Zwei Tage später konnte Remus immer noch nicht glauben, dass es vorbei war. Voldemort war besiegt, endgültig.
Natürlich, unterm Strich, konnte er eine kleine pessimistische Stimme nicht abschalten, die sagte, dass es noch genug frei herumlaufende Todesser gab, also wer konnte schon so genau sagen, was die Zukunft brachte? Aber in den letzten zwölf Jahren hatte sich auch keiner von denen gerührt, also schob Remus den Gedanken weg. Niemand kannte die Zukunft und das Beste, was man tun konnte, war davon auszugehen, dass sie golden sein würde.
Nachdem Mary Harry am Sonntag noch direkt ins St Mungos gescheucht hatte, um ihn einmal komplett durchchecken zu lassen, hatte er definitiv einiges an Ruhe und Schlaf gebraucht. Am Dienstagabend jedoch sah alles danach aus, als würde er mit ein bisschen Zeit wieder ganz der Alte werden. Das einzige, was ihn wirklich runterzog (es war das erste, was er getestet hatte, nachdem Mary ihn aus dem Haus gelassen hatte), war dass er die Fähigkeit verloren hatte, Parsel zu sprechen. Aber, wie er optimistisch meinte, das sei am Ende auch nur eine Sprache, die er einfach wieder lernen konnte. Luke sah das kritischer, er hatte das irgendwann mal tatsächlich versucht, weil er auch mit Schlangen sprechen wollte, aber nach zwei Tagen wieder aufgegeben. Remus hatte ihm vorgeschlagen, Harry das vielleicht nicht direkt auf die Nase zu binden.
Wie auch immer, alles schien, als würde das Leben im Ligusterweg 32 wieder in normale Bahnen zurückfallen. Am Dienstagabend saßen sie alle gemeinsam beim Essen draußen im Garten. Mary hatte vorgeschlagen, zu grillen, woraufhin sich Jerry, der morgen erst wieder nach London fahren würde, spontan zum Essen eingeladen hatte. Die Freude war bei allen groß und so genossen sie den Abend in vollzähliger Runde zu sechst in vollen Zügen.
Mary war die Grillmeisterin, weil Remus zwar gut kochen konnte, aber ihn seine Intuition beim Grillen gnadenlos im Stich ließ und Sirius ohnehin nicht geduldig genug gewesen wäre, längerfristig auf irgendwas aufzupassen.
"Will noch jemand was?", fragte Mary gerade laut. "Es wären jetzt wieder Gemüsespieße fertig."
Harry und Luke tauschten bei dem Wort "Gemüsespieße" wenig begeisterte Blicke, aber Jerry schoss in die Höhe und holte sich noch einen.
"Na gut," Mary schob die Sachen, die noch auf dem Rost lagen, weiter in die Mitte, "dann ist das jetzt noch der letzte Rest."
"Sind da noch Würstchen dabei?", fragte Luke neugierig und reckte den Kopf. Mary grinste.
"Dass in dich immer noch Würstchen reingehen...", murmelte sie beeindruckt. Luke sah sehr selbstzufrieden aus. "Ja, zwei kleine sind hier noch. Brauchen aber noch einen Moment."
"Sind sonst alle fertig?", fragte Remus und sah in die Runde, die ein allgemeines Nicken zurückgab. "Fein, dann könnten wir den Tisch frei machen für eine Runde UNO, wenn ihr wollt?"
Alle nickten, auch wenn sich niemand bewegte und Anstalten machte, sein Geschirr wegzuräumen. Mary kehrte vom Grill zurück und ließ sich auf einen freien Gartenstuhl fallen. Von Samstag und einigen anderen Abenden in größerer Runde standen aktuell immer noch fast doppelt so viele Stühle um den Tisch herum, wie nötig gewesen wäre. Aber da man ja nie wusste, wann man sie wieder brauchen würde, hatte sich niemand genötigt gefühlt, sie wegzuräumen.
"Wozu haben wir Anti-Muggel-Zauber auf diesem Garten?", meinte Mary und kramte ihren Zauberstab heraus. Remus schmunzelte. Da hatte sie natürlich recht. Sie zauberten nicht viel, aber es entspannte sie alle sehr, dass sie sich keine Sorgen machen mussten, was sie sagten oder taten, weil entsprechende Filter dafür sorgten, dass die Muggel in den benachbarten Häusern nichts von dem mitbekamen, was sie als ungewöhnlich geoutet hätte. Nun ja, als ungewöhnlicher. Das Bild einer Standardfamilie hatten sie ja ohnehin nie erfüllt.
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Der Buchladen im Ligusterweg
FanficIm Ligusterweg gibt es einen Buchladen. Harry war nie drin, das hat ihm Tante Petunia verboten, aber er weiß, dass es ihn gibt. Er gehört einer kleinen Familie - der Vater arbeitet im Laden, die Mutter ist Lehrerin an seiner Schule, die Tochter zwei...