Geburtstag

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Völlig verkatert stieg ich aus dem Bett, zog mich an und lief ins Wohnzimmer. 

Ich blickte mich überrascht um, als ich einen Kuchen und ein kleines Geschenk auf dem Tisch entdeckte. 

Johnny, saß auf dem Sofa, stand auf und kam zu mir. 

Er umarmte mich. ,,Alles gute zum Geburtstag", hauchte er. 

,,Woher weißt du das? Ich habe das nie erwähnt! Ich hasse meinen Geburtstag!" 

Er blickte mich kurz an, dann schob er mich auf einen Stuhl. 

,,Eigentlich wollte ich dir einen schönen Tag machen, aber wenn du nicht willst, können wir es auch lassen. Einen Kuchen können wir doch essen." Sein Blick wanderte zu dem kleinen Geschenk. Es schien, als sei es ihm wichtig, dass ich es öffnete.

,,Gut, zum Feiern habe ich sowieso niemanden und vielleicht kommt Ann später mal vorbei! Aber woher weißt du das ich Geburtstag habe?"

Ich nahm das kleine Geschenk in die Hand, schüttelte es und drehte es ein paar Mal hin und her. 

,,Keine Ahnung, ich hab's im Internet gelesen."

Misstrauisch hob ich eine Augenbraue. ,,Ach ja. Und was hast du sonst noch so über mich gelesen?" Belustigt zog ich an der roten Schleife des Geschenks.

,,Ach da war noch so einiges wie-"

,,Okay nein, ich will gar nicht wissen was da alles über mich steht!" 

Nun öffnete ich ebenfalls das Geschenkpapier. Eine schwarze kleine Schachtel lag nun in meinen Händen. Ich öffnete die Schachtel. 

Augenblicklich musste ich grinsen. Eine goldene Kette lag darin, als Anhänger hing ein Hund daran. Auf dem Hund standen Johnnys, Snows und mein Name. 

Johnny nahm sie vorsichtig aus der Schatulle und legte sie mir um. ,,Ich liebe dich", hauchte er und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

,,Danke", murmelte ich, ,,aber nächstes Jahr kein Geschenk mehr, ja?"

,,Was ist denn passiert das du deinen Geburtstag so hasst? Nur wenn du es mir sagen willst."

,,Ach mein Geburtstag. Es ist wohl einfach der schlimmste Tag in meinem Leben. An meinem achtzehnten wurde ich aus dem Haus geschmissen, ohne jegliche Vorwarnung. Vor ein paar Jahren starb meine Hündin, an meinem Geburtstag. Mal sehen was dieses Jahr passiert", seufzend lehnte ich mich in dem Stuhl zurück.

,,Also mich wirst du dieses Jahr sicher nicht mehr los", grinste Johnny.

,,Na dann bin ich ja beruhigt! Vielleicht ist dieses Jahr dieser Kater eine Strafe?"

Wir lachten und aßen beide von dem Kuchen. 

Ein Klingeln ertönte, Johnny stand auf und kam mit einer grinsenden Ann zurück. 

,,Na wie geht es dir?" Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und nahm sich ein Stückchen Kuchen. 

,,So wie es mir an meinem Geburtstag eben geht", meinte ich stirnrunzelnd. 

Sie seufzte.

Eine Stille breitete sich in unserem Wohnzimmer aus. Plötzlich erklang das Klingeln meines Handys.

Schnell hob ich ab, verschwand im Schlafzimmer und telefonierte dort gut eine halbe Stunde. Ich hatte die Filmrolle bekommen! Dieses Mal war es ein Horrorfilm und ich liebte Horrorfilme. 

Grinsend kam ich aus dem Schlafzimmer zurück, bereit meinen beiden Liebsten Bescheid zu sagen. Doch das was ich nun sah, vertrieb meine Freude schlagartig.

So schnell wie die Erkenntnis gekommen war, so schnell war auch die Übelkeit da. Ich begab mich sofort ins Badezimmer und hing wohl ein bisschen zu lange über der Toilette. 

Krampfhaft versuchte ich mich zu beruhigen, nicht in Tränen auszubrechen. Ich sank auf dem Badezimmerboden zusammen. Hörte Johnny wie er nach mir rief, doch ich ignorierte ihn. 

Von wegen ich würde ihn heute nicht verlieren! Ich hasste meinen Geburtstag! Warum hatte ich verdammt nochmal gedacht, Johnny würde mich lieben. Er hatte mich sicher einfach nur ausgenutzt. 

Nun konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Er hatte meine verdammte beste Freundin geküsst.

Er hatte sie einfach geküsst.

Wieso war ich nur so leichtsinnig? Warum dachte ich, irgendjemand würde mich wirklich lieben. Warum dachte ich, meine Freundin würde mir immer treu bleiben.

Doch anstatt der Treue, die wir uns gegenseitig schworen, küsste sie sich mit meinem Freund. Mit meinem ehemaligen Freund. Ich hatte Johnny meinen Freund nennen können.

Ich war nicht mit ihm zusammen gewesen um berühmt zu sein, ich war mit ihm zusammen, weil ich ihn liebte, ich hatte seine Nächte, welche er mit trinken von Alkohol verbrachte, akzeptiert. Hatte mich selbst wieder zum Alkohol verleiten lassen.

Warum schien es mir, als wäre er der einzige Mensch auf der Welt, welcher mich nicht für das verurteilte, was ich ihm sagte oder eben nicht sagte.

Ich hatte ihm nie erzählt das ich kurz vor dem Selbstmord stand, ich hatte ihm nie wirklich gesagt, wie manch andere Narben auf meinem Arm entstanden, das war nicht nur ich selbst. Ich hatte ihm nicht gesagt, warum ich Schauspielerin werden wollte, nicht die Wahrheit. Und ihn interessierte es auch nicht, worüber ich froh war. 

Aber das er mit meiner ehemaligen besten Freundin rummachte, das hätte ich niemals von ihm oder meiner Freundin erwartet.

Jetzt musste ich mir wohl doch noch eine neue Wohnung suchen. Musste ich wieder alleine leben, ohne Liebe, ohne Freunde. Ganz alleine.

Ich setzte mich auf, stand mühsam auf und blickte in den Spiegel. Furchtbar sah ich aus, doch das war mir egal. 

Kokain schoss es mir durch den Kopf. Ganz sicher nicht. Nie wieder Drogen, außer Alkohol. Das war okay. Vielleicht würde ich ja irgendwann mal an Überdosis verrecken?

Kurz atmete ich tief durch, schloss die Badezimmertüre auf, fand einen zusammengekauerten Johnny davor. 

Er blickte mich ängstlich an. ,,Ley, bitte, ich-", ohne ihn weiter zu beachten ging ich an ihm vorbei, in das Gästezimmer, schloss die Türe ab und legte mich auf das Bett.

Ich brauchte Ablenkung. Ann konnte ich nicht schreiben, ganz sicher nicht, Johnny auch nicht. Wen hatte ich nun noch? 

Snow! Ich hatte Snow. Meine kleine Snow. 

Vorsichtig sperrte ich die Türe wieder auf, rief nach ihr. Sofort kam sie schwanzwedelnd angerannt. Ein weiteres Mal schloss ich die Türe und setzte mich auf mein Bett. 

,,Du hörst mir doch zu und verrätst mich nicht, richtig? Du bist das Beste was es gibt, Snow." Ich kam mir nicht minimal komisch vor mit ihr zu reden, sie verstand mich nicht, aber das war doch das Schöne? ,,Weißt du, Johnny hat sehr viel Scheiße gebaut. Vielleicht habe ich das auch getan, ohne es zu merken? Ann hat mich ebenfalls verletzt. Snow, soll ich hierbleiben oder gehen? Johnny würde es nicht zulassen das du gehst und ich würde es nicht zulassen das du bleibst. Soll ich irgendwem sagen das Johnny und ich getrennt sind? Nein ganz sicher nicht. Das würde dann wieder die ganze Welt erfahren. Oh Snow... Warum habe ich nur keine Freunde? Was habe ich falsch gemacht?" 

Entpowert schloss ich meine Augen.

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Happy Birthday Johnny <33 (09.06.2022)

Eine Flasche zu viel (Johnny Depp FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt