Novalee und Bennett begannen sich leise zu unterhalten, als ein Geräusch mich innehalten ließ. Ich wandte den Kopf in Richtung Gewächshaus um, konnte aber nichts Ungewöhnliches erkennen. Bestimmt nur der Wind. Ich schüttelte den Kopf und wollte gehen, musste aber feststellen das meine Freunde bereits im Heckenlabyrinth verschwunden waren. Mutterseelenallein stand ich wie zu Stein erstarrt. Sie mussten nicht bemerkt haben, das ich stehen geblieben war. Langsam kroch Panik in mir auf. Wie sollte ich alleine nur jemals zurück zur Schule finden? Vielleicht sollte ich nach ihnen rufen. Auch wenn ich Gefahr lief damit auf uns Aufmerksam zu machen. Allerdings war die Aussicht ziellos durch das Labyrinth zu irren nicht gerade angenehmer. Also entschied ich mich für die erste Variante. Doch als ich gerade nach meinen Freunden rufen wollte, ertönte wieder das Geräusch.
Begleitet von einem surren und Summen. Das Blut gefror mir in den Adern. Wie in Zeitlupe drehte ich mich wieder dem Gewächshaus zu. Und da sah ich es. Die Lichtkugel, heute in einem strahlenden Goldton, schwebte einige Meter vor dem Gewächshaus. Das war jetzt definitiv keine Einbildung mehr. Es war das zweite Mal, dass sie mir begegnete. War sie wohlmöglich tatsächlich hinter mir her? Hatte mir jemand einen Geist auf den Hals gehetzt? Aber wer? Debrah, weil sie mich scheinbar so wenig leiden konnte? Aber war das schon ein Grund jemanden so in Angst und Schrecken zu versetzten? Das Summen wurde lauter. Es handelte sich um dieselbe Melodie, von jener Nacht, in welcher ich den Geist das erste Mal gesehen hatte. Instinktiv wich ich zurück, bis ich mit dem Rücken gegen die Hecke stieß. Spitze Zweige stachen mir in den Rücken, dennoch presste ich mich weiter in die Blätter.
Die Lichtkugel hüpfte auf und ab. In das Gold mischte sich mit einem Mal ein trüber Blauton. Sie veränderte ihre Farbe? Aber wieso? Madame Petit hatte nichts dergleichen erwähnt. Es sah beinahe so aus wie—Ich stieß mich von der Hecke ab, alle Angst über Bord werfend. War es möglich das Geister eine Art Aura besaßen? Spiegelte die Farbe ihre Gefühle dar? Aber wie war es möglich, dass ich sie sehen konnte? Ich hatte den Zauber bisher nicht einmal ausführen können. Verhielt sich die Aura bei Geistern anders, wenn sie überhaupt eine besaßen. Langsam ging ich näher auf den hüpfenden Ball zu, dessen Blauton je näher ich kam, immer weiter verschwand. Eine neue Farbe kam zum Vorschein. Gelb. Sie freute sich. Wie seltsam. Ich wollte meine Hand ausstrecken, das etwas vor mir berühren, als ein Ohrenbetäubendes heulen zu hören war. Ausgelöst von der kleinen Kugel, die mit einem Mal pechschwarz wurde.
„SO KALT! ICH STERBE...KOMM ZU MIR!" Die Stimme klang unheimlich. Geradezu wie aus der Hölle entsprungen. Panisch stolperte ich wieder nach hinten und viel zu Boden. Die Kugel schwebte auf mich zu, immer wieder wechselnd zwischen dem Gold- und Schwarzton. Meine Kehle war wie zugeschnürt, nicht imstande nach Hilfe zu rufen. Der eben noch liebliche Gesang hatte einen schaurigen Klang angenommen. War die Seele darauf aus mich zu töten, oder gar meinen Körper zu übernehmen? Gelähmt vor Angst fing ich zu weinen an. So durfte es nicht enden. Es gab noch so viel für mich zu erledigen. Meine Eltern, Liv. Ich wollte nicht aus dem Leben scheiden, ohne mit ihnen geredet zu haben. Vielleicht hatten meine Eltern recht gehabt. Diese magische Welt war nichts für mich. Sie würde nur mein Grab sein.
Unmittelbar vor mir stoppte die Selle. Die Kälte um mich herum schien zuzunehmen. Es war fast so eisig wie damals auf dem Friedhof, als...Mit einem Mal wurde mir alles klar. Sie war dort gewesen. Die Seele verfolgte mich bereits länger als ich ahnen konnte. Aber warum? Wieso ich? Bis vor den Sommerferien hatte ich nichts von alledem gewusst. Es ergab einfach keinen Sinn wieso jemand einem Menschen so etwas antun sollte. Doch weitere Gedanken konnte ich mir nicht machen, denn inzwischen war die Lichtkugel direkt vor meinem Gesicht. Der liebliche Gesang, gemischt mit den unheimlichen Klängen durchfuhr mich wie ein markerschütternder Schrei. Erst einige Sekunden später realisierte ich, dass es mein Schrei war, der durch die Nacht hallte. Mein Körper zitterte unkontrolliert und Tränen liefen mir über die Wangen. Ich hatte Todesangst.
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Goldriverhigh Academy - Erwachen [Slow Updates]
FantasyWusstet ihr das in den Schatten von London, fern in einem geheimnissvollen Wald eine Schule verborgen liegt. Eine Schule für Hexen und Hexer. Und die man nur durch den Uhrturm im BigBen betreten kann. Roselle (kurz Ro) Alea Ravens muss mit dem tägl...
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