Kapitel 9 - Matts

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Es ist mittlerweile Mitternacht als ich mich nach unten schleiche und Jaime eingewickelt in einer Decke im Wohnzimmer schlafen sah. Jetzt sieht sie wieder friedlich aus. Die Frage, was ich falsch getan habe, lässt mich einfach nicht los. Wie hat er es denn geschafft sie zu beruhigen?

„Papa?", flüstere ich leise und hoffe er hört mich irgendwie. Wo ist er denn? Nach einigem suchen finde ich ihn draußen auf der Terasse sitzend am Telefon sprechen – und rauchen. Er raucht doch sonst nicht, wundere ich mich. Ich habe ihn nur ein paar mal rauchen sehen, und das auch nur in immensen Stresssituationen.

„Mir ist bewusst, dass Sie nichts dafür können, aber so werde ich Jaime nicht zu Ihnen zurücklassen.", höre ich meinen Vater der anderen Person am Telefon sagen. „Nein. Wir reden hier von keiner Kleinigkeit, wir reden von körperlichen Missbrauch Janine".
Spricht er mit Jaimes Mutter?

„Ach ja? Wie oft hat er Ihnen schon versprochen trocken zu werden? Ich kenne diese Fälle doch. Ich habe lang genug als Polizist gearbeitet und sie ändern sich fast nie", sagt er verärgert und ist eine Weile ruhig. „Ja, ich werde morgen nochmal mit ihr sprechen".

Das reichte mir und ich ging leise zurück ins Wohnzimmer und schaute Jaime an. Es tut mir so leid. Es tut mir leid, was du durchmachen musstest und das ich dich daran erinnert habe.

Ich gehe nach oben sofort duschen, ich möchte nicht mehr danach riechen. Als ich aus der Dusche komme sehe ich zu, wie mein Vater Jaime in ihr Bett trägt. Ich gehe in mein Zimmer und setze mich erschöpft auf mein Bett. Ich kann das nicht mehr. Es ist Zeit etwas zu ändern. Ohne darüber nachzudenken, wie automatisch ziehe ich mein Handy aus meiner Jogginghose. Ich drücke auf den Chatverlauf mit Liv und sehe ein paar ungelesene Nachrichten und zwei verpasste Anrufe. Ohne auf diese zu antworten, oder diese auch nur zu lesen, ziehe ich den Entschluss und schreibe, was ich denke.

00:24 Uhr: Ich möchte das mit uns beiden nicht mehr. Tut mir leid.

Zugegebener weise ist es nicht viel, was ich ihr da gebe, aber dieser Schritt erfordert schon all meinen Mut. Mehr kann ich gerade nicht. Mehr braucht sie auch garnicht zu wissen, die umfassende Wahrheit würde sie nur unnötig verletzen – und das ist wirklich nicht nötig. Sie war immer gut zu mir, sie hat es nicht verdient, dass es ihr schlecht geht. Aber ich will sie eben nicht. Ich will sie nicht so, wie ich Jaime will. Als ich höre wie sich die Tür von Jaimes Zimmer öffnet, werfe ich mein Handy sofort auf mein Bett und eile auf den Flur, wo mein Vater sich schon nach mir umdreht.

„Geht es ihr besser?", frage ich ihn ungeduldig.
„Ich glaube schon", setzt er an „ihr wird es zumindest besser gehen. Dafür werde ich sorgen".
Ich antworte mit einem milden Lächeln. Dafür liebe ich meinen Vater, er gibt immer sein bestes jeden zu helfen. Ich frage mich, ob mein biologischer Vater auch so ist. Hat mein Erzeuger auch so ein reines Herz wie mein Vater?

Er merkt, dass ich in Gedanken versunken bin und fragt mich: „Ist bei dir alles gut?".
„Nein, aber ich bin auf dem Weg", antworte ich ihm ehrlich und in Gedanken versunken. Ich sah zu, wie seine Augen aufleuchteten, er freute sich enorm über diese Antwort.
„Kommst du morgen mit uns Boot fahren?"
„Ja"

Was denkt ihr, hat ihn überzeugt, es sich doch zu wagen, mit zur Bootsfahrt zu gehen?

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