„Ja, ich dich auch. Ich muss jetzt auflegen, muss noch Mathe machen", antworte ich meiner Mutter kurz bevor wir auflegen. Das war eine Lüge. Seit gestern Nacht lese ich, ohne auch nur ein Auge zuzumachen. Es ist 13 Uhr und ich habe schon „Der große Gatsby" und „Der Krieg der Welten" gelesen. Es klopft an meiner Tür, als ich mich gerade auf meinen Sessel setze um mit „Alice im Wunderland" anzufangen. Es ist eins meiner Lieblingsbücher seit der Grundschule.
„Hey, dachte du willst was essen", sagt Louise gut gelaunt und tritt mit einem Tablett in mein Zimmer. Darauf befinden sich Käserühreier mit Orangensaft.
„Danke dir", versuche ich ihr ebenfalls gut gelaunt zu entgegnen. Beim Anblick von Essen wird mir jetzt kotzübel. Es ist lieb gemeint, aber ich würde es jetzt nicht schaffen auch nur einen Bissen runterzukriegen.
Sie schließt die Tür, legt das Tablett auf meinen Schreibtisch und setzt sich auf den Schreibtischstuhl.
„Also, morgen geht's schon los was?"
„Hm?"
„Mit arbeiten?"Verwirrt schaue ich sie an, bis mir einfällt, dass ich morgen meine erste Schicht in der Bücherei habe. Wie konnte ich das vergessen? Wieso bringst du alles durcheinander? Beim Gedanken an seinen Namen, zieht es überall in meinem Körper.
„Ja stimmt. Ich freue mich", lüge ich. Vermutlich wird mir diese Ablenkung jedoch gut tun.
„Dann lass ich dich weiterlesen. Lass dich mal unten blicken", sagt sie und verlässt mein Zimmer, ohne eine Antwort abzuwarten.Ich setze mich langsam auf mein Bett und halte meinen Kopf an die Wand. Was macht er? Heute Nacht habe ich ihn auch nicht gehört. Normalerweise höre ich ihn leise atmen - ziemlich dünne Wände muss man dazu sagen.
Wie ferngesteuert klopfe ich mit meiner Hand gegen die Wand, die unsere Räume voneinander trennt. Es kommt keine Antwort – kein Zurückklopfen. Wo ist er denn?
Verwundert stehe ich auf und gehe auf den Flur. Ich klopfe noch mal an seine Tür und als keine Antwort kommt, trete ich einfach ein. Er ist nicht da. Ich gehe wieder aus seinem Zimmer uns schaue ob er im Bad ist – da ist er auch nicht. Wieso suche ich ihn überhaupt? Ich möchte ihn nicht sehen.
Aber ich möchte zugleich wissen, wo er ist. Wissen, dass es ihm gut geht. Eilig laufe ich die Treppen runter, wo Louise und Charlie im Wohnzimmer sitzen.
„Wo ist er?", frage ich sie hektisch.
„Keine Ahnung, ist aber schon nicht da seitdem ich heute früh nach ihm schauen wollen", antwortet Louise.
„Aber wo sollte er denn hin? Es ist Sonntag, wo ist er denn?"
„Liebes, ihm wird es schon gut gehen. Geh du in dein Zimmer, ich schreibe dir, wenn er wiederkommt"Ich verstehe nicht was los ist, alles was ich weiß, ist, dass mir Tränen über die Wangen laufen. Kraftlos vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und setze mich vorsichtig auf die Treppe.
„Alles wird gut", flüstert Charlie ruhig und umarmt mich, ohne mein seltsames Verhalten zu hinterfragen.
„Ich bin einfach nur zu müde, weißt du? Es ist einfach alles so viel"
„Ich weiß, aber es wird alles einfacher mit der Zeit", versucht er mich zu beruhigen, wobei ich mich frage, ob er überhaupt eine Ahnung hat, weshalb ich traurig bin. Aber es spielt keine Rolle, er gibt einem das Gefühl, dass er mich wirklich versteht und das reicht.Sein Hemd riecht nach frischer Wäsche, als ich mein Gesicht darin vergrabe.
Ich spüre, wie er sich langsam hebt, und versucht mich mit seinen Armen hochzuheben.
„Komm, du gehst jetzt lieber mal schlafen"Wo Matts wohl ist?
Lasst mich gerne wissen, wie euch mein Kapitel gefällt - in Form eines Kommentars oder eines Votes :)
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Ohne dich
RomanceJaime lebt in Deutschland, Matts in den USA, aber ein Zufall sorgt für ein Aufeinandertreffen. Sie ist auf ihrer Abifahrt in den USA, doch ein unglücklicher Vorfall verlängert ihre Reise, welche ihr ganzes Leben verändern sollte. Matts ist in ein...