Kapitel 12

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Liv und ich verbrachten den Großteil des Nachmittages in der Stadt. Immer wieder kam sie dabei auf das Thema Magie zu sprechen. Es interessierte sie brennend mehr über meine neue Begabung zu erfahren. Doch vor allem wollte sie mehr über meine Freunde, allen voran Lennox wissen.

Sie ließ keine noch so kleine Frage aus und durchlöcherte mich regelrecht. Während wir durch eines unserer Lieblingsgeschäfte schlenderten und uns leise über Bennett und die anderen unterhielten, zog ich sie kurz in eine ruhige Ecke. „Liv, kannst du mir etwas versprechen." Ich ohrfeigte mich innerlich selbst diese Bitte nicht schon vorher angesprochen zu haben. „Ja?" „Versprichst du niemanden etwas davon zu erzählen? Nicht einmal vor meiner Familie. Sie wissen zwar davon, aber ich möchte das Risiko nicht eingehen das du oder ich Probleme bekommen. Denn eigentlich darf ich dir nichts von alledem erzählen."

Augenblicklich beginnen ihre Augen zu leuchten: „Wie aufregend. Haben wir damit sämtliche Regeln gebrochen?" „Vermutlich ja. Also musst du mir versprechen niemanden davon zu erzählen." Zur Antwort kniff sie mir in den Arm. „Denkst du echt ich würde etwas sagen? Wer würde mir schon glauben, wenn ich ihm erzähle das du eine Hexe bist! Die weisen mich schneller ein, als ich Hex, Hex sagen kann!"

Erleichtert atmete ich aus. Liv kicherte: „Dein Gesicht solltest du sehen Ro! Aber du hast doch nichts dagegen, wenn ich ein wenig recherchiere, oder?" „Wo willst du recherchieren? Ich glaube kaum dass du ein Buch in der Bibliothek finden wirst. Höchstens über Dinge aus der Vergangenheit." Sie kniff mir abermals in den Arm: „Na, na. Man weiß nie was man Interessantes finden kann. Warte es nur ab Ro. Bald habe ich heiße Neuigkeiten für dich!" Dann gab sie das diabolischste Lachen ab, dass ich jemals von einem Menschen gehört habe. Selbst die Verkäuferin blickt zu uns herüber, mit einer Mischung aus Angst und Empörung.

Entschuldigend lächele ich ihr zu, packe Liv am Ärmel und ziehe sie mit mir aus dem Laden. „Du bist unmöglich!", rufe ich ihr entgegen. Als Antwort ernte ich nur ein breites Grinsen. Sie zuckt mit ihren Schultern, streckt mir die Zunge heraus und schlendert davon. Kopfschüttelnd folge ich ihr. Wir schlendern durch die Straßen Londons.

Bei Starbucks genehmen wir uns einen Iced Tasted Vanilla Oat Shaken Espresso. „Die immer mit ihren kompliziert langen Namen. Das ist ja ein halber Zungenbrecher!" Liv reicht mir einen Becher. Fett steht in Krakeliger Schrift Hexe darauf. Ha, ha, sehr witzig. Sie grinst breit: „Ich finde es passt!" „Miststück!" „Gerne doch!" Lachend saugt sie an ihrem Strohhalm. Dann hakt sie sich bei mir unter und zieht mich durch die Straßen mit sich. Schaufensterbummeln ist angesagt.

„Meinst du, du könntest mich mit in deine Schule schmuggeln?", platzt sie plötzlich mit einer Frage heraus. „Ich glaube kaum, dass das möglich wird. Du besitzt keinen Ohrring und die Taschenuhr funktioniert, soweit ich weiß nur einmal." Liv zieht einen Schmollmund. „Außerdem glaube ich kaum, dass ich dich unbemerkt in die Schule schmuggeln könnte!" Sie nickte: „Na gut. Aber sag mal, wo genau liegt diese Schule? Du hast von einem Wald erzählt. Der Epping Forest vielleicht?" „Glaube ich kaum. Oder hast du je davon gehört dass ein zerfallenes Replik des Big Bens in diesem Wald gefunden wurde? Nein, dieser Wald hat etwas Seltsames, fast magisches an sich."

Liv legt den Kopf leicht schief, tief in Gedanken gesunken. Ich sage nichts und lasse ihr einen Moment Ruhe. Wenn Liv über etwas nachdenkt, will sie nicht gerne gestört werden. Genüsslich schlürfe ich mein Getränk. „Vielleicht liegt der Wald gar nicht mehr in London? Ihr könntet sonst wo in England sein!" „Laut Lennox und Bennett befinden wir uns immer noch in London." „Aber wo soll dieser Wald liegen? Vielleicht ist er unsichtbar?"

Ihre Augen leuchten förmlich und sie sieht sich um, als vermutete sie, den Wald jeden Moment hinter einer Ecke auszumachen. Ich hingegen hielt das für unwahrscheinlich. „Keine Ahnung. Vielleicht kann mir einer der Lehrer diese Frage beantworten!" Augenwackelnd rüttelt sie an meinem Arm: „Oder dein Lennox!" „Er ist nicht mein Lennox!" Sie beginnt wieder laut zu lachen. Beleidigt ziehe ich eine Schnute. Liv ist unverbesserlich.

Goldriverhigh Academy - Erwachen [Slow Updates]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt