"Warum zur Hölle können die Eulen die Briefe nicht einfach in den Briefkasten schmeißen?", fragte Mary wenig begeistert, als sie das Küchenfenster öffnete, um einen riesigen Uhu hereinzulassen. Er schuhute entschuldigend und sie verdrehte die Augen, bevor sie ihm sanft über den Kopf strich. "Nichts gegen dich, du machst deinen Job prima."
Sie nahm ihm die beiden Briefe ab, dann sah sie sich suchend um, bis sie eine Packung Haferflocken entdeckte, von denen sie der armen Eule ein paar anbot, die sie dankbar fraß, bevor sie wieder zum Fenster hinaus flog.
"Dürfen Eulen Haferflocken fressen?", fragte Sirius neugierig, der am Küchentisch saß und auf seinem Stuhl kippelte, während er den Guardian las. Für eine Weile hatten sie die Times gelesen, aber seit die bei der letzten Wahl die konservative Partei unterstützt hatte, hatten sie alle genug Predigten von Quinn gehört, dass sie jetzt auf den eher Richtung Labour tendierenden Guardian umgestiegen waren.
"Ich glaube, jede Eule, die schon einmal etwas beim Frühstück in Hogwarts überbringen musste, hat einen Magen aus Stahl", antwortete Mary sorglos. "Natürliche Selektion und so. Was die da alles zugesteckt bekommen, ist unglaublich."
Remus schmunzelte und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.
Lukes Geburtstag war inzwischen drei Wochen her, es war Sonntag und sie saßen zu dritt beim Frühstück. Ihr jüngster Sohn war nicht da, er hatte bei Hannah übernachten dürfen und würde vermutlich erst am frühen Nachmittag wieder nach Hause kommen.
"Von wem sind die Briefe?", fragte er neugierig. Sie bekamen äußerst selten Eulenpost. Gelegentlich von Harry, aber er war kein begeisterter Schreiber, also passierte das recht selten. Ab und zu schrieb Minerva, aber sie tendierte eher dazu, unangekündigt auf ihrer Türschwelle zu stehen.
Mary setzte sich wieder an den Tisch und griff nach ihrem Marmeladenbrot. Mit der anderen Hand drehte sie die Briefe in der Hand um. Eine skeptische Augenbraue wanderte ihre Stirn nach oben.
"Offizielles Hogwartssiegel?" Sie schmunzelte. "Großartig, vermutlich hat Harry wieder irgendeinen Unsinn gemacht."
Sirius schnappte sich den oberen Brief mit dem Siegel und riss ihn auf. Seine Augen überflogen den Inhalt.
"Lies doch einfach vor", drängte Remus, der es immer noch hasste, dass Sirius Briefe still las, wenn der Inhalt für andere auch interessant war. Sirius räusperte sich.
"Sehr geehrte Eltern", begann er, "aufgrund unerwarteter Ereignisse entfallen in diesem Schuljahr alle Prüfungen. Die Schüler fahren deshalb bereits am Samstag, den 19.06. zurück nach Hause. Sehr erfreut können wir Ihnen jedoch mitteilen, dass die Vorfälle über das Schuljahr hinweg aufgeklärt werden konnten. Alle versteinerten Schülerinnen und Schüler sind wieder wach und wohlauf und werden in bester Gesundheit ebenfalls am 19.06. wieder nach Hause fahren. Seien Sie versichert, dass die so proklamierte 'Öffnung der Kammer des Schreckens' ein Mythos war, ebenso wie die Kammer selbst. Wie erwartet handelte es sich bei der ganzen Sache um einen aus dem Ruder gelaufenen Streich, dessen Urheber bereits zur Verantwortung gezogen wurden. Der Sicherheit Ihrer Kinder bei einer Rückkehr im September steht also nichts im Wege. Gezeichnet, Albus Dumbledore, Schulleiter und so weiter und so fort..."
Kurz war es still um den Küchentisch, dann kramte Remus in seiner Hosentasche und legte eine Münze auf den Tisch.
"Zwei Pfund, dass es die Kammer sehr wohl gibt und dass das hier ein Versuch ist, das alles zu vertuschen", sagte er. Sirius legte den Brief und die Zeitung zur Seite und fischte in seinen eigenen Taschen, bis er etwas Geld fand.
"Fünf Pfund, dass Harry involviert war", konterte er. Mary lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, bis sie nach der Kleingeld- und Schlüsselschale greifen konnte, die hinter ihr auf einer kleinen Kommode stand.
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Der Buchladen im Ligusterweg
FanfictieIm Ligusterweg gibt es einen Buchladen. Harry war nie drin, das hat ihm Tante Petunia verboten, aber er weiß, dass es ihn gibt. Er gehört einer kleinen Familie - der Vater arbeitet im Laden, die Mutter ist Lehrerin an seiner Schule, die Tochter zwei...