Kapitel 44

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Ich musste mich verabschieden und lief zurück zur Lodge, nachdem Phil sich wieder etwas beruhigt hatte und sowohl Alex als auch ich ihm den Kopf gewaschen haben, dass er sich zusammenreißen musste. „Keine Spielchen. Versprich es." Ließ mich Phil noch schwören, bevor unsere Wege sich trennten und ich stimmte sofort zu. Als ich in die Lodge stürzte, stand Neven schon wieder bereit und Phil trat auch wieder in seine Ecke. Alex flüsterte ihm nochmal irgendwas ins Ohr und sie riskierten einen kurzen Blick zu uns hoch. Beinahe unmerklich nickte ich ihnen zu und ich hatte das Gefühl, als würde Phil etwas aufatmen. Aber in dem selben Atemzug richtete sich auch Neven Aufmerksamkeit auf mich, der interessiert Phils Blick verfolgte. Ich sah das verschmitzte Grinsen auch aus dieser Entfernung und Phil sagte ihm irgendwas, was Neven lachen ließ. Ich verdrehte die Augen, lächelte aber trotzdem und konzentrierte mich dann auf Phil und den wieder beginnenden Wettkampf. Nach kurzer Zeit schon befanden sich die beiden wieder mitten im Kampf und ich hielt an mich, an nichts weiter zu denken was mit diesem Kampf zu tun hatte. Ich dachte nicht mal an Ratschläge für ihn und startet einfach vor mich her. Leicht steif saß ich zwischen meinen Eltern, sollten sie es gemerkt haben, kommentierten sie es aber nicht. Sie sagten nichts, als ich eben wieder hoch kam, nahmen mich einfach in der Mitte wieder auf und warteten gespannt auf den Ausgang des Wettkampfes. Dad war vollkommen involviert, schrie irgendwelche Anweisungen, die niemand hören würde aber vor Spannung konnte er sich nicht mal mehr in seinem Stuhl halten. Ich schaute gebannt auf den Kampf, in dem Phil immer mehr die Oberhand zurückgewann und bald lächelte Neven nicht mehr so schelmisch und war sich scheinbar nicht mehr so sicher zu gewinnen. Als Phil ihn endlich -was sich wie Stunden anfühlte- in die Ecke gedrängt hatte, stand auch der Rest unserer Leute auf und ich kreischte, dass er ihm den endgültigen Stoß verpassen sollte. Ich war absolut nicht parteiisch. Nach der Pause war Phil wie ausgetauscht - wieder mehr wie ich ihn kannte. Er dominierte und das spürte auch Neven, der auf den Boden liegend sich ergab und der Sieg für Phil verkündet wurde. Ich konnte mich kaum halten, sprang aufgeregt auf und ab und jubelte mit allen anderen, umarmte Mom und Dad und freute mich wie Phil unten rum sprang und seinen Sieg auskostete. Phil der gut gelaunt von der Bühne sprang und sich feiern ließ, ließ die ganzen Interviews geduldig über sich ergehen, bis wir alle zusammen kamen und feierten.

