Kapitel 8.2

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Novalee und ich waren die ersten, die im Aufenthaltsraum der Amro ankamen. Vom letzten Mal wusste ich noch wie wir Madame Petit benachrichtigen konnten da zu sein. Wir setzten uns auf eins der Sofas und redeten über den heutigen Schultag. Ich berichtete ihr vom Geschichtsunterricht und dass es in der nächsten Stunde um ihre Vorfahren gehen würde.

„Bei uns auch. Die anderen in meiner Klasse haben mich angeglotzt als wäre ich ein Ausstellungsstück im Museum." „Machst du dir keine Sorge jemand könnte dich mit deiner Herkunft aufziehen? I-Ich meine wegen..." Ich brach ab. Wohlmöglich verstand sie das was ich sagen wollte falsch, auch wenn ich sie in keinster Weise mit meiner Frage verletzen wollte. Warum konnte ich nicht einmal vorher nachdenken, bevor ich meine Gedanken laut aussprach. Doch Novalee schien genau zu wissen was ich gemeint hatte, da sie mit beruhigender Stimme verkündete: „Ich bin nicht wie sie. Die Familie hat sich damals von ihr abgewandt. Selbst ihre eigenen Kinder wollten nichts mit ihr zu tun haben. Das Einzige was die Zeit überdauert hat ist der Nachname. Und ich finde nach all der langen Zeit sollte man den Nachfahren keine Vorwürfe machen, findest du nicht auch."

Da war etwas dran. „Also mach dir keine Sorgen um mich Roselle. Ich komme damit schon klar. Schließlich lebe ich bereits seit 16 Jahren mit diesem Namen und seiner Vergangenheit." In diesem Moment konnte ich nichts als Bewunderung für dieses Mädchen empfinden. Sie lebte mit solch einer Bürde und doch ließ sie keinesfalls den Kopf hängen. Ich hingegen jammerte schon bei der kleinsten Sache.

Nach und nach trudelten die anderen Schüler in den Raum. Madame Petit bis gerade eben noch in ihrem Schaukelstuhl, erhob sich nun um die heutigen Aufgaben zu verteilen. So wie es aussah würde sie den Großteil des heutigen Unterrichtes wieder mit uns vom ersten Jahr verbringen. Wir gingen wieder in denselben Klassenraum, wo Novalee und ich uns zwei Plätze ganz hinten suchten. „So sollte jedes Klassenzimmer ausgestattet sein. Diese Sitzsäcke sind unglaublich gemütlich", schwärmte Novalee und versank dabei in einem der Säcke. Grinsend tat ich es ihr gleich und musste zugeben, dass es tatsächlich richtig gemütlich war.

„Willkommen zu unserer nächsten Stunde in Aurenkunde meine Lieben. Bevor jemand die Frage stellt oder meckern kann, nein wir werden auch heute noch nicht mit dem praktischen Unterricht beginnen." Ein genervtes Seufzen kam von Violet, Amanda verdrehte die Augen. Madame Petit zog es vor so zu tun als wäre nichts gewesen und fuhr weiter fort: „Heute befassen wir uns mit den verschiedenen Auren-Farben und ihren Bedeutungen. Auren zu sehen ist das eine, aber ohne die genauen Unterschiede zu kennen, nützt euch diese Fähigkeit überhaupt nichts! Also fangen wir an!"

Sie drehte sich zur Tafel um und begann eine Tabelle abzuzeichnen. Links schrieb sie verschiedene Farben in die Spalte, die rechte blieb frei. „Nun...", begann sie und drehte sich zu uns um. „Ich hoffe doch sie schreiben mit was wir jetzt besprechen!" Geraschel war zu hören, als alle ihre Hefte und Stifte aus der Tasche kramten. Unsere Lehrerin wartete geduldig bis alle bereit waren und fuhr fort. „Auren besitzen eine Grundfarbe. Jeder Mensch, ob magisch oder nicht, sowie jedes Tier besitzt im Grunde dieselbe Auren-Farbe." Neben der Spalte mit dem Wort Gold schrieb sie Grundfarbe. „Wenn ihr lernt Auren zu sehen werden sie meist in dieser Farbe auftreten. Sollte euer Gegenüber aber ein Gefühl besonders stark haben, so stark das es bis in die Tiefen seiner Seele reicht, mischt sich eine andere Farbe in das Gold. Nun möchte ich das ihr nach vorne kommt und eine Emotion neben eine der Farben schreibt von der ihr denkt, sie könnte die richtige sein. Im Grunde ist es kinderleicht, denn oft werden diese Farben ohnehin mit bestimmten Gefühlen verbunden."

Sie hielt die Kreide in unsere Richtung, als Zeichen nach vorne zu treten. Das durfte im Grunde nicht allzu schwer sein. Vielleicht war es genauso wie in dem Film Inside out. Dort wurden immerhin einige Gefühle in Form von bunten Wesen dargestellt. Einen Versuch war es jedenfalls wert. Und da sonst niemand Anstalten machte aufzustehen, nahm ich all meinen Mut zusammen und erhob mich von meinem Sitzsack.

Goldriverhigh Academy - Erwachen [Slow Updates]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt