xix. bruch des fluches

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Das Haus liegt in Dunkelheit. Kalea sieht nur schemenhaft die Umrisse von Geralt vor sich. Er läuft breitbeinig, mit gespitzten Ohren und wachsamen Augen, während er vor sich sein Schwert hält.

Alles ist still, Kalea hört nicht einmal seine Schritte, während sie Geralt vorsichtig folgt. Sie spürt die innere Unruhe in sich, doch Angst hat sie nicht, weil sie Geralt vertraut. Er kennt sich mit Monstern aus, weiß, wie man jedes Einzelne vernichten kann - und sie ist sich sicher, dass er es auch diesmal schaffen kann. Ganz egal, was für ein Monster es ist

Sie bleibt hinter ihm, so wie er ihr es gesagt hat, als er vorsichtig die angelehnte Tür zu Ciris Zimmer aufstößt. Doch das Zimmer liegt leer vor, einzig und allein das Bett ist unordentlich.

»Es ist meine Schuld, Geralt«, hauch Kalea schuldbewusst.

Es zerfrisst sie innerlich nicht zu wissen, wo Ciri ist, dass es ihr Fehler war, Geralt nicht sofort davon zu berichten, sondern sich von ihm ablenken zu lassen.

Doch wenn sie ihn sieht, kann zu nicht mehr klar denken, wenn er sie berührt, fühlt es sich an, als würde es niemand anderen um sie herum geben und wenn er sie küsst, dann ist sie plötzlich in einer anderen Welt.

»Kalea, rede dir das nicht ein. Ich habe gespürt, dass etwas faul an dieser Sache ist, ich hätte nicht so fahrlässig sein sollen. Ich habe euch in Gefahr gebracht, also werde ich es jetzt wieder in Ordnung bringen - alles andere würde ich mir nicht verzeihen.«

Kalea spürt trotz der Dunkelheit, wie seine Augen auf ihr ruhen, und zaghaft nickt sie.

Dennoch gibt sie sich selbst die Schuld und in der Hinsicht unterscheidet sie sich nicht von Geralt, nur dass er derjenige mit dem Schwert ist. Der, der die beiden und sich selbst retten kann - vor was auch immer.

»Ich habe mich mit Nivellen unterhalten«, spricht er so leise, dass Kalea Schwierigkeiten hat, ihn zu verstehen, während sie ihm wieder raus auf dem Flur folgt, wo sie sich weiter durch den Flur schleichen, immer achtsam gegenüber der drohenden Gefahr.

»Ahnst du, worum es sich handelt?«, fragt Kalea genauso leise wie Geralt zurück.

Ein leises Brummen ist zu hören und trotz der Situation muss sie schmunzeln, einfach weil sie es mag, dass dieses Brummen seine Art ist, ›Ja‹ zu sagen.

»Wie gefährlich ist es?«, hakt sie weiter und betont das ›es‹ besonders, während sie einen Schritt nach den anderen geht und die beiden sich langsam durch das Haus kämpfen.

Wo ist nur Nivellen?

Er muss diesen Schrei doch auch mitbekommen haben, außer... ein böser Gedanke beschleicht Kalea, doch schnell unterbricht sie ihn. Sie will nicht so böse über ihren Gastgeber denken, immerhin hat er sie reichlich verpflegt, ihnen eine Unterkunft geboten, ohne dass sie sich kennen.

Geralts Freunde sind meine Freunde... hallen ihr seine Worte im Kopf nach, doch als hätte sie eine lästige Fliege, die um ihren Kopf schwirrt, schüttelt sie ihn und vertreibt ihn nun endgültig.

Sie muss einen kühlen Kopf bewahren, wenn sie aus der brenzligen Situation kommen will, doch zuerst müssen sie Ciri finden - denn ohne sie würde sie nicht mehr verschwinden. Ihren Fehler würde sie sich niemals verzeihen können.

»Man sollte jedem Monster mit Vorsicht begegnen«, murmelt Geralt und Kalea verdreht ihre Augen.

»Das beantwortet nicht meine Frage«, erwidert sie.

Geralt bleibt urplötzlich stehen, sodass Kalea beinahe in seinen Rücken geknallt wäre, hätte sie nicht noch rechtzeitig gebremst.

Geralt dreht sich zu ihr um und ganz schwach erkennt sie seine goldenen Augen in der Dunkelheit.

another world- geralt von rivaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt