Ich war froh zu sitzen, denn ich merkte schon wie meine Beine langsam zittrig wurden. Das Laufen und Stehen war einfach ziemlich viel auf einmal. „Sind sie bereit, Miss?" Völlig überrascht schaute ich aus dem Fenster raus, zu jemanden wo ich meinte, er wäre der Kutscher. „Ja." In der Eile vergaß ich ihn zu fragen, wo wir überhaupt hinfuhren, aber da nickte er bloß schon drei Soldaten hinter ihm zu und sie verschwanden aus meinem Sichtfeld und kurz darauf ruckelten wir los. Ich starrte einfach aus dem Fenster raus, viel zu lange habe ich die frische Luft vermisst. Diese paar Minuten mit Alex vor kurzen haben daran nicht viel geändert.
Wir ratterten über den gepflasterten Weg und kamen irgendwann in der Stadt an. Ich erkannte die süßen Häuser sofort wieder. In der Nähe des Tempelplatzes war wieder ein Markt und die Menschen liefen tratschend durch die Straßen. Wenn ich das hier so sah, war es als wäre nie etwas passiert. Es war alles so lebendig wie auch das letzte Mal als ich hier war. Das Certamen Disciplina II. Keine Ahnung ob ich dieses Erlebnis als positiv oder doch eher negativ für mich verbuche, dafür ist zu viel passiert. Wir hielten jedoch nicht dort und so ging die Fahrt weiter, bis ich langsam eine Vermutung hatte, wohin die Reise ging. Elima.
Als wir die Auffahrt hochfuhren spähte ich neugierig aus dem Fenster, aber niemand war auf dem Campus. Es war Vormittag, wahrscheinlich war jeder noch im Unterricht. Wir hielten vor meinem Wohnheim und erst da begegnete ich einer Person. Alex. Wir schauten uns kurz in die Augen und ich wusste nicht, was ich denken sollte. Der Kutscher kam dann zu mir und öffnete die Tür und mir blieb nichts mehr anderes übrig, als auszusteigen. „Pippa." „Was soll ich hier? Ich dachte, ich darf nicht herkommen." Stellte ich direkt die Frage, die mir auf der Zunge brannte. „Mom und Dad wissen auch hiervon nichts. Wir werden sowas von Ärger bekommen, aber Phil und ich wollten, dass du wenigstens deine Sachen von hier holen kannst. Also komm, bevor alle auf den Campus strömen und dich sehen." Er wies auf die offene Tür in mein Wohnheim rein und unterstützte mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Die drei Kerle der königlichen Garde folgten uns mit gebürtigen Abstand, aber ich musste trotzdem fragen, ob die wirklich nötig wären. „Wenn ich dich schon gegen einen Befehl der Königin aus dem Schloss schmuggle, dann wenigstens mit einem Sicherheitsstandard. Niemand soll wissen, dass du hier bist." „Ist die Garde dann nicht erst recht auffällig?" Fragte ich und kurz schien er nachzudenken, erwiderte aber nichts, denn wir waren schon vor meinem Zimmer. „Darf ich das alleine machen? Bitte?" Fragte ich ihn als er Anstalten machte mit rein zukommen, aber er nickte widerwillig. „In einer Viertelstunde kommt Phil mit dazu, wenn du dann noch nicht fertig bist, kommen wir rein." Akzeptierte er und ich nickte und schlüpfte durch die Tür.
Alles sah so aus wie damals. Wie lange war ich schon nicht mehr hier?
Ich strich über mein ordentlich gemachtes Bett, den Schreibtisch, der mit den Büchern vollgestellt war, die ich damals nicht mitgenommen hatte. Es war, als wäre ich nie weg gewesen.
Ich setzte mich auf mein Bett und betrachtete mein Zimmer, was solange Zeit jetzt mein zuhause war. Es fühlte sich komisch an wieder hier zu sein und doch auch gleichzeitig so vertraut. Ich hatte nicht mal wirklich Angst, obwohl hier Felian und Flora mich betrogen und belogen haben. Das hier war mein Rückzugsort und ich fühlte mich immer noch sicher hier. Ich seufzte und lief in meinen Kleiderschrank und packte die Kleidung in die Tasche, die mir Alex noch gegeben hat, sowie die restlichen Bücher, die ich damals nicht mitgenommen hatte. Ich legte Livs Lieblingskuscheltier daneben und ihr Körbchen und packte auch den Rest an nützlichen Dingen mit ein. Wo waren aber meine ganzen anderen Sachen? Die Bücher, die Excidium mir geklaut hatte und auch der Koffer den ich mit hatte beim Certamen? Ich sollte das wohl mal Alex oder Phil fragen.
Genau in dem Moment klopfte es und Phil lugte durch die Tür. „Wo ist mein lieblings Mädchen?" Fragte er und öffnete unsicher die Arme. „Hey." Erwiderte ich und lief langsam in seine Umarmung. „Hast du alles eingepackt?" Fragt er mich dann und ich nickte. „Schon, aber wo sind meine Sachen vom Certamen? Und ich hatte Bücher und Dokumente dabei, die ich jetzt nicht mehr finde.?" „Deine Klamotten müssten in deinem Zimmer sein, aber von Büchern weiß ich nichts. Ich kann aber mal nachfragen." „Es wäre wirklich wichtig!" Meinte ich eindringlich und er nickte. „Klar, mache ich noch heute. Hast du's dann?" Ich nickte abermals und fragte ihn dann, ob er meine Sachen runter bringen könnte, da ich mich zu schwach dafür fühlte. „Klar, geh schon mal runter zur Kutsche, ich werde mich darum kümmern." Versprach er und ich lief los. Doch auf halben Weg zum Ausgang, entschied ich mich dagegen. Ich wollte nicht zu den Soldaten gehen, die vor der Tür schon auf mich warteten und dann entschied ich mich in einer Kurzschluss Reaktion, dass ich nochmals in die Bibliothek wollte. Da der direkte Weg jedoch nicht ging und Alex und Phil mich niemals dorthin gehen lassen würden, geschweige denn, dass sie von der geheimen Bibliothek in der Bibliothek wussten, musste ich wohl dorthin schleichen.
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Die Chroniken der Arcani - Das Überleben
FantasyGerade hat sich Philippa an ihr neues Leben gewöhnt und Anschluss in der neuen Welt gefunden, da erschüttert sie ein gelüftetes Geheimnis nach dem anderen und wieder dreht sich Pippas Welt um 180°. Nur dieses Mal war es anders. Sie bezweifelte alle...