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Die Ladenglocke klingelte und Remus sah auf. Es war ruhig im Buchladen, kurz vor der Mittagspause und keine Zeit, zu der der große Andrang war. Yuna würde erst heute Nachmittag dazu kommen und so saß Remus allein hinter dem Verkaufstisch und betrieb Inventur, während zwei Stammkundinnen sich einen Raum weiter durch die Biografien schmökerten. 

Die Ladenglocke klingelte erneut, als die Tür von innen wieder geschlossen wurde und Remus legte überrascht seinen Kugelschreiber zur Seite. 

"Quinn", grüßte er seinen Freund erstaunt. "Was treibt dich her?" 

Quinn war alles andere als eine Leseratte. Remus hatte ihn in der ganzen Zeit, in der sie sich kannten - und das waren inzwischen nunmehr beinahe elf Jahre - vielleicht zehn mal hier gesehen und jedes einzelne davon war zum Zweck gewesen, Remus zu finden. 

"Ich suche Sirius", sagte er, sehr zu Remus' Verwunderung, der eigentlich davon ausgegangen war, dass Sirius arbeiten war. Bei Quinn. 

Es waren inzwischen zehn Tage vergangen, seit sie Regulus in der Höhle gefunden und in den Ligusterweg gebracht hatten. Jetzt lag er oben in Jerrys Zimmer - oder naja, lag war nicht der richtige Ausdruck. Jetzt schwebte er oben in Jerrys Zimmer wenige Zentimeter über dem Bett. Bis auf seinen Standort hatte sich an seinem Zustand rein gar nichts verändert. Und obwohl Remus, Sirius, Mary und sogar Kreacher selbst eifrig recherchierten, hatte noch niemand einen wirklich guten Vorschlag gefunden, wie man ihn aus der Zeit auftauen konnte. Beziehungsweise, vor allem, wie man verhindern würde, dass der Zeitraffer ihn umbringen würde, wenn sie es taten. Das Auftauen selbst war nicht so kompliziert. 

"Ich hatte ehrlich gesagt gedacht, er wäre in der Werkstatt", erklärte Remus etwas entschuldigend. Quinn verzog den Mundwinkel. 

"Er ist unzuverlässig in letzter Zeit", sagte er vorsichtig. "Ist bei euch alles ok?" 

Remus seufzte leise. 

"Sein Bruder ist...krank", versuchte er die Situation zu umschreiben. Quinn wusste zwar im Grunde über die ganze Zaubererwelt-Sache bescheid, aber Remus war sich nicht sicher, wie er von einem Elfen in der Zeit eingefroren, um vor dem Ertrinken und Zombies gerettet zu werden erklären sollte. Oh und übrigens, es gibt Elfen. Und Zombies. Plus, dann kamen ja noch die beiden Damen bei den Biografien zu, die vermutlich spitzere Ohren hatten als Kreacher. "Ich glaube, er ist ein bisschen durch den Wind." 

Quinn nickte verständnisvoll. 

"Das ist verständlich", räumte er ein, wirkte allerdings immer noch etwas betreten. "Es wäre trotzdem gut, wenn er bescheid sagen könnte, wenn er nicht kommt? Also..." Er rieb sich am Nacken, wie er es immer tat, wenn er nicht wusste, wie er etwas formulieren sollte. "...also, wenn es ihm nicht gut geht oder er sich um Kram kümmern muss, dann ist das ja ok, wenn er frei braucht. Aber es wäre schon gut, das zu wissen, damit wir anderen dann damit planen können. Grad ist es ein bisschen schwierig, Aufträge fertig zu bekommen, wenn er einfach..." 

Remus nickte. 

"Natürlich", sagte er schnell. "Er hat Kram, aber ihr braucht Planungssicherheit und er hat einen Job, wo er nicht einfach kommen und gehen kann, wie er will. Ich werde mit ihm reden."

Quinn nickte erleichtert. 

"Ich will auch absolut nicht der Chef sein, der seine Angestellten zwingt, zu arbeiten, egal was ist", schob er schnell noch hinterher. "Wir können an der Stelle immer zu irgendeiner Lösung kommen..."

"Quinn, du musst dich nicht rechtfertigen", beruhigte Remus ihn. "Wir sind erwachsene Leute, Job ist Job. Ich wäre auch sauer, wenn Yuna einfach nicht zu ihren Schichten auftaucht, ohne bescheid zu geben. Ich trete meinem werten Mann mal in den Hintern." 

Der Buchladen im LigusterwegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt