xxi. es tut mir leid

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»Ein Waldschrat-«, beginnt Eskel zu sprechen, während Kalea wie gebannt an seinen Lippen hängt.

»Es ist ein Waldungetüm, was nur zu einem Zweck geboren wurde - um zu töten. Wenn ein Waldschrat seine Beute gerissen hat, dann bleibt nichts für die Aasfresser zurück.«

Kalea erschaudert bei den Gedanken an dieses Monster.

Geralt hat sie über das eine oder andere Monster aufgeklärt, dem ein oder anderen ist sie schon selbst begegnet, hat sogar einige getötet. Doch nach Eskels Erzählungen wird ihr wieder einmal klar, wie wenig sie eigentlich über den Kontinent und deren Monstern weiß.

»Aber Ihr habt überlebt...«, sagt Kalea und sieht in die blauen Augen von Eskel, die ununterbrochen auf ihren liegen.

»Ich habe gekämpft. Ganze 6 Stunden. Und ich habe gewonnen, ich konnte das Monster bezwingen.«

Der blanke Wahnsinn leuchtet in seinen Augen auf und erschrocken weicht Kalea ein Stück zurück.

Nervös schluckt sie, während ihr Blick zur Seite huscht und auf Geralts trifft, der sie eisern beobachtet und zu keiner Sekunde aus den Augen lässt. Irgendwie lässt sie dieser Blick ruhig werden, weil sie weiß, dass ihr nichts passieren kann, solange Geralt in ihrer Nähe ist. Niemals würde er zulassen, dass ihr etwas passieren würde.

»Dann schätze ich mal... Herzlichen Glückwunsch?«, sagt Kalea zögerlich und Eskel fängt laut an zu lachen, bevor er seine Hand auf die von Kalea legt, die auf dem Tisch vor ihr geruht hat.

»Eskel«, ertönt die knurrende Stimme von Geralt.

Im selben Moment ist der milchblonde Mann aufgestanden und hat sich schützend neben Kalea gestellt, eine Hand auf ihrer Schulter.

»Bruder«, sagt Eskel und hebt beschwichtigend seine Arme, während er zu dem ihm gegenüber hinauf blickt.

Zu seinem Bruder, denn er war es, mit dem er aufgewachsen ist, mit dem er die Hexer Ausbildung abgeschlossen hat und die Burg mit Streichen unterhalten hat.

»So habe ich dich noch nie erlebt, Geralt«, spricht Eskel weiter und blickt durch seine blauen Augen zwischen Kalea und Geralt hin und her.

»Weißt du noch, die alten Zeiten. Haben wir uns nicht alles brüderlich geteilt?«, redet er weiter, leckt sich mit seiner Zunge über seine Lippen, während er Kalea eindeutig mustert.

Sofort wird ihr schlecht. Ekel kommt in ihrem Körper auf und am liebsten würde sie aus dieser Situation einfach fliehen. Doch ihr Körper reagiert nicht, horcht nicht darauf, was sie will, als würde sie an dem Stuhl angeklebt sein. Nur Geralts Hand, die schwer auf ihrer Schulter ruht, gibt ihr die Kraft, die sie benötigt, um sich nicht wie ein Embryo einzurollen und zu weinen.

»Wie du schon sagtest, alte Zeiten«, erwidert Geralt knurrend, während er Eskel nicht aus seinen Augen lässt. Irgendwas ist anders an ihm, irgendwas, was Geralt nicht erkennen kann.

»Wann bist du so besitzergreifend geworden, Bruder? Ich nehme sie dir schon nicht weg - nicht lange«, laut lacht Eskel auf und in diesem Moment reicht es Geralt endgültig.

Er zieht Kalea auf ihre Beine, drückt sie nah an sich, während er Eskel wütend anfunkelt. Er ist sein Bruder, ein sehr guter Freund - immerhin kennt er ihn länger als alle anderen. Dennoch lässt er es nicht zu, wie er über Kalea spricht, als wäre sie eine irgendeine beliebige Hure.

»Eskel«, warnend spricht Geralt seinen Namen aus und belustigt funkeln Eskels Augen auf, während er sich selbst erhebt und sich vor den beiden stellt.

Doch im Gegensatz zu Geralt ist er nicht so beeindruckend. Nicht so stark wie er.

»Ich fasse es nicht. Du -«, fängt er an, doch mit einem Grollen unterbricht Geralt Eskels Satz.

another world- geralt von rivaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt