Goldriverhigh Academy - Erwachen [Slow Updates]

Kapitel 4.1

Gellend weißes Licht umschloss mich als ich die Uhr geöffnet hatte. Es fühlte sich warm an, wie eine kuschelige Decke die jemand um mich gelegt hatte. Ich schloss die Augen und wartete ab bis es vorbei war. Von irgendwoher konnte ich eine Stimme vernehmen, doch in dem seltsamen Licht schien alles ganz verschwommen zu klingen.

War das Lennox? Oder noch andere die ebenfalls gerade anreisten? Nein das konnte nicht sein, immerhin waren wir alleine im Uhrturm gewesen. Allmählich wurde das Licht um mich herum schwächer und ich traute mich wieder meine Augen zu öffnen. Wie es aussah standen wir nach wie vor im Turm. Hatte es nicht funktioniert. Ich starrte hinunter auf die Taschenuhr.

Sie schimmerte leicht, sah ansonsten aber wie eine gewöhnliche Uhr aus. Panik und Enttäuschung stiegen in mir auf. Ich hatte es nicht geschafft. Vielleicht war ich doch keine Hexe. Jemand legte mir eine Hand auf die Schulter, als Lennox in mein Sichtfeld trat. Das rote Leuchten an seinem Ohrring verblasste. „Sieh dich genau um!" Ich verstand nicht worauf er hinaus wollte. Wir waren im Big Ben, was sollte es hier schon Großartiges zu sehen geben?

Ich warf einen Blick um mich, doch in der Dunkelheit war es schwer etwas zu erkennen. Es dauerte einen Moment bis meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Das hier war noch der Uhrenturm, doch irgendetwas stimmte nicht. Die Glocke war heruntergefallen, schmutzig und zugewachsen mit Efeu. Auch die Ziffernblätter wirkten wie aus einer anderen Zeit. Als ich den Kopf nach oben hob blickte ich in das Blätterwerk der Bäume. Moment einmal. Bäume? So große Bäume gab es doch gar nicht.

Den Blick senkend sah ich vor mir in der Wand eine Tür, die sicherlich ebenfalls vorher nicht dort gewesen war. Das vierte Ziffernblatt sollte an dieser Stelle sein, doch es war verschwunden. „Was geht hier vor sich?", fragte ich an Lennox gewandt. Er lächelte geheimnisvoll und wies mit der Hand auf die Tür. Ein Zeichen das ich hindurchgehen sollte. War er denn von allen guten Geistern verlassen? Wir befanden uns hoch oben über dem Boden.

Wenn ich durch die Tür ging, würde ich in die Tiefe stürzen. Und ich war mir hundertprozentig sicher das ein Sturz aus solch einer Höhe sogar tödlich enden konnte. Lennox musste lebensmüde geworden sein. „Sie auf den Boden!" Zunächst verstand ich nicht weshalb er es sagte, bis ich realisierte, dass er wieder einmal meine Gedanken gelesen hatte. Ich folgte seinem Hinweis und blickte hinunter auf meine Füße. Trotz der Dunkelheit, die immer noch um uns herrschte konnte ich deutlich sehen das etwas fehlte. Der Boden des Glockenturms war verschwunden und stattdessen standen wir auf weichem Waldboden.

Das hier war definitiv nicht mehr der Big Ben den ich von zu Hause kannte. Hieß das, ich hatte es geschafft? Begeisterung machte sich breit, meine Angst hinter die Tür zu schauen war mit einem Mal verflogen. Es war mir gelungen. Vor Freude vollführte ich einen Freudensprung, bereute es aber augenblicklich. Die Decke war hier viel niedriger als im Original Turm, weshalb ich mit dem Kopf gegen einen noch vorhandenen Deckenbalken stieß.

Währen wir in einem Cartoon würden mir jetzt Sterne um den Kopf tanzen. Schmerzend rieb ich die Stelle, meine Sicht verschwamm für einen Bruchteil, ehe das Schwindelgefühl langsam abnahm. „Alles in Ordnung?", fragte Lennox besorgt. Ich nickte: „Geht schon." Ich beschloss nun mit etwas weniger Euphorie fortzufahren.

Nachher blamierte ich mich noch vor der gesamten Schule und das wollte ich auf keinen Fall. Es machte sicher keinen guten Eindruck, wenn ich mich von meiner tollpatschigen Seite zeigte. Deshalb atmete ich einmal tief ein und aus, ehe ich die Klinke herunterdrückte und durch die Tür trat. Auf der anderen Seite erwartete mich ein dichter Wald. Ich wandte mich um, um einen Blick auf den Big Ben zu werfen. Er bestand lediglich noch aus dem oberen Teil, dort wo die Ziffernblätter waren. Der Rest, sowie der Westminsterpalast waren verschwunden, ganz so als hätte irgendetwas sie dem Erdboden gleichgemacht.