Ohne dich

Kapitel 23 - Jaime

Es sind mit Sicherheit 3 Stunden vergangen seitdem wir im Wasser sind.

„Wollen wir wieder hoch? Ich würde dir gerne zuschauen wie du deine Unterwäsche ausziehst", höre ich ihn lüstern flüstern als er mit seinen Händen an meinem Hintern herumspielt. Ich glaube, dass ist das schönste und leidenschaftlichste Date was man haben kann. Er hebt mich etwas hoch und ich klammere meine Beine um seine Hüfte.
Ich spüre, dass sich in ihm mindestens genauso viel Lust befindet, wie bei mir. Als Antwort auf seine Frage küsse ich ihn und ziehe ihn mit aus dem Wasser. Barfuß laufen wir die Küste hoch.

„Ich habe letztens mit Herr der Ringe angefangen bevor du vorgestern gekommen bist. Zweimal gekommen bist", sagt er scherzhaft.
„Echt? Wie findest du's?", frage ich ihn neugierig und ignoriere seine Bemerkung. „Weiß nicht, fand's noch nicht so spannend, habe ja aber auch erst angefangen"
„Und ich dachte schon ich hätte meinen Seelenverwandten gefunden, Schade eigentlich"

„Ach echt? Das dachtest du?", fragt er mit ehrlicher Freude.
„Irgendwie denke ich das schon, ist das verrückt?"
„Aufjedenfall"
Enttäuscht blicke ich zu Boden während wir weiter bergauf laufen.

„Ich denke es auch", murmelt er und nimmt meine Hand bevor er mich zu sich zieht und küsst. Er schmeckt nach frischen Früchten, dabei hatte er doch zuletzt Pizza gegessen, denke ich. Vielleicht kommt das von der Ananas. Ich hätte ihn nicht für den Pizza Hawai – Typen gehalten, dass ist bis jetzt das abschreckendste an ihm.

„Was?! Was wird das!", höre ich eine Frauenstimme kreischen. Es ist ein blondes Mädchen, angelehnt an Matts' Auto. Matts schaut mich erschrocken und entschuldigend an. Was ist hier los?

„Finger weg von meinem Freund!", schreit sie mich von ein paar Metern Entfernung an während sie auf mich zuläuft. Irritiert löse ich meine Hand von Matts.

„Ich wusste ich würde dich hier finden, Baby. Aber wieso lenkst du dich denn schon wieder mit irgendwelchen ab? Ich verzeihe dir doch schon, kein Grund mich eifersüchtig zu machen, Babe", erzählt sie geradezu, als sie sein Gesicht in die Hände nimmt und ihn freudig betrachtet. Matts ist immernoch stumm. Verdammt Matts, sag endlich was. Mach, dass die Verrückte weggeht.

„Liv, dass ist jetzt wirklich unpassend", höre ich Matts flüstern. Unpassend? Liv? Die Liv von seiner To Do Liste? Die Liv, die er hätte abholen sollen? Nein. Es fühlt sich an wie ein Schlag in's Gesicht. Wie ein Schmerz, der brennt. Wie ein Schmerz, der deinen ganzen Körper ruckartig lahmlegt. Der dafür sorgt, dass du gerade überall lieber wärst, als in deinem eigenen Körper. Er hat eine Freundin. Ich war nur da, damit er sie eifersüchtig machen kann.

Geschockt renne ich nach vorne zur Küste um mir mein Kleid überzuziehen und meine Schuhe anzuziehen. Ich höre verblasst, als wäre ich Unterwasser, wie Matts meinen Namen ruft.

„Nein, fass mich ja nicht an!", schreie ich ihn tränenüberströmt an, als er versucht mich am Arm zu halten.
„Jaime, sie ist nicht meine Freundin. Da ist nichts." Kann das sein? Ist sie einfach durchgedreht? Bitte, lass Matts recht haben.

„Und wie da was ist!", schreit Liv ihn wütend an. „Warte mal, bist du nicht die Obdachlose?", höre ich Liv erschrocken fragen.
„Liv, was zur Hölle redest du da? Verpiss dich endlich", sagt Matts verdutzt.

Obdachlose? Oh mein Gott, sie ist das Mädchen vom Flughafen. Sie hatte am Telefon mit ihrem Freund ein Treffen ausgemacht. Mit Matts ein Treffen ausgemacht. Sie ist also wirklich seine Freundin. Es ist mir, als würde man mir mit einem Messer ins Herz stechen.

Ich nehme meine Handtasche und renne, bis ich irgendwann ein Taxi finde, was mich zur Bücherei fährt. Ich nehme es zurück, das ist jetzt mit Abstand das abschreckendste an ihm.

Ohje, arme Jaime. Glaubt ihr Matts?

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