Kapitel 2.2

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Tatsächlich stand meine beste Freundin am nächsten Tag auf unserer Türschwelle. Meine Mutter hatte ihr die Tür geöffnet und sie ins Haus gelassen. So also viel sie mir in den Rücken. Hätte sie nicht so tun können als habe sie die Klingel nicht gehört. Allerdings traute ich Liv einiges zu und war mir sicher sie wäre zur Not auch zu meinem Fenster hinaufgeklettert.

„Du ziehst ein Gesicht als würde es regnen!", begrüßte sie mich, als sie in mein Zimmer eintrat. „Ich habe wirklich keine Lust heute raus zu gehen!" „Ach komm schon Ro. Ich werde dich verteidigen, wenn wir jemanden aus der Klasse begegnen!" Sie dachte wohl ich habe Angst jemandem zu begegnen der bei der Kotzattacke, wie sie es nannte, dabei gewesen war. Das ich eigentlich Angst davor hatte Lennox zu begegnen konnte ich ihr nicht sagen.

Komisch, dabei sprachen wir sonst immer über alles. Etwas in mir zog sich zusammen bei dem Gedanken ein Geheimnis vor ihr zu haben. „Nun komm schon du Faulpelz!", rief sie energisch und zog mich mit Schwung auf die Beine. Scheinbar blieb mir keine andere Wahl. Ich zog mir ein eher unauffälliges Outfit an, ehe ich meiner Freundin aus dem Haus folgte.

Den Weg hinüber zum Hyde Park schlendernd, quasselte sie in einer Tour. Wirklich zuhören tat ich nicht und nickte nur einige Male mit dem Kopf, um den Anschein zu erwecken ihr aufmerksam zu lauschen. Der Park war voller Menschen, die ebenfalls das gute Wetter genießen wollten wie wir. Liv zog mich hinüber zu einem großen Baum, wo wir uns im Schatten der Blätter auf den Boden setzten.

Rings um uns herum saßen Familien auf Picknickdecken und weiter hinten konnte man drei Männer mit einer Frisbee sehen, die sie sich gegenseitig zuwarfen. Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee gewesen hierher zu kommen. Bei diesem Menschenandrang sollte es für Lennox schwer sein mich zu finden. Vorausgesetzt er suchte wieder nach mir. Hoffnung keimte in mir auf mit dem Gedanken er habe mich wohlmöglich bereits wieder vergessen oder es aufgegeben, weil es keinen Sinn machte. Endlich schaffte ich es mich ein wenig zu entspannen und sogar Livs Gespräch zu folgen. „Emelie ist eine richtige Furie gewesen. Du hättest sie mal sehen sollen als der Sportlehrer von ihr verlangt hat drei Runden um den Sportplatz zu drehen", berichtete Liv gerade. Ich konnte mir sehr gut vorstellen wie die Klassenzicke Nummer eins ihre kleine Show abgezogen hatte. Und ich war froh zu hören, dass sie nicht gleich in der Ganzen Schule herumposaunt hatte, was mir gestern im Unterricht passiert war.

„Du kannst also beruhigt am Montag zurück zum Unterricht kommen!" Montag der 1. Juni. Mein Magen kribbelte seltsam bei diesem Gedanken. „D-Das hoffe ich", gab ich an, ohne Liv dabei anzusehen. Inzwischen hatte ich damit begonnen Grashalme aus dem Boden zu rupfen. Einfach um mich ein wenig abzulenken und zu beruhigen. Liv jedenfalls schien nichts davon zu bemerken. Sie schmiedete bereits Pläne wie wir den heutigen Tag noch gut nutzen konnten.

Nachdem wir den Hyde Park verlassen hatten ging es mitten ins Zentrum von London. Hier gab es unsere Lieblingsgeschäfte, wo wir regelmäßig kleine Abstecher hinmachten um uns die neusten Kollektionen anzusehen. Natürlich meist ohne etwas zu kaufen. Oft standen wir Stundenlang in den Geschäften, probierten verschiedene Sachen an und verließen den Laden dann wieder.

Ab und zu kauften wir dann aber doch etwas, wenn wir beide wieder mal genug Taschengeld hatten. Am besten ich suchte mir einen Aushilfsjob neben der Schule, um mir etwas neben meinem Taschengeld dazu zu verdienen. Meine Mutter war der Meinung Chai und ich bräuchten nicht so viel Geld. Wir sollten lieber selber dafür arbeiten gehen. Sie hatte auch recht, irgendwie. „Oh Ro sieh dir nur diese süßen Röcke an!", quiekte Liv, als sie vor einem der Schaufenster zum stehen kam.

Die Röcke sahen tatsächlich ziemlich niedlich aus und ich fragte mich ob sie mir stehen würden. „Lass uns rein gehen und sie einmal anprobieren!", flehte sie mich an, wobei sie ihren unschlagbaren Dackelblick aufsetzte. Sie war eben in allem unfehlbar. Lachend nickte ich: „Gerne doch!" Wie ein Kleinkind, was gerade Süßigkeiten geschenkt bekommen hatte sprang sie auf und ab. Ich glaube es gab niemanden auf der Welt, der dieses Mädchen nicht mögen konnte. Selbst Emelie behandelte sie mit Respekt. Zusammen betraten wir den Laden, in welchem schon einige Kunden durch die Reihen schlenderten, auf der Suche nach etwas passendem. Leise Klassische Musik lief im Hintergrund.

Goldriverhigh Academy - Erwachen [Slow Updates]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt