xxxi. gewitter

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»Wie bitte?« Kalea kichert und hält es nicht wirklich für seinen Ernst. Doch er meint es ernst. Das spürt sie, als Geralt sich wie schon so oft an diesen Abend anspannt.

»Nein«, knurrt er und der Bass in seiner Stimme überschlägt sich fast.

»Das wird sie nicht tun«, widerspricht er und Lambert funkelt ihn herausfordernd an.

»Wollen wir nicht sie fragen, was sie überhaupt will, Geralt?«, provoziert er.

Geralts Hand bildet sich zu einer Faust und wäre Kalea noch nüchtern, würde sie diese Situation viel ernster nehmen, aber sie kann nicht klar denken. Sie hält die Situation gerade nicht einmal für besonders ernst.

»Kalea«, wendet sich Lambert an die blondhaarige Frau.

»Willst du für mich tanzen?«, fragt er und leckt sich über seine Lippen.

»So ist das Spiel«, sagt sie leicht, während ihre Zunge schwer wie Blei ist.

Sie stützt sich mit ihren Händen auf dem Tisch ab und will aufstehen, als Geralt ihr Handgelenk umschließt.

»Kalea«, brummt er und sie sieht ihn direkt an. »Was ist schon dabei, Geralt?«, fragt sie.

»Genau, was ist schon dabei, Geralt?«, höhnt Lambert, während seine Augen funkeln.

»Früher hast du auch mit uns geteilt«, grinst er und Kaleas Herz macht einen Stich.

Schon wieder macht jemand so eine Anspielung. Erst Eskel und jetzt auch noch Lambert.

War Geralt so ein schlimmer Finger? Hatte er seine Frauen mit jeden geteilt?

»Früher hast du auch geteilt«, sagt Kalea kalt und sieht in Geralts Augen.

»Kalea...«, sagt er und will nach ihr greifen, doch sie weicht ihm aus.

»Lass mich«, brummt sie trotzig und klingt dabei wie ein kleines Kind.

Mit einem Mal hat sie schlechte Laune. Flüchtige Bilder spielen sich vor ihren Augen ab, wie Geralt Dinge mit anderen Frauen tut. Es ist okay. Eigentlich. Immerhin hatte sie vorher auch einen Freund gehabt, der sie nackt gesehen hat, der sie in der Badewanne geliebt hat und dennoch tut es Kalea im Herzen weh, wenn sie daran denkt, dass Geralt seine Frauen mit seinen Brüdern geteilt hat. Wie das klingt...

Sie schüttelt ihren Kopf und will diese Gedanken ganz schnell verdrängen. Dieser Abend sollte Spaß machen und nicht so enden.

»Ich werde für jemanden tanzen, ob du es willst oder nicht«, sagt sie und will gerade den Tisch umrunden, um zu Lambert zu gehen, als Geralt seine Beine über die Bank schwingt, dass sie zu Kalea zeigen.

»Dann tanz für mich«, sagt er und Kalea dreht sich fragend um.

»Was?«, hakt sie nach. Doch Geralt blickt nur zu Everard, der die Aufgabe gestellt hat. Kurz schweigen alle, dann nickt er: »Tanz für einen Hexer«, ändert er die Aufgabe ab. Lambert schnaubt auf, doch er sagt nichts weiter dazu.

Kaleas Herz pocht schnell in ihrer Brust und hart muss sie schlucken. Es ist nur ein Tanz. Und nur die Hexer und Ciri schauen zu.

Verdammt, Ciri.

Sowas sollte Ciri eigentlich nicht sehen, aber diesen Gedanken verdrängt Kalea ganz schnell.

»Fehlt nicht noch etwas Musik?«, sagt Kalea mit zittriger Stimme. Sicherlich gibt es hier kein Radio oder sowas in der Art, aber wenigstens eine Takt braucht sie, um sich nicht komplett verrückt zu fühlen.

Everard lacht leise, bevor er rhythmisch beginnt auf den Tisch zu trommeln und die anderen Hexer nacheinander mit einstimmen. Kalea nickt, während sie die Augen schließt und den Takt in ihren Gedanken durchgeht. Sie schafft das schon. Es ist nur ein Tanz, wiederholt sie immer und immer wieder die Worte.

another world- geralt von rivaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt