ihrer Wolfsgestalt, kannte ich mich etwas aus, beim verarzten von Wunden. Ich ging also wenig später zu einem Wolf und machte mich daran, seine Wunde auf seinem Rücken zu säubern. Kaum war ich fertig, wurde es auf der doch stillen Station laut. Aus einem der Räume kamen Rufe. Besorgt betrat ich den Raum. Eine ältere Krankenschwester redete energisch auf einen jungen Arzt ein. „Jetzt reißen sie sich verdammt nochmal zusammen und finden die Ursache, warum seine Wunde nicht heilt. Tun sie das nicht, stirbt er und ich will seiner kleinen Tochter nicht sagen müssen, dass ihr Vater starb, weil sie zu unfähig sind." Schnell ging ich auf die Beiden zu. Ich legte meine Hand auf die Schulter von der Krankenschwester. „Was?" fragte sie barsch, doch unterbrach sich, als sie mich erkannte. „Verzeiht Luna." „Kümmere dich um die anderen Patienten. Ich werde hier weiter machen." Sie nickt und verschwindet. Schnell wendete ich mich dem Arzt zu. Jetzt erkannte ich auch, dass er sehr blass war und leicht zitterte. Er murmelte immer wieder „Ich kann das nicht." Nach einem kurzen Blick zu dem Verletzten, wurde mir klar, dass wir nicht viel Zeit mehr hätten, da er immer mehr Blut verliert. Er muss wohl bei der Patrouille gewesen sein.
Ich legte meine Hände auf die Schultern vom Arzt und zwang ihn so, mich anzusehen. „Sie schaffen das, nur müssen sie sich jetzt um ihn kümmern." sprach ich sanft auf ihn ein. „Er ist mein erster Patient." sprach er zitternd. Okay das erklärt einiges. „und er ist mein Onkel." sprach er weiter. Sprachlos starrte ich ihn eine Sekunde an, bevor ich mich wieder fasste. Gibt es hier keine Regel, dass Ärzte keine Angehörigen behandeln dürfen? Egal, jetzt geht es um sein Leben. Ich atmete einmal tief durch und ließ meine Kraft hervor treten. Die Ruhe durchfloss mich und ich sprach „Du wirst dich jetzt beruhigen und einen kühlen Kopf bekommen. Dann wirst du zu ihm hingehen und ihn behandeln. Du schaffst das." Er sah mich an, bis ein Ruck durch seinen Körper geht. Ich merke, wie sein Selbstbewusstsein immer mehr zurück kommt und er damit auch immer ruhiger wird. „Ich schaffe das." wiederholt er. Er holt ebenfalls Luft und tritt dann an die Liege. Sofort macht er sich daran, seinen Onkel zu behandeln. Dabei assistiere ich ihm. „Ich verstehe nicht, warum sich die Wunde nicht schließt. Eigentlich müsste seine Selbstheilungskräfte längst dafür gesorgt haben, dass er nicht mehr blutet." Er kratzt sich nervös am Kopf. Mein Befehl scheint seine Wirkung zu verlieren, da ich sie nur für den Moment gesprochen habe. Schließlich will ich nicht dafür verantwortlich sein, dass er die ganze Zeit einen kühlen Kopf hat, da kann man seine Gefühle verlieren bei.
Ich überlege ebenfalls, woran es liegen könnte. „Was ist, wenn noch etwas in der Wunde ist. Sie also nicht sauber ist?" überlege ich laut. Sofort macht sich der Arzt wieder daran, die Wunde zu untersuchen. „Luna, ihr hattet Recht." sagt er, während er schon zu einer Pinzette greift. Damit geht er in die Wunde und holt etwas heraus. „Was ist das?" frage ich neugierig. Er hält es mir hin und erklärt „Das ist die Spitze von einem Zahn, die dem Wolf wohl abgebrochen ist. Sie steckte viel zu tief, sodass ich sie nicht gesehen hätte, hätte ich nicht direkt danach gesucht. Die Blutung hat aufgehört" stellt er zum Schluss fest und klingt erleichtert. Schließlich versorgten wir ihn noch zu Ende.
Der Rest des Abends verlief dagegen richtig ruhig. Die anderen Wunden waren nur oberflächlich und mussten nur gesäubert werden, da der Rest von den Selbstheilungskräften übernommen wird. Ich saß gerade zum ersten Mal seit ich hier war, als Killian auf mich zu kam. Müde lächelte ich ihm entgegen. „Wie ich hörte, hast du heute einem Mann das Leben gerettet?" „Naja, nicht wirklich ich. Ich habe nur den Arzt beruhigt." entgegne ich ihm. „Und ihn auf die Idee gebracht, woran es lag." verbesserte mich Killian. Ich machte nur noch ein unbestimmtes Geräusch. Ich war viel zu erledigt. „Komm, du bist müde und solltest dich ausruhen." Killian reichte mir seine Hand. Ich schaute auf seine Hand und fragte ihn dann unschuldig „Kannst du mich bitte tragen?" Killian grinste und meinte „Ach, jetzt soll ich dich tragen?" Ich schnaubte nur. Kurz darauf hob mich Killian hoch und ich wickelte meine Beine und Arme um ihn, sodass ich wie ein Affe an ihm hing. Killian knurrte kurz auf, bevor er los ging. Er strahlte so eine behagliche Wärme aus, dass ich immer mehr Probleme hatte, meine Augen offen zu halten. Auf halben Weg, ich glaube jedenfalls es war der halbe Weg, erlag ich dem Drang und schloss meine Augen. Ich spürte nur noch einen Kuss auf meiner Schläfe, ehe ich vollkommen weg driftete.
(Inzwischen sind schon die 3k überschritten worden. Vielen Dank euch allen, die die Geschichte lesen und auch voten. Als kleines Dankeschön habe ich heute diese Kapitel. Zudem habe ich auch noch ein paar geschrieben, es kommen die Tage also doch noch welche.)
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Die Flüsterer
ParanormalNach einem Streit mit ihrer Zwillingsschwester, bei dem Aimee etwas sagte, von dem sie sich nie wünschen würde, es würde wahr werden, wurde wahr. Vor dem Unfall bei dem ihre Mutter und ihre Schwester starben, warnte Aimee's Mutter sie, dass sie aufp...