Kapitel 5

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Habt ihr euch schon mal aus hypermagischen Fesseln befreit, wenn ihr nicht mal eure Hände sehen könnt? Ja, ich auch nicht und so verfiel ich in leichte Panik, als ich irgendwie in dem Schloss rum ruckelte aber nichts passierte. Ich konnte nicht die Zeit anhalten, schließlich weiß ich nicht wie viel mein Körper jetzt schon verkraftet, aber ich wusste, dass ich es nicht ausprobieren sollte und jetzt schon meine ganze Energie verschwenden durfte. Also atmete ich drei mal tief ein und aus und stellte mir dann vor wie dieses Schloss geöffnet werden müsste. Also drehte ich nochmal den kleinen Metallschlüssel und hörte den Öffnungsmechanismus klicken. Bevor die Fesseln scheppernd den Boden berühren konnten hielt ich sie fest. Ich wollte mich gerade davon losmachen, als mir die Kameras wieder in den Sinn kamen. Würde ich jetzt meine freien Hände zeigen wäre alles umsonst gewesen! Das kleine verräterische rote Licht leuchtete ständig auf, bis es plötzlich erlosch und nicht wieder anfing im Rhythmus zu leuchten. Ich wusste sofort wem ich das zu verdanken habe: dem namenlosen Mädchen. Ich schickte ein Stoßgebet zu den Göttern, dankte ihnen für so ein freundliches Wesen in dieser verpesteten Umgebung und bat sie um Geleitschutz in die Freiheit. Klar keiner antwortete, aber ich spürte dass sie da waren. Die Götter würden nicht zulassen, dass ich verletzt werden, oder? Ich hab sie schließlich immer geehrt! „Artemis, wenn du da oben bist und mich siehst und gerade nichts anderes zu tun hast, dann hilf mir bitte hier raus!" flehte ich sie leise an, während ich mich von meinen Fußfesseln löste. Ich rieb mir meine Gelenke schüttelte alles aus und spürte dann in mich. Von Sekunde zu Sekunde fühlte ich mehr wie die Macht mich durchfloß und allein schon bei dem aneinander reiben meiner Fingerkuppen entstanden kleine Feuerfunken, die nur darauf warteten von mir freigelassen zu werden.

Ich ballte meine Hände zu jubelnden Fäusten unterdrückte aber den leisen Schrei der sich meine Kehle hinauf bahnte und lief leise zur Tür. So viel Zeit durfte ich nicht mehr haben, bis der nächste hier bei mir auftauchen würde und nochmal so eine Chance werde ich nicht bekommen. Also jetzt oder nie.

Wie immer war die Tür verschlossen aber durch das kleine Fenster konnte ich das erste Mal meine Umgebung sehen. Zwei Wachen stehen links und rechts neben der Tür, weitere zwei ihnen gegenüber.

Bei den Göttern. Noch nie habe ich gleichzeitig so viele gutbepackte Kämpfer in Schach halten müssen! Aber einen Rückzieher durfte ich jetzt nicht machen. Irgendwie schaff ich das schon, zuerst muss ich aber diese Tür öffnen. Ich legte meine Hände an den kalten Stahl und drückte vergeblich. Erst das auffunkeln des Wassers und die plötzlich rasante Kälte in meinen Gliedern brachte mich auf eine Idee. Vielleicht ist das ein Hinweis der Götter gewesen?

Ein leichtes Rinnsal bildete sich von der Pfütze ausgehend und schlängelte sich hoch ins Schlüsselloch und die Scharniere, gleichzeitig betete ich dafür, dass ab jetzt nichts schief gehen würde und ich unkontrolliert Eis im falschen Moment herauf beschwöre. Aber es ging alles gut und erst als ich genug Wasser im Schloss gesammelt hatte ließ ich es gefrieren. Ein gefährliches Knacken ertönte, was laut genug war, sodass die Wachmänner sich irritiert umdrehten.

Einer der Männer griff nach dem Türgriff, schrie aber sofort auf, als er sich wohl Eisbrandwunden zuzog und zurück taumelte. Genau im richtigen Moment öffnete ich die Tür und sie knallte dem nächsten Wachmann voll auf die Nase und er stöhnte nur. Ich hatte das Überraschungsmoment auf meiner Seite und huschte in den gemauerten Vorraum. Bevor überhaupt wer registrieren konnte was hier vor sich ging, umschloss ich mich schon mit einer Feuerwand und schickte das Wasser zu den Füßen der letzten beiden Wachen und ließ es dort gefrieren. Die ersten beiden erholten sich langsam und gingen auf Angriff, doch zwei Feuerlassos bewegten sich auf sie zu und drängten sie aufeinander zu, dass sie sich gegenseitig eine Kopfnuss gaben und dann einfach umkippten. Ich rannte um mein Leben und schaute nicht zurück. Dutzende Zellen säumten den Flur und Arme streckten sich aus Gittern raus, flehten mich an, sie mit zu nehmen, aber mir blieb keine Zeit. Ich versprach mir aber selbst, wenn ich hier heil rauskommen würde, dann würde ich Verstärkung holen und diese Menschen hier befreien. Keiner hatte das hier verdient!

Die Chroniken der Arcani - Das ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt