Bitte

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,,Kannst du bitte kurz mit ins Wohnzimmer kommen?" Kurz blickte er mich an, dann huschte sein Blick zur Uhr. Wie lange hatte ich bitte mit Parch geschrieben? Das war doch niemals eine halbe Stunde?

Ich konnte Johnny nicht ansehen, nickte aber, lief ihm hinterher, darauf bedacht ihn einfach nicht anzusehen. Es war schwer. Verdammt schwer.

Plötzlich blieb er stehen, was ich nur aus dem Augenwinkel vernahm.

Langsam drehte er sich um, ich blickte kurz auf, ein letztes Mal schloss Johnny seine Augen, öffnete sie wieder. 

,,Darf ich dir alles erzählen, ohne dass du dazwischenredest?" Fragte er mich, noch immer sah ich ihn nicht an. Wieder nickte ich, dieses Mal genervt.

Johnny holte tief Luft. ,,Du bist ins Schlafzimmer gegangen, Ann und ich saßen beide am Tisch. Sie hat mich die ganze Zeit angestarrt. Ich habe sie gefragt was los sei. Plötzlich ist sie aufgesprungen, und hat mich geküsst. In dem Moment kamst du wieder. Ich war geschockt. Konnte mich nicht bewegen, ich hatte Angst, Panik. Vorher hast du gesagt einfache Worte würden nicht reichen, damit wir wieder zusammen sind, da dachte ich, ich mache uns ein Mittagessen und vielleicht willst du dir später für Snow etwas aussuchen? Als Entschuldigung, wenn du eine bessere Idee hast, dann sag es mir. Bitte. Ich habe keine Idee wie ich das gut machen soll... Was soll ich denn machen?" 

Mein Blick glitt nun doch zu ihm hoch. Er war verzweifelt. Aber erschreckend, oder doch schön, war, dass es so aussah, als hätte er gestern nichts getrunken!

,,Heißt das, Ann hat dich geküsst? Du bist nicht schuld?" Konnte ich ihm glauben? Warum sollte Ann das tun, sie war doch sonst nicht so? Nie hatte sie so etwas getan! Wieso war sie denn plötzlich so gemein? Aber sie hatte es im Internet verbreitet, nicht Johnny. 

,,Das hat sie. Nein, ich bin nicht schuld! Ich habe sie, als du im Bad verschwunden bist, angeschrien okay? Angeschrien! Aber sie hat nur gelacht. Dann habe ich ihr gesagt sie solle gehen, also nahm sie ihre Tasche und verschwand. Es tut mir leid! Bitte, verzeih mir. Bitte..." Noch verzweifelter griff er sich an seinem Bart, fuhr sich durch seine offenen Haare. Atmete ängstlich tief durch.

,,Wenn das wirklich so war, dann trägt dich keinerlei Schuld. Du musst dich dafür doch nicht entschuldigen. Übrigens meinte ich mit meinem Vortrag nicht das du mir etwas geben musst, sondern dass du dich ausdrücken sollst, wie du dich fühlst. Du solltest nicht die ganze Zeit sagen, es tut mir leid", grinste ich. 

Erleichtert atmete er aus. 

Glücklich das er wohl keine Schuld hatte, fiel ich ihm in die Arme und drückte ihn feste an mich. 

,,Dann tut es mir leid, dass ich so gemein zu dir war", seufzte ich. Aber es hatte mir wehgetan!

,,Und dann weißt du ja jetzt, wie es sich für mich angefühlt hat, als du erzählt hast, wie Parch dich geküsst hat."

Ich hatte diesem Arsch wieder geschrieben. Sicher würde ich das irgendwann bereuen. Parch dachte ich hätte ihm verziehen. Ob er mir jetzt doch noch etwas öfter schreiben würde? Hilfe, bitte nicht.

,,Lass uns doch jetzt was essen!" Seufzte ich grinsend und setzte mich an den Tisch. Auf meinem Teller lag eine rote Rose. Glücklich nahm ich sie in die Hand roch an ihr. 

,,Danke Johnny", murmelte ich, während er sich gegenüber von mir setzte. 

,,Nichts zu danken, Liebes!"

Wir begannen unser Essen zu essen. 

,,Gehen wir mit Snow Gassi? Ich glaub sie muss mal raus." Lachte ich und stopfte mir noch mehr Nudeln in den Mund.

