Kapitel 15 - Matts

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„Lass die beiden bitte", sagt meine Mutter und zieht mich an meinem Arm zurück, als ich nach oben laufen wollte. Verwundert schaute ich sie an. Wie soll ich sie denn lassen? Ich höre ihr Schluchzen bis ins Wohnzimmer. Wütend ging ich in mein Zimmer. Es ist kaum auszuhalten, zu wissen es geht ihr nicht gut, aber nicht zu wissen weshalb. Im Versuch mich abzulenken greife ich nach meinem Handy. Wieder unzählige Nachrichten und verpasste Anrufe von Liv. Ohne mich diesen zu witmen gehe ich auf den Chat mit Kai. Er ist zwar nicht immer da, aber dann wenn es zählt, lässt er mich nie im Stich.

04:44 Uhr: Liv hat mir gesagt du hast Schluss gemacht.

04:46 Uhr: Ist alles gut? Sag Bescheid wenn ich kommen soll.

09:18 Uhr: Wach?

Ich lasse mein Handy in meine Hosentasche gleiten, schnappe meinen Autoschlüssel und gehe herunter. Ich höre Jaime immer noch weinen. Ich wünschte ich könnte etwas für sie tun, aber ich denke, sie würde heute ohnehin gerne alleine sein wollen. Ich versuche die Unruhe in mir zu unterdrücken, drehe mich zu meiner Mutter und sage: „Ich bin bei Kai".

Ich höre meine Mutter, wie sie mir viel Spaß wünscht, als ich die Tür schließe. Spaß? Ich glaube nicht, dass ich spaß haben kann, wenn Jaime leidet.

Mein Auto ist ein schwarzer BMW 3er E90 aus 2005. Es ist nicht das teuerste Auto, aber es gefällt mir. Und es war das einzige, dass ich mir noch leisten konnte. Ich hatte ein paar Jahre dafür gespart, ich gehörte leider nicht zu denjenigen deren Eltern einem einfach so eine S – Klasse schenken.

Nach 5 Minuten war ich bei Kai und stieg aus. Als ich klingelte öffnete er mir schon schnell die Tür. Er schien überrascht zu sein. Nachdem wir uns in sein Wohnzimmer setzten, sagte er, er müsse nochmal kurz telefonieren und verschwand in seinem Zimmer. Ich sah ein paar Snacks auf dem Tisch – hatte er Besuch erwartet? Kais Eltern sind selten da, da sie geschäftlich viel verreisen, deshalb ist Kai für gewöhnlich alleine Daheim. Als ich das Kissen auf dem Sofa richtete, sah ich einen rosafarbenes dickes Haargummi und legte ihn auf den Tisch.

„Sorry, war meine Mutter", sagt Kai als er auf mich zu läuft, immernoch ziemlich abwesend.
Ich frage mich manchmal, ob sich seine Beziehung zu seiner Mutter gebessert hat. Er redet nicht viel über seine familiäre Situation, aber vor einigen Jahren beichtete er mir, wie sehr ihn seine Familie, oder besser gesagt deren Abwesenheit, zusetzte. Er hatte noch nie eine sehr gute Bindung mit seiner Mutter, sie war schon so oft verreist als er noch ein kleines Kind war. In dieser Zeit war nur sein Vater für ihn da. Ich werde es nie verstehen wieso man Kinder hat, wenn man sich nicht genug um diese schert. In so Momenten bin ich mehr als dankbar von meinen Eltern adoptiert worden zu sein. Bessere Eltern hätte ich nicht haben können, und sie haben sich bewusst für mich entschieden und ihre Zeit in mich zu investieren. Ob das, wie ich mich mit ihrer Erziehung und investierten Zeit trotzdessen entwickelt habe für sie zufriedenstellend ist, ist nochmal eine andere Geschichte.

„Also, was ist passiert?", fragt er interessiert und reißt mich aus meinen Gedanken.
„Ich möchte nicht wirklich darüber reden, es ist aber schlussendlich vorbei", antworte ich ihm.
„Schlussendlich?", fragt er ungläubig in Gedanken versunken, als würde er gerade beginnen die ganzen Male zu zählen, in denen ich das in der Vergangenheit schon gesagt habe.
„Diesmal wirklich. Es ist vorbei, kein zurück mehr", antworte ich entschlossen.

„Wollen wir vielleicht für eine Runde auf den Basketballplatz?", frage ich und merke, dass er geistig abwesend zu sein scheint.
„Ich muss mich gerade wirklich ablenken...", sage ich daraufhin, in Hoffnung, dass er jetzt zustimmt.
„Das mit Liv tut mir echt leid", höre ich ihn leise und aufrichtig sagen.

„Willst du jetzt Basketball spielen oder nicht?", frage ich genervt und ignoriere, was er zuvor gesagt hatte. Wieso sollte es ihm leid tun? Ich bin doch der, der nicht mehr will. Ihm braucht da garnichts leidtun, ich bin nicht wegen ihr schlecht gelaunt. Aber das kann ich ihm noch nicht erzählen, ich muss erstmal schauen wie es weiterläuft. Er haut mir auf den Rücken und steht auf, womit er mir signalisieren will, dass wir jetzt losgehen.

Lasst mich gerne wissen, wie euch mein Kapitel gefällt - in Form eines Kommentars oder eines Votes :)

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