Kapitel 16 - Jaime

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Nach vier Stunden lernen, platzt auch mir langsam der Kopf. Ich verfasse eine E-Mail an Herr Frey und sende ihm anbei meine bearbeiteten Mathe und Chemie Aufgaben, zur Korrektur. Was soll ich hier denn noch Monate lang machen? Vielleicht sollte ich mir wieder einen Job suchen. Oh Gott – vielleicht sollte ich erstmal meiner Arbeitgeberin über meine lange Abwesenheit in Kenntnis setzen. Nach dem ich in der Bücherei in meinem Heimatort Hamburg angerufen habe, um Bescheid zu geben, dass ich ein paar Monate nicht arbeiten kann, gehe ich runter ins Wohnzimmer, auf der Suche nach Louise. Ich höre sie auf der Terrasse mit Charlie diskutieren.

„Ich habe doch kein Problem damit, das ist nicht was ich sage", sagt Louise, während sie Charlie wütend anschaut.
„Was dann? Soll das Mädchen einfach zurück? Das kann dir doch nicht so egal sein, ich sage dir doch: Es ist zu gefährlich.", schreit er sie an wütend, dennoch nicht angsteinflößend an.
„Ich will doch nur wissen wieso, sag mir doch einfach nur was hier passiert. Das ist alles was ich will", sagt Louise ruhig, im Versuch die Situation zu lockern.

„Sie können es ihr erzählen Charlie", sage ich deutlich, während ich mich durch die Tür auf die Terrasse zwänge.
„Bist du dir sicher? Sie muss es nicht wissen", erklärt mir Charlie ruhig.
Ich nicke vorsichtig und ziehe mich zurück in die Küche um mir eine Kleinigkeit zu Essen rauszunehmen und gehe in mein Zimmer.

Nach einer halben Stunde klopft es an meiner Tür und Louise kommt herein.
Sie hat glasige, geschwollene Augen. Hat sie geweint?

„Es tut mir so leid, Jaime", setzt sie an „du kannst hier natürlich solange bleiben wie es nötig ist und wenn du reden willst bin ich immer für dich da. Charlie bestimmt auch".
Ich nicke ihr dankbar zu ohne etwas zu sagen, ansonsten wäre mir vermutlich nur ein Schluchzen herausgekommen. Als sie sich gerade mit einem leichten Lächeln auf den Lippen der Tür zuwendet, sage ich: „Ich hatte dich vorhin gesucht, ich würde gerne arbeiten. Vorher hatte ich in einer Bücherei gearbeitet, weißt du ob hier in der Nähe vielleicht Aushilfen in einer Bücherei gesucht werden?", frage ich Louise.
„Zehn Minuten zu Fuß von hier ist eine Bücherei, ich weiß aber nicht ob Aushilfen gesucht sind"
„Kannst du mir die Adresse geben?", frage ich sie erfreut.
„Komm ich fahr dich mal schnell hin", sagt sie mit einer Handbewegung Richtung Tür.

Schon nach einer viertel Stunde erfahre ich die Antwort, worauf ich sichtlich erfreut reagierte.
„Wirklich? Danke!", rufe ich Josy fröhlich zu. Josy arbeitet ebenfalls in der Bücherei und hat mir soeben versichert, dass ich ab nächster Woche anfangen kann.
Anschließend laufe ich mit Louise zurück zum Auto.

„Ich finde es wirklich toll, dass du arbeiten möchtest"
Ich lächele ihr zaghaft als Antwort zu.
„Möchtest du nach der Schule auch noch in einer Bücherei arbeiten?"
„Nein, ich denke ich möchte Literatur studieren"
„Das ist schön", sagt sie, ehrlich erfreut.
„Was möchtest du heute kochen? Kann ich dir helfen?"
„Ich weiß es noch nicht, hast du eine Idee?"
„Nicht wirklich, ich kann nicht richtig kochen. Ich hatte gehofft du bringst mir was bei"
„Na klar", entgegnet mir Louise. Sie scheint sich darüber zu freuen mir etwas beizubringen. Kann ich irgendwie verstehen, Matts fragt seine Mutter bestimmt nicht jeden Tag ob er ihr beim kochen helfen kann.

Louise öffnet die Haustür. Matts steht im Flur und zieht seine Schuhe aus. Er sieht verschwitzt aus. Es ist als würde seine wunderschöne weiche Haut dadurch noch mehr zur Geltung kommen.
„Was geht?", fragt Matts.
„Wir haben Jaime einen Job in der Bücherei gefunden", erzählt Louise und strahlt dabei nahezu mehr als ich.
„Das freut mich", sagt er während er mich interessiert mustert. Sein Blick verharrt auf mir. Wieso wird mir so heiß? Und wieso denke ich jetzt an den Moment in der Dusche, verdammt. Große Nervosität, als auch Scham macht sich in mir breit und ich spüre wie mein Atem stockt. Am liebsten wäre ich jetzt mit ihm alleine. Alleine in seinen Armen. Alleine in seinem Zimmer. Alleine mit ihm, an mir, auf mir.

„Jaime? Geht's dir nicht gut?", fragt Louise besorgt. „Jaime? Komm setz dich hin", sagt sie während sie mich in die Küche auf einen Stuhl setzt.
„Ja, ja ist gut", antworte ich langsam, wieder zu Atem gekommen.
„Gut", murmelt sie beruhigt und verschwindet kurz im Wohnzimmer um ihre Tasche abzulegen. Matts Lippen bewegen sich behutsam zu meinem Ohr.

„Ist es wegen mir? Mach ich dich nervös?", flüstert er leise in mein Ohr und grinst breit.
Ich bekomme keine Gelegenheit zu antworten, da Louise schon zurückkommt und mir eine kleine Glasflasche mit Wasser aus dem Kühlschrank reicht. Ich nicke dankend und trinke einen Schluck, während Matts' Blick noch immer auf mir gerichtet ist. Er mustert mich von oben nach unten und schaut erfreut.

„Wir kochen jetzt Matts", sagt Louise und neigt ihren Kopf in Richtung Tür um ihn zu signalisieren, dass er jetzt gehen kann.
„Ich mach mit", sagt er während er meinen Zustand genießt.

Wieso Matts wohl aufeinmal am Kochen interessiert ist? ;)

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