Eine Woche später bereute Remus es bitter, den Einkauf in der Winkelgasse nicht weiter herausgezögert zu haben. Also naja, nicht wirklich. Auf der einen Seite war Luke mit seinem neuen Zauberstab (Ahorn und Drachenherzfaser) ein wahrer Wirbelsturm im Hause Lupin(-Macdonald-Potter-Black), hatte schon mehrere Vasen, Gardinen und einen Stuhl auf dem Gewissen und war in seiner Begeisterung, alles auszuprobieren, nicht aufzuhalten. Auf der anderen Seite war es auch furchtbar niedlich.
Wenige Stunden nach ihrer Ankunft zu Hause hatte Mary sich Luke geschnappt und ihm zwei einfache Zauber gezeigt (Alohomora und Wingardium Leviosa), die er üben konnte, wenn er denn unbedingt wollte. (Luke wollte nicht. Luke wollte lieber vollkommen ausgedachte Zaubersprüche rufen und sehen, wie sein Stab Funken sprühte.) Harry half insofern nicht wirklich, dass er nur immer mehr (vollkommen wirkungslose) Formeln vorschlug, die sein Bruder ausprobieren konnte. Remus hatte das Gefühl, dass er seinen eigenen Gefallen an Unfug durch Luke auslebte. Er und Mary waren sich einig, dass das alles Sirius' Verdienst war und er es jetzt auch ausbaden musste.
Blöderweise war Sirius nicht da. Er war von Regulus mit einer knappen Notiz in den Grimmauldplatz bestellt worden, wie häufiger in letzter Zeit. Seit Regulus die Hauselfen eingeschaltet hatte, brüteten die beiden häufiger abends oder am Wochenende über den gesammelten Informationen und bastelten Theorien zusammen.
Remus und Mary recherchierten ebenfalls ein wenig, aber ihnen beiden fehlte der absolute Abenteuerdrang und irgendwie hatten sich auch alle wortlos geeinigt, dass die Horkruxjagd hauptsächlich das Projekt der Black-Brüder war.
Am Sonntag, ein Tag nach dem Besuch in der Winkelgasse, beschloss Remus dann allerdings doch, dass er wissen wollte, auf welchem Stand die Suche war. Also überließ er Mary die beiden Quälgeister mit Zauberstab (sie musterte ihn amüsiert-anklagend und beschloss dann, den Zauberstab einfach zu konfiszieren, wenn noch etwas kaputt gehen sollte) und apparierte nach London.
Die Türglocke schellte laut durch den Flur und es dauerte einen Moment, bis drinnen Schritte zu hören waren und Regulus die Tür öffnete.
"Remus!", sagte er überrascht. Remus hob die Augenbrauen.
"Ich hatte mich angekündigt", erinnerte er ihn. Er hatte vor zwei Stunden eine Notiz geschickt, ob er vorbeikommen durfte und sogar eine (zugegeben recht knappe, aber vorhandene) Antwort bekommen, in so verschmierter Handschrift, dass er nicht mehr sagen konnte, ob es die von Sirius oder Regulus gewesen war. Letzterer schien kurz zu brauchen, um sich wieder daran zu erinnern.
"Oh, ja, richtig", meinte er dann, trat zurück und hielt die Tür ein Stück auf. "Komm rein."
Es war schon wieder fast einen Monat her, dass Remus hier gewesen war und inzwischen konnte man dem Haus beinahe ansehen, dass hier jemand wohnte. Der Flur war einer Grundreinigung unterzogen worden und es hingen nicht mehr überall Spinnenweben. Überrascht bemerkte Remus, dass der Teppich, auf dem er ging, in Wahrheit dunkelrot war und nicht matschig braun-gräulich. Es war deutlich heller, jetzt wo jemand die funzeligen Gaslampen geputzt und aufgefüllt hatte und wenn man mal von der Tapete absah, die immer noch von den Wänden blätterte, wirkte es beinahe heimelig.
Vor dem großen Portrait von Walburga Black am Ende des Korridors hing jetzt ein schwerer, dunkler Vorhang und Remus warf Regulus einen überraschten Blick zu.
"Ich hatte vielleicht kein so schlechtes Verhältnis zu ihr, wie Sirius, aber ich mochte sie definitiv nicht gerne genug, um ein lebensgroßes Portrait direkt im Eingangsbereich zu haben, das anfängt zu kreischen, sobald mein Bruder das Haus betritt", antwortete der nur, bevor er zügigen Schrittes aufs Treppenhaus zuschritt.
Auch hier waren neue Lampen angebracht worden und es war nicht mehr vollkommen düster. Regulus deutete auf die eine Wand.
"Ich hab überlegt, da einen Durchbruch zu machen und Fenster einzusetzen", berichtete er, während sie die Treppe hochstiegen. "Es ist die Außenwand und meine einzige Erklärung, warum da nicht schon welche sind, ist aus Respekt vor Vampiren, die zu Besuch kommen könnten." Er schnitt eine Grimasse und Remus fragte sich unwillkürlich, ob das ein Scherz war oder ob frühere Generationen der Blacks tatsächlich regelmäßig mit Vampiren verkehrt hatten.
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Der Buchladen im Ligusterweg
FanfictionIm Ligusterweg gibt es einen Buchladen. Harry war nie drin, das hat ihm Tante Petunia verboten, aber er weiß, dass es ihn gibt. Er gehört einer kleinen Familie - der Vater arbeitet im Laden, die Mutter ist Lehrerin an seiner Schule, die Tochter zwei...