Wie beinahe jeden Abend gab es ein großes Fest im Schloss für die Sieger des Tages, doch wir hielten es klein, beinahe schon privat. Ich weiß, dass Mom und Dad das wegen mir und der ganzen Aufmerksamkeit machten, die seit gestern auf mir lag. Selbst hier umgeben von ausgewählten Hofstaat-Mitgliedern und Garde-Soldaten, war einer meiner Wachhunde niemals mehr als fünf Schritte von mir entfernt und zwei weitere beobachten einen jeder meiner Schritte mit Argusaugen von den entgegen gelegenen Ecken des Saals. Jederzeit bereit einzugreifen und mich zu beschützen, sollte es nötig sein. Es war etwas angespannt, die meisten tuschelten mehr über mich, als mit mir zu reden, mit Ellie und Ari, die auf Einladung hereingelassen wurden, war es teils super angespannt und ich verstand jeden, der nach den ganzen offiziellen Gelaber verschwand um noch das Beste aus dieser Nacht zu machen. Auch Phil verschwand irgendwann von seiner eignen Party, als Neven auftauchte und ihm nochmals gratulierte. Mein Bruder beachtete den Prinzen kaum und verdrehte nur die Augen bevor er ihn wieder nach außen bat, da er aber nicht sofort verschwand, nutze mein Bruder die Gelegenheit und war plötzlich verschwunden. Keine fünf Minuten in Nevens Gegenwart und der Fluchtinstinkt in meinen Bruder erwachte. Und so gesellte ich mich zu ihm. Natürlich aus reiner Nettigkeit heraus und nicht weil ich seine Gesellschaft genoss. „Mein Beileid." „Wofür? Meine Niederlage? Nah. Nicht so tragisch. Nächstes Jahr werden die Karten neu gemischt." Eröffnete er das Gespräch und ich schaute ihn ungläubig an. „Wirklich? Nimmst du das so locker?" Fragte ich ihn neugierig, wobei er nur die Schultern zuckte. „Manchmal siegt man, manchmal nicht. Du kennst sicherlich das Sprichwort: Pech im Spiel, Glück in der Liebe?" „Na dann wünsche ich deiner Liebsten viel Durchhaltevermögen." Meinte ich verschmitzt und er lächelte mich schelmisch an. „Wegen heute..." „Ich weiß das du was zu meinem Bruder gesagt hast. Das ist scheiße. Ihn damit verunsichern zu wollen. Über diese Schiene ihn zu besiegen ist kindisch." Fiel ich ihm ins Wort und er seufzte. „Ich weiß. Keine Ahnung was in mich gefahren war. Nach gestern... Keine Ahnung. Du bist eine Prinzessin. Von Artemia. Du bist mit Philipp verwandt." „Sag bloß, das wusste ich noch gar nicht!" Meinte ich gespielt erschrocken und schlug ihm spielerisch auf die Schulter. „Wie konnte ich das übersehen? Du bist genauso gemeingefährlich wie er." Stieg er mit ein und wir beide teilten ein Lächeln miteinander. „Also bitte. Ich bin besser als er. Aber ehrlich, das ist keine Entschuldigung." Gestand ich und zuckte die Schultern, unterdrückte das wohlige Gefühl seiner Nähe. „Ich habe das nicht kommen sehen und ich wollte das er weiß, wie nah wir uns gekommen sind. Ich wollte ihn irgendwie aus der Reserve locken und wusste mir nicht weiter zu helfen. Es gibt nicht vieles, was Philipp so an die Decke gehen lässt wie alles was mit dir zu tun hat." „Aha. Super Erklärung." Tadelte ich und er sah zerknirscht aus. „Ja, ich weiß. Nicht unbedingt mein hellster und fairster Moment. Ich werde mich entschuldigen. Versprochen." „Wir reden. Viel. Solltest du es nicht tun, werde ich das auch erfahren." Erinnerte ich ihn und er lächelte mich wieder an. „Geschwisterliebe. Das erklärt einiges. Eigentlich sogar alles. Das beide Brüder so sensibel mit dir umgegangen sind, die Zuneigung die jeder spüren konnte, der Beschützerinstinkt, das alles." Ich zuckte die Schultern und lächelte. „Zuerst Einzelkind und plötzlich die Jüngste in der Familie. Es ist eine riesen Veränderung gewesen, aber die schönste die ich wahrscheinlich je hatte. Aber ich liebe sie. Trotz ihres überdimensionalen Beschützerinstinkt. Sie sind meine Brüder." „Ich weiß wie das ist. Und ehrlich: Deinen Bruder würde ich auch nicht zu nahe an Madelyn lassen. Dafür hat er einen zu vorauseilenden Ruf. Sogar über die Landesgrenzen hinweg." Die Stimmung erhellte sich zwischen uns und wir wurden wieder lockerer. Wir tanzten gemeinsam, lachten ein wenig, bis einer der Soldaten mich zurück zu meinen Eltern eskortierte und ich mich gezwungenermaßen verabschieden musste. „Wir sehen uns." Versprach Neven und ich grinste. „Nur wenn du dich entschuldigst." Er nickte schnell und ich lachte, drehte mich um ging. „Danke für den Tanz, Prinzessin." Rief er mir noch zu und ich lächelte in mich hinein, kurz glücklich über das Gefühl, das Neven mir schenkte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 18 ⏰

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