Kapitel 29

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Einige Zeit später erwachte ich schließlich wieder, da ich ein Rütteln vernahm. Ich wurde getragen. Wenn man es überhaupt so nennen konnte. Eher geschliffen. Sehen konnte ich noch immer nichts, da diese Tüte noch nicht von meinem Sichtfeld genommen wurde. Ich versuchte dennoch so schlaff wie möglich zu bleiben, so zu tun, als wäre ich noch immer nicht bei Bewusstsein. Dann hatte ich womöglich die Chance nicht erneut ein paar über den Kopf zu bekommen. Im Anschluss hörte ich Türen die geöffnet wurden. Dann wieder geschlossen. Zum wiederholten Male Zahlencodes. Dann einen Schlüssel klappern und... Ketten. Ketten? Definitiv.

Wie aus dem Nichts spürte ich ein eigenartiges Prickeln auf meiner Haut. Das war gar nicht gut. Lieber wäre ich in diesem Glaskasten geblieben und hätte auf den Fliesen gehockt, anstatt an solch einem Ort zu sein. Außerdem machte es Angst, weil ich noch immer nichts sehen konnte. Wollte ich das überhaupt? Vielleicht wäre es besser gewesen, hätte man mir erneut eine geknallt, sodass ich noch immer nichts weiter mitbekam. Jedoch konnte ich mir denken, dass sie nicht einmal das hätten mir gegönnt. Was steht mir nun alles bevor?

Im Endeffekt wurde ich unsanft auf einen Betonboden geschleudert. Durch den Aufschlag hörte ich genau, dass ich wo ganz anders war. Es war noch kälter. Der Geruch hatte etwas modriges, als spürten die Wände, dass Wärme an diesem Ort nichts zu suchen hat. Augenblicklich schürfte ich mir die Handflächen auf, weil ich irgendwie versuchte nicht auf meinem Gesicht zu landen und mich somit etwas schützte. Wenigstens nahmen sie mir zuvor die Fesseln ab, sonst wäre auch das vergeblich gewesen, so wie in dem Zimmer mit Stephans Vater und den Klappstuhl.

Prompt zog man mir kurz darauf die Tüte vom Kopf. In dem Moment, als ich mich allerdings umsehen wollte spürte ich eine schwere Eisenkette die sich um meinen Hals wickelte. Das Gefühl war mir nicht unbekannt, denn erneut traf mich diese Säure und alle Luft wich regelrecht aus meinem Körper. Irgendwie versuchte ich zu atmen, was mir Gott sei Dank gelang. »Du wirst jetzt tun, was ich dir sage, verstanden?«, knurrte Stephan, der prompt vor mir auftauchte. Ich hingegen keuchte, wollte schreien, aber es klappte nicht, weil mir der Sauerstoff trotz alledem fehlte. Sofort lockerte er meine zugeschnürte Kehle und lächelte fies zurück. Dann schob er mich von sich und ließ mich unverhofft los.

Schmerzend rieb ich über meinen Hals und war froh, dass Metall nicht mehr auf meiner Haut zu spüren. Trotzdem wünschte ich mir nichts sehnlicher, als von diesem Ort wegzukommen. »Gut. Zieh dich aus!«, hörte ich und stellte fest, dass wir komplett allein waren. Dennoch versteifte ich mich, verstand überhaupt nicht, was das nun sollte. »Was?«, fragte ich aus diesem Grund verwirrt. »Ist das dein Ernst?« Erneut nagte Angst in mir, weil ich nicht wusste, was jeden Moment mit mir geschah.

»Sehe ich aus, als wenn das hier ein Spaß ist? Vielleicht für mich irgendwo, aber du wirst das tun, was ich dir sage. Verstanden?«, wurde ich wie aus heiterem Himmel angebrüllt, sodass ich sichtlich zusammenzuckte. »Also Klamotten aus, sonst helfe ich nach!« Nun war seine Stimme wieder leiser. Trotzdem zitterte ich wie Espenlaub. Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht gespuckt, aber das ging nicht. Hinzukommend hatte ich viel zu viel Angst, er tat mir etwas noch Schlimmeres an. Außerdem, auch wenn ich es nicht wollte, kam dieses Mädchen aus der Schule zum Vorschein. Die Lila, die ich einst als Mensch gewesen bin. Diese, die immer und immer wieder von ihm drangsaliert wurde.

Ohne jedoch auf seine Worte einzugehen, drehte ich meinen Kopf nach hinten. Und da waren sie. Die Ketten. Überall an den Wänden. Sogar auf dem Boden. Schlagstöcke. Eine Schüssel, welche aussah wie ein Hundenapf und andere Utensilien, die ich gar nicht weiter beachtete, weil erneut diese Kälte unter meine Haut kroch, obwohl ich etwas trug. Noch. »Mach!«, motzte Stephan schließlich, weil ihm das alles zu lange dauerte und kam auch schon mit dem Eisen auf mich zu. Eilig bewegte ich mich einige Schritte nach hinten und hob die Handflächen in die Höhe. Dabei nickte ich. Immerhin glaubte ich somit, dass ich einem weiteren Wutausbruch seinerseits umgehen konnte.

Someday II - be a VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt