Kapitel 22

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Die beiden verschwanden ziemlich schnell. Darüber war ich sehr froh. Nicht, weil ich sie los haben wollte, sondern weil sie dann wieder schnell zurückkamen. Zumindest ging es mir in dieser Hinsicht um Edan, denn nachdem er wieder so anhänglich war, wollte ich ihn nicht mehr missen. Eigentlich wollte ich lieber mit ihm allein sein und unser neues Bett einweihen, woraufhin sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen legte. Leider musste das noch etwas warten. Dennoch wurde somit die Freude darauf umso größer, je mehr ich überhaupt realisierte, dass das nun uns beiden war.

Augenblicklich trugen mich meine Beine um den robusten Rahmen und ich ließ mich auf das Lacken fallen. Henrys Katze hingegen sprang auf den Boden. Sie marschierte wieder Richtung Wohnzimmer und legte sich auf den davor liegenden Teppich. Die Matratze, auf der ich mich befand fühlte sich weder zu hart noch zu weich an. Genau richtig. Seufzend ließ ich mich rückwärts fallen und die Beine nach unten baumeln. Meine Finger zerwühlten die dunkle Überdecke. Es war wunderbar zu wissen, dass das unser war. Zugleich sah ich auf die riesige Bahnhofsuhr, die ich von hier aus in der Wohnstube sehen konnte. Es war früher Abend.

Tatsächlich verpennte ich zuvor den ganzen Nachmittag und als ich erneut an das Essen dachte, was meine Mutter, Henry und Edan vorbereiteten, wurde mir gar nicht mehr allzu schlecht. Dieses Gefühl, als müsste ich mir die Seele aus dem Leib kotzen war fast vorbei und das spürte ich auch klar und deutlich. Das leichte Ziehen in meinem Unterleib war ebenso fast verschwunden. Ich werde mir etwas zu Essen suchen. Der Tee zuvor und ein Stück Zwieback machten nicht unbedingt satt. Dennoch war es besser mich langsam wieder ans Essen zu gewöhnen. Man wusste ja nie.

Deswegen stand ich auf und lief die Stufen wieder nach unten, um den Kühlschrank zu plündern. Gut, dass man als Vampir so viel essen konnte, was man wollte und trotzdem nicht zunahm. Das war schon ein großer Vorteil. Trotzdem war nicht alles perfekt. Das spürte spätestens meine Mutter, als ich mich heimlich verändert hatte. Seitdem musste meine sie nämlich öfter einkaufen und das kostete Geld. Das wuchs leider nicht auf Bäumen. Dennoch versuchte ich so normal wie möglich zu bleiben und war froh, dass Edan häufiger Lebensmittel besorgte. Was meine Mutter in der letzten Zeit dachte, hätte ich gern gewusst. Auch wenn unser Verhältnis nicht das Beste war, bekam sie mehr mit, wie gedacht.

In dem Moment als ich mir ein Brot mit Erdnussbutter machen wollte, kam sie in die Küche und machte sich einen Kaffee. »Du bist schon zu Hause?«, fragte ich und schaute erneut auf die Uhr, die über meinen Kopf hing. »Ich dachte zu kommst erst in ein paar Stunden!«, wunderte ich mich. »So war auch der Plan, doch im Moment ist nicht viel los und meine Arbeit habe ich erledigt. Mein Chef hat gesagt, dass ich nach Hause kann und morgen früh wieder kommen soll.« Als sie das sagte, bemerkte ich einen Glanz in ihren Augen, der mit nicht entging. Erst glaubte ich es mir einzubilden, doch da war etwas, was ich nicht zuordnen konnte und das hatte mit diesem Mann zu tun. Da war ich mir sicher.

Einen kurzen Moment dachte ich an Peter. Ihren Freund, der von einem Guhl getötet wurde. Er war ein Säufer und Arschloch. Ein Penner, der die Tochter seiner Freundin begrapschte, war keine gute Wahl. Womöglich kam sie deswegen besser mit seinem Fehlen klar. Ob sie ihn jemals liebte? Keine Ahnung, aber als sie von ihrem Boss sprach glitzerten ihre Augen ziemlich verdächtig. Das erinnerte mich daran, wie sie einst war, bevor sie so schlimm abstürzte. Deswegen wusste ich genau, dass da viel viel mehr sein musste. Ich muss unbedingt etwas aus ihr herauskriegen und die Neugierde wuchs bis ins Unermessliche.

»Oh. Wie ist denn dein Chef so?«, wollte ich grinsend wissen. Schnell kam sie mir entgegen und setzte sich stürmisch an den Küchentisch. Meine Mutter war nie in Plauderlaune, aber seitdem seit einiger Zeit dem Alkohol nach Jahren entkam, ging es tatsächlich bergauf mit ihr; mit uns. »Sein Name ist Steven und er ist der Wahnsinn.« Meine Mutter klang einen Moment sogar wie ein Teenager. Jedoch freute ich mich für sie, denn ein Arzt war besser, als irgendein dahergelaufener Säufer. Eilig sprach sie weiter: »Er ist groß und ziemlich muskulös. Manchmal frage ich mich, wann er die Zeit hat ins Fitnessstudio zu gehen, weil es mir vorkommt, als ist er ständig auf Arbeit. Die Haare trägt er etwas nach hinten. Sie sind dunkel, genau wie seine Augen. Wenn du ihn doch nur sehen könntest«, freute sie sich und das tat ich wirklich.

Someday II - be a VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt