Kapitel 8.1

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Die nächsten Nächte waren von Albträumen geplagt. Fast jede Nacht wachte ich mehrere Male schweißgebadet auf. Es war immer derselbe Traum.

Am Anfang stand ich auf kargem Land und eine endlose Leere schien sich nach allen Seiten auszubreiten. Eine eisige Kälte umgab mich, ließ meinen Körper erzittern und die Luft schier gefrieren. Was war dieser unheimliche Ort nur? Meine Schritte hallten laut wider in der unheimlichen Stille und ich hatte das Gefühl kaum voran zu kommen. Egal wie sehr ich es auch versuchte, diesem Ort konnte man nicht entkommen. Es schien als würde eine unsichtbare Hand mich davon abhalten.

Ich schrie nach Hilfe, doch außer meiner eigenen Stimme war nichts zu hören. Nicht einmal der Wind wehte. Nur die Kälte und ich an diesem schrecklichen Ort.

An dieser Stelle änderte sich immer etwas. Auf der anderen Seite der unsichtbaren Wand erschien ein Licht. Leuchtend hell schwebte es einige Zentimeter über dem Boden. Die Seele, daran gab es keine Zweifel. Jedes Mal, wenn sie in meinem Traum erschien versuchte ich vor ihr zu fliehen. Doch ich konnte nicht. Meine Füße schienen fest mit dem Boden verankert zu sein, ganz so als wollte mich etwas davon abhalten zu fliehen. Es gab kein Entkommen.

Die Seele schwebte langsam auf mich zu, gewann dabei an Höhe und Größe. Mein Körper begann zu zittern, als die eisige Kälte in meine Knochen drang und mich schier lähmte. Helles Licht blendete mich, als etwas inmitten des Leuchtens erschien. Doch jedes Mal, wenn sich meine Augen allmählich an die Helligkeit gewöhnten, änderte sich der Traum.

Ich befand mich erneut auf dem Friedhof. Nebelschwaden krochen über den Boden, die Lichter der Laternen flackerten auf. Hinter mir befand sich die Kapelle. Wie jedes Mal versuchte ich die Tür zu öffnen, doch ohne Erfolg. Kaum berührte ich Türknauf, durchfuhr mich ein Stromschlag. Fast als wollte etwas oder jemand mich am eintreten hindern. Der Nebel verdichtete sich, als die Lichter um mich herum ausgingen. Angst stieg in mir auf, als ein Schrei die Nacht durchfuhr. Panisch zuckte ich zusammen, als die Lichter in der Kapelle wieder zu leuchten begannen. Genau wie damals als mich das Mädchen gerettet hatte.

„Roselle!" Dieselbe Frau sprach zu mir. Eine tiefe Verzweiflung lag in ihrer Stimme. Es war als würde ihre Verzweiflung auf mich über gehen. Tränen traten in meine Augen, als der Traum sich abermals änderte.

Regen peitschte auf mich nieder, tief unter mir toste das Meer. Ich stand am Rande einer Klippe, vor mir eine Gestalt, die sich in dichtem Rauch aufhielt. Wer es war wusste ich nicht, das Gesicht konnte ich nicht erkennen. Stimmen waren zu hören, verzerrt und irgendwie unwirklich. Die Person vor mir bewegte sich so plötzlich, dass ich es kaum wahrnahm. Arme schlangen sich um mich, als mir jemand etwas ins Ohr flüsterte. „Verzeih mir Roselle..." Dann verpasste sie mir einen heftigen Stoß, der mich in die Tiefe riss. Der markerschütternde Schrei einer Frau war zu hören, ehe ich in das eiskalte Wasser viel.

Keuchend wachte ich auf. Schon wieder derselbe Traum. Das dritte Mal in dieser Nacht. Warum ich immer wieder dasselbe träumte war mir schleierhaft. Vielleicht spielte mir meine Phantasie einen Streich. Nach der ganzen Geistergeschichte vom Wochenende würde mich das nicht wundern. Wenn es überhaupt ein Geist gewesen war. Laut Bennett und Lennox handelte es sich lediglich um eine Einbildung meinerseits. Seufzend streifte ich die Decke von meinem Körper und setzte mich auf die Bettkante. Elodie schlief tief und fest, eingekuschelt in ihre Bettdecke. Es wunderte mich, dass sie nicht jedes Mal aufwachte, wenn ich wieder einmal aus dem Schlaf aufschreckte. Leise erhob ich mich und schlich herüber zum Schrank um mir frische Sachen anzuziehen.

Mein Schlafanzug war nassgeschwitzt und klebte an meinem Körper wie Klebeband. Am liebsten wäre ich jetzt erst einmal unter die Dusche gesprungen, doch war es dafür bereits zu spät. Also blieb mir nichts anderes übrig als mich leise umzuziehen und wieder schlafen zu gehen. Hoffentlich ohne weitere Albträume.

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