,,Wir machen alles was du willst, Liebes", grinste er. 

Warum war Johnny nur so süß? Und dieses Wort. Es war einfach das Beste der Welt.

Schmunzelnd legte er seine Gabel richtig auf den Teller, ich tat es ihm gleich. Wir hatten fertig gegessen. 

Snow schien uns vorher gehört zu haben, denn sie saß, uns erwartungsvoll anblickend, neben dem Tisch. Johnny und ich brachten unsere Teller in die Küche.

Dann nahm ich Snows Leine, leinte sie an und schon standen wir draußen auf dem Bürgersteig.

Johnny legte einen Arm um meine Schulter, ich meinen um seine Hüfte, während ich Snows Leine mit der rechten Hand festhielt.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, das uns die Menschen noch mehr anstarrten als davor schon.

Ein ziemlich junges Mädchen stellte sich mit großen Augen vor uns hin. In der einen Hand hielt es ein Eis, in der anderen ein kleines Buch. 

,,Mummy, ist der eine nicht der aus Alice im Wunderland, und die da, ist das nicht die aus dem anderen Film? Mummy?" Eine braunhaarige Frau lief dem Kind hinterher, warf uns einen Blick zu, deuten konnte ich ihn nicht. 

,,Ja, das sind sie. Johnny Depp und Leya Kane." Sie kniete sich zu dem Mädchen herunter. Von dort sah sie kurz zu uns hinauf. ,,Seit ihr nicht getrennt gewesen?" Fragte sie und blickte wieder zu ihrer Tochter.

,,Eigentlich schon ja, aber das hat sich geklärt", lächelte ich freundlich.

Wie alt war das Mädchen? Acht Jahre? Neun?

,,Darf ich den Hund streicheln? Wie heißt er?" Die Augen des Mädchens leuchteten noch mehr als sie Snow erblickte.

,,Natürlich. Ihr Name ist Snow", meinte Johnny und nahm den Arm von meiner Schulter, ich meinen von seiner Hüfte. Das war auf Dauer wirklich unangenehm! 

Überglücklich gab das Mädchen ihrer Mutter ihre Sachen. Grinsend streichelte das Mädchen Snow. Die weiße Hündin leckte dem Mädchen einmal über den Arm.

,,Und wie heißt du?" Fragte ich.

,,Mein Name ist Kira." Sie blickte zu mir auf. ,,Ich mag dich total gerne. Kannst du in mein Freunde Buch schreiben? Und du auch, Johny Depp?" Hoffnungsvoll zog sie ihrer Mutter das Buch wieder aus der Hand und hielt es uns entgegen. 

,,Natürlich", meinte ich als erste. Mittlerweile hatte ich immer einen Stift dabei, nicht weil ich jedem ein Autogramm geben wollte, nein, genau für solche Momente. Wenn Kinder zu mir kamen und eines wollten. 

Ich nahm das Buch, ging in die Hocke und schlug eine freie Seite auf. Ich füllte die Lücken aus. ,,Wenn du willst, können wir ein Foto machen, das kannst du dann einkleben", lächelte ich Kira zu und gab Johnny das Buch weiter.

,,Ja", Kira sah zu ihrer Mutter, welche schon ihr Handy herausholte. 

Ich winkte Johnny hinzu. Zu dritt standen wir da, Kira in der Mitte. Die Mutter machte ein paar Bilder und Johnny widmete sich wieder dem Buch. 

Als er fertig war, gab er es ihr wieder zurück. 

,,Dankeschön!" Kira grinste und umarmte Johnny und mich feste. ,,Bis bald!" Grinsend verabschiedete sie sich. Sie und ihre Mutter liefen weiter, so gingen auch wir weiter unseren Weg.

,,Schon verrückt wen man so auf der Straße trifft. Von wem man aufgehalten wird", lachte ich leise. 

,,Ja, das ist ebenso. Aber dass sie schon deinen Film sehen durfte." 

Ich zuckte mit den Schultern. Vielleicht nahm das ihre Familie mit der Altersbeschränkung nicht all zu schlimm. Immerhin war der Film ab zwölf, und sie war sicher nicht mehr weit weg von dem Alter. Vielleicht maximal noch vier Jahre.

Eine Flasche zu viel (Johnny Depp FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt