Kapitel 29

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Ich weiß gar nicht weshalb ich so nervös war oder warum ich mich so fühlte, als täte ich was illegales, dabei tat ich das ja nicht! Ich sah heute hübsch aus - nicht ohne Annas Hilfe - in dem creme Kleid mit den blauen Blüten und meinen offenen Haaren, die mir über die Schulter fielen. Ich wusste nicht was auf mich zukam, also zog ich mir eine Mischung aus elegant und leger an. Ich war gespannt und Nevens geheimnisvoller Brief versprach nicht zu viel! Er hatte mich abgeholt und führte mich hoch in einem Turm, wo sich eine kleine Dachterrasse vor mir erstreckte. Es war so süß mit dem kleinen Tisch in der Mitte und diesem unglaublichen Ausblick über einen Teil der Stadt und dem Schlossgelände. Neven war total nett und wir lachten viel miteinander und mir fielen viele Parallelen zwischen uns auf - und auch zu meinem Bruder. Ich fragte ihn sogar beim Nachtisch - schokolierte Erdbeeren, mhm, lecker - direkt, warum da diese Fehde zwischen ihnen war. „Ich weiß gar nicht warum. Aber da war eben schon immer diese Rivalität zwischen uns und über die Jahre hat es sich eben nicht verbessert. Vielleicht hab ich ihm mal sein Lieblingsspielzeug stibitzt als kleines Kind und das hat er bis heute nicht verkraften können." Meinte Neven schulterzuckend und ich lachte. Sich einen kleinen schmollenden Philipp vorzustellen war mehr als witzig. Gleichzeitig erinnerte ich mich auch an Moms Worte, die meinte, dass da eben diese intensive Spannung zwischen den beiden war. Aber ich verstand das nicht. Er war wirklich ein toller Mensch, humorvoll, aufmerksam, süß und es war so locker und unkompliziert zwischen uns. Es war angenehm und ich genoss die Zeit mit ihm, bis die Sonne schon unterging. „Sehen wir uns dann morgen zum freundschaftlichen Training? Ich dachte das wäre eine Idee um sich alle etwas besser kennen zu lernen." Wir standen vor meiner Zimmertür und er hielt meine Hand, zeichnete Kreise auf meinen Handrücken. Ich weiß gar nicht wann das passiert war, aber irgendwann wanderte einfach meine Hand in seine und er ließ mich nicht mehr los. Ich fühlte mich wohl und geschätzt und war das nicht etwas wichtiges? „Ja, scheint so als würde ich dabei sein." Dem ganzen jetzt zuzustimmen war so viel einfacher als eben bei Robyn und da hatte ich wirklich überlegt abzusagen, aber Neven mit seinen süßen Schoko Augen konnte ich nichts abschlagen. „Dann seh ich dich zum Glück morgen wieder und vielleicht hast du auch einen Kampf für mich übrig." Er lächelte mich von unten an und mein Herz flatterte kurz und dann noch etwas stärker als er sich vorbeugte und mich auf die Wange küsste. „Schlaf schön und träum von mir!" Flüsterte er mir ins Ohr und verabschiedete sich dann und auch ich ging vor Glück strahlend in mein Zimmer.

Das war das beste erste Date was ich jemals hätte haben können!

Auch am nächsten Tag war die Anspannung zwischen Neven und Phil zum Greifen nah und ich verstand es immer noch nicht. Es war als wäre das ganze ein Wettstreit mit dem jeweils anderen, sodass es einem Kindergarten mehr ähnelte als diesen eigentlich erwachsenen Männern. Es war schon witzig allein dabei zuzusehen wie sie sich zu übertrumpfen versuchten bei den kleinsten Dingen. Sei es die Menge an Essen am Abend, wie viel sie trainiert hatten, wie groß ihre Verehrerschaft war oder wer mehr Aufmerksamkeit von... mir bekam. Ich weiß, total hirnrissig. Aber während Neven immer wieder mich abpasste, wenn ich alleine war oder absichtlich wo es alle sahen, zog mich Phil kategorisch von ihm weg. „Er ist der Feind!" Hörte ich wie ein Mantra auf den ganzen Weg raus auf den Trainingsplatz wo sich all die anderen schon aufwärmten. „Ich werde ihm schon mal einen Vorgeschmack auf seine Niederlage geben!" Schwor Phil und ich verdrehte genervt die Augen.

Wir waren fast die Letzten, selbst Ari, Ellie, Flori und Finnjan waren schon da und so kam Neven freudestrahlend auf uns und begrüßte uns drei. „Toll, dass ihr es einrichten konntet. Schaut euch um, quatscht ein wenig mit den anderen und dann können wir ja gleich ein wenig trainieren. Nicht wundern, ein paar Reporter haben es auch herein geschafft, aber die sollten nicht weiter stören. Schnappt euch was ihr wollt. Wir sehen uns sicher später!"

Philipp verdrückte sich sofort zu seiner Cousine, die mit Robyn plauderte. „Und da waren wir nur noch zu zweit. Soll ich dir ein paar Leute vorstellen? Die bucklige Verwandtschaft?"

Die Chroniken der Arcani - Das ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt