Kapitel 12 - Jaime

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„Hey, wir sind da", sagt Matts während er versucht mich zärtlich aufzuwecken. Es ist bestimmt schon 23 Uhr, denke ich als ich sehe, dass es draußen stockdunkel ist. Wir sind auf dem Rückweg unseres Bootsausfluges in einen Stau geraten und ich scheine wohl eingeschlafen zu sein.

„Trag du das rein", höre ich Charlie sagen. Matts nimmt seinem Vater ein paar Taschen aus der Hand. „Komm Jaime, ich bin nicht so geduldig wie manch anderer", sagt er während er Matts hinterherschaut. Hat er das mit mir und Matts mitbekommen? Ich greife nach Charlies Arm und schleife mich selbst aus dem Auto. „Gute Nacht" sage ich und gehe ohne ihn ins Haus, während er sich dem Kofferraum widmet.

„Naa Liebes, war es schön?", fragt Louise munter. Sie ist so eine herzhafte Person. Ich würde mich gerne mit ihr unterhalten, ich bin jedoch viel zu müde und nicke nur während ich mich die Treppen hochschleppe. In meinem Zimmer ziehe ich meine Kleidung bis auf die Unterwäsche aus. Um mir etwas anderes anzuziehen fehlt mir die Kraft. Nach ein paar Minuten unter der warmen Bettdecke schlafe ich schon ein.

Schweißgebadet wache ich auf, wobei ich versehentlich meinen Kopf an der Wand stoße. 3:50 Uhr, verrät mir der gelbe Wecker auf dem Nachttisch. Mein Kopf tut so weh, dass ich mir panisch die Hand an die Stelle drücke, die ich mir zuvor gestoßen hatte, um zu versuchen den Schmerz zu lindern.

„Ist alles okay?", höre ich aus einem immer größer werdenden Türschlitz.
Es ist dunkel, weshalb ich ihn nicht erkenne. Ich weiß trotzdem sofort, dass er es ist, da es sich sofort anfühlt als würde der Raum erwärmt werden. Ich antworte nicht. Ich höre wie sich die Zimmertür schließt und er sich an mein Bettende setzt.

„Du kannst mit mir über alles reden", sagt er während er mein Bein über der Decke streichelt.
„Es ist nichts, es war nur ein Traum"
„Was für ein Traum?"
„Von dir", fing ich an „und einem anderen Mädchen"
„Du hast mit ihr geschlafen", sage ich. Er sagt nichts mehr und atmet schwer.
„Es tut mir leid, ich bin einfach nur verunsichert", erzähle ich still.
„Wieso?", entgegnet Matts mir vorsichtig.
„Meine beste Freundin schlief mit jemanden, der mir wichtig war"
Es war einen Moment lang still, bevor ich fortfuhr.

„Wir waren beste Freundinnen, aber irgendwann hat sie angefangen jedem von meinem Vater zu erzählen. Sie hat mich jahrelang wegen meinem Gewicht aufgezogen, bis ich nichts mehr aß. Zum Schluss hat sie mir dann die einzige Person genommen, die ich je mochte", erzählte ich in einem Redefluss.
„Antoine?", höre ich ihn kalt fragen. Ich antworte nichts, aber das genügt ihm als Antwort.
„Er will dich doch zurück. Willst du ihn zurück?", fragt er mit beinahe emotionsloser Stimme.
„Nein", sage ich und drücke seine Hand. „Ich möchte wirklich nicht. Dort ist nichts, außer meiner Mutter. Ich habe dort nichts".
Eine Weile lang herrscht Stille. „Und das ist okay für mich. Jetzt habe ich noch dich. Das ist mehr als ich mir je erträumt hätte. Das reicht mir. Du reichst mir", flüstere ich ruhig.

Er steht auf, bis ich fühle, dass er vor mir steht. Er küsst mich sanft auf die Stirn und ich höre wie sich meine Tür öffnet, und daraufhin wieder schließt.

Hmm... es läuft etwas zu gut um wahr zu sein, oder?

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