xvi. lagerfeuer

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Trotz dessen, was Ciri auf dem Weg erlebt hat, um zu Geralt zu gelangen, ist sie ein aufgewecktes Mädchen. Wahrscheinlich sogar normal, wenn man die Umstände betrachtet, die sie in die Flucht geschlagen haben.

Kalea kann es nicht glauben, was die Jugendliche in ihrem jungen Alter erleben musste. Nicht nur, dass ihre Eltern auf See gestochen waren und nie wieder wiedergekommen sind, sondern auch, dass sie in einer Nacht alles verloren hat.

Ihr Zuhause. Ihre Familie. Einfach alles.

Und dennoch steht sie hier und strahlt eine unglaubliche Stärke aus, die Kalea nur bewundert. Doch sie kann sich nicht vergleichen. Es wäre kein fairer Vergleich, dass weiß sie. Dennoch macht sie sich Gedanken darüber.

Sie weiß, dass jemand aus Geralts Welt besser zu ihm passen würde, nicht so etwas Naives, was er ständig beschützen muss. Über den Kuss haben sich nicht geredet, generell haben sie nicht so viel geredet.

Einzig und allein Ciri und Kalea haben sich unterhalten, doch die beiden sind froh, jemanden zu haben, der erstens gesprächiger ist und in Ciris Fall, sie nicht verschleppen will.

In den ersten paar Stunden, in denen sie gemeinsam durch den Wald laufen und Geralt die Richtung angibt, als hätte er ein direktes Ziel vor seinen Augen, zu dem er sie hinführen will, unterhalten die beiden Frauen sich ununterbrochen, während Geralt wachsam durch die Gegend schaut, jede potenzielle Gefahr ausmacht, denn jetzt muss er nicht nur auf Kalea aufpassen, jetzt muss er doppelt wachsam sein. Und irgendwo zwischen seinen angespannten Muskeln denkt er über den Kuss mit Kalea nach - und das ist ihm sicherlich noch nie passiert.

Ciri hat die Tatsache, dass Kalea scheinbar nicht aus dem Kontinent kommt, gut aufgenommen, sie hängt sogar gespannt an Kaleas Lippen, als sie ihr von ihrer Welt erzählt.

»Wir machen eine kurze Rast«, unterbricht Geralt ihr aufgewecktes Gespräch.

Er stellt sich vor Plötze hin, hält seine Arme auf, dass er Ciri runter helfen kann, doch gekonnt schwingt das blonde Mädchen sich von Plötzes Rücken und landet auf ihren Füßen.

Kalea schmunzelt, während Geralt sich brummend abwendet.

»Seid wachsam, ich werde mir solange die Gegend anschauen«, brummt er und verschwindet zwischen zwei Gebüschen.

»Ist er immer so?«, wendet sich Ciri an Kalea, als Geralt verschwunden ist.

»Wie meinst du das, wie ein Brummbär?«, grinst Kalea leise und Ciri kichert.

»Ziemlich gut zusammengefasst.«

»Er tut immer nur so auf knallhart, aber er hat einen weichen Kern.«

Kalea denkt kurz zurück, als Fendir sich beinahe an ihr vergriffen hat. Wie Geralt sie beschützt hat, aber vor allem, wie er sie abgewiesen hat.

›Du bist was besonderes, wenn ich dich küsse, wenn ich dich nehme, dann wird es nicht einfach passieren, nicht nach so einer Situation. Ich will, dass du dich mir komplett hingibst, dass du mich mit jeder Faser deines Körpers willst.‹

Die Worte hallen in ihr nach und erst jetzt bemerkt sie, wie lächerlich sie sich verhalten hat. Doch sie hat so aus der Situation gehandelt, doch sie ist froh, dass Geralt ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.

Sie hat sein Verlangen in den Augen gesehen. Doch er hat ihm nicht nachgegeben. Und Kalea ist froh drüber, nicht, dass sie es bereuen würde, mit Geralt zu schlafen. Aber nicht so. Und da hat Geralt recht gehabt. Mal wieder.

Beinahe so wie ihre Mutter, die egal was sie gesagt hat, immer recht behalten hat. Auch wenn Kalea es nicht einsehen wollte, am Ende lief es immer auf dasselbe hinaus.

another world- geralt von rivaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt