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Drei Tage später schlenderte Remus bei seinem täglichen Spaziergang mit Julie zum ersten mal nicht zum Park, sondern in die andere Richtung. Die Autowerkstatt im Eschenweg waren eigentlich nur zwei Garagen nebeneinander, deren Decken hoch genug waren, um eine Hebebühne hineinzustellen. Neben Quinn arbeiteten hier noch zwei andere Männer, die aber beide nicht da waren, als Remus kam. 

Quinn fragte nicht nach Lily und James, er fragte nur, wie es so lief und ob Remus etwas cooles sehen wollte. Als er nickte, zeigte Quinn ihm einen beinahe komplett auseinander genommenen Motor. Remus hatte nicht gewusst, was eine Nockenwelle war, jetzt wusste er es. Es war für sein Leben nicht relevant, aber es war erfrischend, mit jemandem über Belangloses zu reden. Es fühlte sich gut an, normal. 

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Weniger als eine Woche nach dem Mittagessen mit den Jacksons holte ihn die Realität, dass er nicht normal war, wieder ein. 

Der erste Vollmond in Julies Leben kam, als sie drei Wochen alt war und Remus wusste noch immer nicht, wie er dieses Problem lösen würde. Er hatte die ganze Zeit gehofft, bis zu diesem Zeitpunkt Sirius zurück zu haben, aber Sirius war nicht hier, Remus hatte ihn im Stich gelassen. Sirius, Sirius, Sirius. 

Remus schüttelte sich. Diese Gedanken würden ihn nirgendwo hin führen. Es war der Tag vor der Vollmondnacht, heute Abend würde der Mond aufgehen und Remus hatte noch immer keinen Plan. Was er außerdem hatte, waren Kopfschmerzen. Stechende Kopfschmerzen, wie so oft, direkt vor dem Mond, aber dreimal so schlimm, denn jetzt hatte er zusätzlich einen chronischen Schlafmangel, wusste nicht so genau wann er das letzte Mal etwas gegessen oder getrunken hatte und Julie schrie, als würde man sie gerade bei lebendigem Leibe verbrennen.

Hilflos hielt er sie im Arm, versuchte sie zu schaukeln, aber dabei wurde ihm schwindelig und er verlor beinahe das Gleichgewicht. Er versuchte, sie zu füttern, aber er vergaß die Reihenfolge, in der die Ersatzmilch zubereitet werden musste und sie war unbrauchbar. Er konnte sie nicht auf die richtige Temperatur bringen, denn dazu träufelte er sich normalerweise etwas davon aufs Handgelenk, aber seine Körpertemperatur war kein verlässliches Thermometer mehr. Außerdem konnte er kaum etwas sehen, weil es hinter seinen Augen so weh tat. Schließlich schaffte er es doch, Milch zuzubereiten, aber sie wollte sie nicht. Ihre Windel war nicht voll, das hätte er mit seinen überragenden Sinnen sofort gerochen, was also war ihr Problem? 

Vielleicht hatte sie Angst vor etwas, vielleicht hatte sie Angst davor, wie er sich verhielt und er drückte sie an seine Brust, versuchte ihr ruhig zuzusprechen, aber sie schrie weiter und er wusste nicht, wie er das noch länger aushalten sollte, denn er hatte das Gefühl sein Kopf würde gleich platzen. 

Gegen fünfzehn Uhr gab er auf und ging den Weg, den er nicht hatte gehen wollen: Er stolperte die Treppe hinunter zu Edytas Wohnung. Er hatte ihre Hilfe von Anfang an dankend angenommen, aber er hatte sich immer vorgenommen, sie niemals als Babysitter auszunutzen, außer sie bot das explizit an. Aber er hatte keine Wahl. Er musste vor 18:00 Uhr zu seinem kleinen Bunker in Wales apparieren und irgendwo musste Julie die Nacht verbringen.

Er brauchte mehrere Anläufe, zu klopfen, denn seine gesamte Welt war weiß vor Kopfschmerz und er konnte nicht wirklich abschätzen, wie weit seine Hand von ihrer Tür entfernt war, aber anscheinend gelang es ihm doch irgendwann. Die Tür schwang auf, Edyta lächelte ihn freundlich an, dann wurde ihr Blick sofort besorgt. 

"Remus? Um Himmels Willen, was ist passiert? Komm rein, komm rein." Sir bugsierte ihn in die Wohnung, er wusste nicht so genau, was passierte, aber auf einmal waren seine Arme leer und Julies Schreien wurde leiser. Dann wurde ihm ein kalter Waschlappen auf die Stirn gedrückt, er stolperte rückwärts, bis er auf dem Sofa landete. Er war sich bewusst, dass sie mit ihm redete, aber ihre Worte drangen nicht zu ihm durch. 

Der Buchladen im LigusterwegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt