Kapitel 32

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Vor uns waren noch die Kämpfe auf Stufe 4 dran und so applaudierte ich bei jedem guten Schlagabtausch und freute mich als einer aus Artemia die Runde gewann. Ich jubelte für ihn, auch wenn seine Gegnerin aus Heliopos nicht ganz so begeistert wirkte. Ich lief zu ihm und streckte ihm die Hand entgegen. „Glückwunsch! Das war ein hervorragender Kampf!" Lobte ich ihn und schüttelte seine Hand, nachdem er von seinem Lehrer und Freunden beglückwünscht wurde. „Bei den Göttern, das Philippa Allington mich mal loben würde!" Er erstarrte in der Bewegung und seine Hand in meiner wurde schlaff. „Ja, aber entschuldige, ich kenne leider deinen Namen nicht." Entschuldigte ich mich, denn beim besten Willen konnte ich mich nicht an ihn erinnern, obwohl er mir ihn erst von wenigen Tagen gesagt hat, aber aus dem Gestotter wurde keiner schlau. „Er heißt Talin." Sprang einer seiner Freunde ihm bei und erklärte mir, dass ich Talins größtes Vorbild wäre. „Ist das so? Na dann fühl ich mich wohl geschmeichelt, nachdem du schon eine so tolle Leistung gezeigt hast." Entgegnete ich lächelnd und schüttelte weiterhin seine Hand. „Du bist beeindruckend, du bist perfekt!" Schwärmte er eine Oktave höher und bekam auch noch Schluckauf. Seine Wangen wurden feuerrot und er senkte beschämt den Kopf. „Danke. Vielleicht sehen wir uns ja bald mal wieder." Ich quatschte noch kurz mit ihm, als nach mir gerufen wurde und ich beinahe in Neven gerannt wäre, als ich mich schwungvoll umdrehte. „Heute mal ohne Schatten unterwegs?" „Sie sind anderweitig beschäftigt." Meinte ich ausweichend und er nickte. „Ja, mit Jubeln. Ich habs gesehen." Lachte er. „Du schlägst dich nicht schlecht. Ich bin schon gespannt auf deinen Wettkampf mit meiner Schwester. Ich weiß nicht wem ich es mehr wünsche zu gewinnen." Gestand er und fuhr sich mit seiner Hand durchs Haar. „Was sagt dir, dass ich soweit komm?" Fragte ich verblüfft und er beugte sich näher zu mir hin, legte seine Hand an meine Taille und flüsterte mir das nächste ins Ohr. „Du unterschätzt dich, Pippa. Ganz ehrlich, aber lass es bitte meine Schwester nicht wissen, dass ich dir gute Chancen hier errechne, sonst wäre ich ein toter Mann." Hielt er mich an und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus meinem Pferdeschwanz löste. „Wir sehen uns." Flüsterte er und ging seines Weges. Ich schaute ihm perplex und mit einem Kribbeln im Bauch nach, bis ich den Kopf schüttelte und zurück zu meinem Team ging, wo mich eine Überraschung erwartete.

Alex und Philipp waren bei mir! Und nicht nur sie. Ellie und Ari waren auch da. Jeder der Halbfinalisten rüstete wohl nochmal auf und tankte Kraft bei seinen Vertrauten, bevor es um den Einzug ins Finale ging. Ich spürte wie das Adrenalin in meinem Körper pulsierte und die Freude in meinem Herzen übersprudelte und auch die Nervosität. Die Arme meiner Brüder schlossen sich fest um mich und ich wusste wie sehr sie mich liebten.

„Wir wissen das wir toll sind, aber du kannst es ruhig öfter sagen. Das kann nicht schaden." Meinte Philipp schulterzuckend und mit einem Lächeln im Gesicht als ich sie fest an mich drückte. „Wir dachten an deinem großen Tag kann es nicht schaden ein paar mehr Verbündete zu haben, die dich anfeuern." Da hatte Alex vielleicht sogar recht. Die meisten aus dem Publikum waren natürlich aus Winanda und somit hätte Prinzessin Madelyn alleine deswegen schon einen Vorteil, wenn ich denn heute noch gegen sie antreten musste. Wir waren nur noch zu viert - Prinzessin Madelyn, einer ihrer Freunde, Prinz Adam aus Zelor und ich - und jeden Moment würde mein Gegner für das Halbfinale verkündet werden. Wir vier mussten uns auf das Podium stellen, schräg hinter uns unsere Lehrerteams und engsten Vertrauten und vorne mit einem Verstärkungszauber der Stimme der Moderator unseres Wettkampfes. Das Rampenlicht tat mir gar nicht gut und ich blickte ängstlich hinter mich. Alex nickte mir ermutigend zu und mein Blick schweifte weiter, zu Ellie und Ari die freudestrahlend sie an den Händen packte, sodass sie nicht die ganze Zeit wie ein Flummi auf und ab hüpfte und dann sah ich schräg hinter mir Prinz Neven, der mich anlächelte. Mir wurde wärmer unter seinem Blick, aber bevor einer von uns noch etwas dummes machen konnte, erklang die Stimme des Moderators, der nun ein Holotab in der Hand hielt. „Nun verkünden wir die Partner der Halbfinalduelle für den Wasserkampf auf Stufe 5. Die vier Halbfinalisten sind unsere geliebte Prinzessin Madelyn Havental-Crux von Winanda." Tosender Applaus und der höfliche Applaus des Königspaars. „Ebenfalls aus Winanda Lord Arkadian Selwick, Prinz Adam Galewyn aus Zelor und schließlich Philippa Allington aus Artemia." Wieder Applaus und ich hörte wie ein paar bei meinem Namen laut durch die Halle pfiffen und ich wank schüchtern ins Publikum. Daran würde ich mich wohl nie gewöhnen können. „Bleib ruhig stehen und zappel nicht so rum!" Tadelte mich Colton streng und sofort hörte ich auf mich hin und her zu wiegen um der Nervosität Ausdruck zu verleihen. „Also, das erste Paar sind Prinzessin Madelyn und Prinz Adam. Das zweite Paar ist dann Lord Arkadian gegen Philippa. Ich wünsche allen gutes Gelingen und ich spreche wohl für mich als auch für das Publikum wenn ich sage, dass wir wohl spannende Kämpfe zu erwarten haben."

Der Kampf von Madelyn und Adam war wow. Einfach nur Wow. Sehr lange konnte ich nicht sehen, wer die Oberhand hatte, aber gerade als ich dann meinte, Madelyn würde nachlassen, kam sie mit einer riesigen Wasserexplosion zurück, die mich wohl genauso sehr wie Adam erstaunte, denn kurz danach entschied sie den Kampf für sich. Sie hatte ja aber auch schon die letzten zwei Jahre gewonnen, aber mein Kampf war noch nicht ausgefochten. Arkadien war genauso gehässig wie Madelyn und Avania, also hatte ich wohl genug Übungsmaterial um mit seinen fiesen Sprüchen umzugehen, aber er war stark. Er hatte immer mit Madelyn trainiert und das merkte ich auch. Sie stand an seiner Seite des Feldes und musterte mich mit Argusaugen. „Na los Pippa! Jetzt mach ihn endlich fertig und zögere es nicht länger raus! Der Sieg ist schon so gut wie dein!" Schrie Colton von der Seitenlinie aus und ich kämpfte weiter. Er war wirklich stark und es schien ein Gleichgewicht zwischen uns zu herrschen, doch noch hatte ich ein Quäntchen mehr zu geben als er. Ich holte nochmal alle Reserven, die ich kontrollieren konnte, aus mir heraus und legte es in den Kampf. Meine Bewegungen wurden geschmeidiger, schneller und präziser. Ich hatte die komplette Kontrolle übers Wasser und langsam entzog ich ihm seine. Ich wurde stärker und das gab mir die Möglichkeit zum Sieg und ich nutzte sie. Wie ein begossener Pudel blieb er in der Lache Wasser liegen als mein Sieg ausgerufen wurde. Im Chor wurde immer wieder rhythmisch mein Name gerufen. „Pippa! Pippa! Pippa!" Stolz auf mich selbst wank ich tapfer in die Menge und vor lauter Erleichterung über diesen Sieg zauberte ich mir sogar ein Lächeln ins Gesicht. Dieses Mal ein ehrliches.

Ich war froh, als mein Tag endlich rum war. Der Wettkampf bis ins Halbfinale hatte erstaunlich lange gedauert. Zwar hatte ich gewonnen, aber vor dem Finale grauste es mich schon jetzt. Madelyn sollte man nicht unterschätzen und nicht nur das! Es werden hunderte vielleicht sogar tausende Menschen mir zu sehen und ich wusste das ich Siegen musste und wenn nur um Benjamin zum Schweigen zu bringen und mir nicht ständig sein Nörgeln anhören zu müssen. Es war nervenzerrend. Wenigstens schien Colton beruhigt zu sein und vielleicht konnte ich sogar einen Funken Stolz in seinen Augen aufblitzen sehen, als mein finaler Sieg ausgerufen wurde. Ich weiß, irgendwie beängstigend!

Aber jetzt war es an der Zeit zu Feiern, denn wie es bei so einem Wettkampf Gelage immer der Fall war, wurden die Sieger des Tages gebürtig gefeiert. Oftmals im Schloss bei angehörigen der Königshöfe oder in der Stadt in kleinen Bars oder Clubs die man für den Abend angemietet hat.

Ari hatte den richtigen Riecher dafür und brachte uns auf die Gästeliste für die Siegesmannschaft im Dreizack Kampf. Ich weiß, hört sich absurd an, aber Poseidon hat schließlich auch einen, also sollte das legitim genug sein und es soll auch wirklich ein beeindruckender Wettkampf gewesen sein. Die Siegertruppe kam aus Zelor, dem Königreich der Familie Galewyn und da dachte ich mir es wäre nett ein paar der Leute von dort auch mal zu treffen. Deswegen verabredeten wir uns für kurz nach neun vor dem Club, denn Ariadne versprach mir und Ellie uns reinzubringen, obwohl wir vielleicht einen ticken zu jung dafür wären.

Die Chroniken der Arcani - Das ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt