Ich hatte mich schon wieder unter die Menschen gemischt, als Robyn wieder kam und mich keines Blickes würdigte. So war es besser und ich stand zu dem was ich gesagt hatte. Es gab keine Zukunft. Und so wartete ich in der Nähe meiner Eltern auf die letzte Ansprache des Königs und das weitere Nachtprogramm. Einige der Schützen gaben den Reportern an der Seite Interviews und versuchten auch mich in ihre Fänge zu bekommen, doch bisher schaffte ich es mich von ihnen weit fernzuhalten - auf Rat von Sebastián. Nicht nur einmal blickte er mich streng über die Köpfe der Anwesenden an, als ich die Augen verdrehte oder sonst misslich auffiel. Immer wieder deutete er mir an aufrecht zu stehen und zu lächeln und so kam ich seinen Wünschen nach. „Hier probier mal das hier!" Machte Alex auf sich aufmerksam und schob mir ein Canapé in den Mund bevor ich es überhaupt realisieren konnte. „Gut, nicht wahr? Wenigstens ist das Essen hier akzeptabel!" Murrte er und biss selbst genüßlich auf sein kleines Minisandwich, das auf seinen Teller noch lag. Das Zelt leerte sich etwas, da einige Arcanis zurück zum Hauptplatz liefen, wo eben die Opferungszeremonie stattfand. Auf der erhöhten Bühne, wo anfangs das Streichorchester gespielt hatte, gab nun zur Überbrückung die anwesenden Arcani ihre musikalischen Leistungen zum besten, so auch Neven mit seiner Schwester, die wundervoll zu seinem Klavierspiel sang. Es war ein Lied aus ihrer Heimat und die Leichtigkeit der Mentalität der Einwohner dieses Landes spiegelte sich darin wieder. Es war wunderschön und bittersüß zugleich und ich klatschte höflich mit dem Rest als Madelyn sich bedankte. Während Alex und ich noch redeten führte er mich runter, da Mom meinte, er solle einen guten Eindruck auf der Bühne hinterlassen. Hinter vorgehaltener Hand lachte er aber nur und zog mich mit sich, um nicht alleine in der Menge rum zu stehen. „Warum ist immer Philipp in diesen Momenten weg?" Fragte er leise und ich lachte selbst nur mit. Kurz drehte ich mich um, und sah, dass Mom uns mit ihrem Blick folgte. Da das Zelt auf einer leichten Anhöhe lag, überblickte sie das Geschehen auch perfekt.
„Wer möchte als nächstes? Nicht so schüchtern, wir sind hier doch unter Freunden!" Lachte Madelyn, kurz nachdem ihr Lied geendet hatte und man nun einen freiwilligen zur Unterhaltung suchte. Größtenteils tummelten sich in der Masse nur ältere Adelige die ihre Kinder vorführen wollten, Politik besprechen wollten oder ihre Besitztümer - aka Schützlinge - präsentieren wollten. Ein paar anwesende lachten mit ihr, doch niemand wollte sich finden lassen und so ließ Madelyn ihren Blick durch die Menge schweifen. „Wurdest du nicht klassisch auf der Violine unterrichtet, Alex?" Fragte Prinzessin Caroline und schlug meinen Bruder leicht auf die Schulter als sie sich zu uns gesellte - wahrscheinlich aus den selben Gründen hier, wie auch wir.. „So kann man das jetzt nicht wirklich nennen. Mom war komplett verzweifelt mit uns, weil keiner von uns wirklich Interesse daran hatte." Er zuckte mit den Schultern und ging einen Schritt weiter zurück, als Caroline näher an mich rückte. „Die Königin hatte das schon mal erwähnt." Erinnerte ich mich und sie nickte. „Die beiden haben einfach nicht die nötige Ruhe für das, geschweige denn dass sie das Talent dafür besitzen." „Was ist mit dir? Schlummern in die versteckte musikalische Fähigkeiten?" „Ich bin nicht schlecht mit dem Cello, aber es reicht gerade so für ein wenig anstimmen für ein Orchester, bis ich mich verdrücke und den Profis nicht im weg stehen will. Wenn ich nicht muss, halte ich mich aus diesem Gebiet raus." Ich nickte nur lächelnd und nippte an dem Glas Wasser in meiner Hand, als plötzlich ein Scheinwerfer auf mich gerichtet war. „Ah, die Frau der Stunde. Komm rauf, Philippa! Zeig uns deine beeindruckenden Fähigkeiten! Nur nicht schüchtern sein!" Ich stand erstarrt in mitten des Scheinwerfers und schüttelte nur den Kopf. Nein. Nein, ich wollte es wirklich nicht. „Na komm rauf!" Animierte Madelyn mich weiter, ließ einfach nicht locker und die Menge teilte sich vor mir um den Weg zur Bühne mir zu ebnen und auch Carolin gab mir einen kleinen Ruck und ich stolperte nach vorne, was als Zeichen meiner Zustimmung galt und die Menge applaudierte höflich. Ich konnte nicht umhin mit zitternden Knien nach vorne zu gehen und war froh als man mir vorne die Hand reichte um mir rauf zu helfen. „Danke." Meinte ich und blickte in die zärtlichen Augen von Neven. „Viel Spaß." Er streichelte sanft meinen Handrücken und ich lief zu dem Klavier hin, wo der Pianist sich niedergelassen hat. „Dürfte ich vielleicht?" Bat ich ihn vorsichtig und der Pianist eilte schnell davon. „Also, liebe Gäste! Einen großen Applaus für die liebe Philippa Allington - die Siegerin der Herzen und der Bogenschützen." Kündete mich Madelyn an und ich kam nicht umhin ihren sarkastischen Tonfall zu bemerken. Warum passten Avania und Madelyn nur so gut zusammen? Und warum hassten mich beide?
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Die Chroniken der Arcani - Das Überleben
FantasyGerade hat sich Philippa an ihr neues Leben gewöhnt und Anschluss in der neuen Welt gefunden, da erschüttert sie ein gelüftetes Geheimnis nach dem anderen und wieder dreht sich Pippas Welt um 180°. Nur dieses Mal war es anders. Sie bezweifelte alle...