Kapitel 3

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»Edan!«, rief es die Treppe herunter und schwere Schritte folgten. Sofort spürte ich wie sich sein Körper versteifte und er schob mich die Stufen herunter, somit hinter sich. »Wer ist das?«, flüsterte ich fast lautlos und zog nervös an Edans Shirt herum. Wenn es jemand gab, der ihn kannte, aber nicht hier hergehörte, war es umso ungewöhnlicher. Noch nie zuvor hörte ich diese Stimme. Sie war mir komplett fremd. Das Geräusch von Schuhen wurde jedoch immer lauter und ich spürte die Anwesenheit eines anderen... Moment.

Es war kein Mensch. Niemals. Auch, wenn ich noch nicht lange wie Edan war, spürte ich es regelrecht in meinem Blut. Außerdem war der Geruch anders wie bei einem normalen Menschen. Das Herz schlug kräftiger. Die Schritte klangen viel zu leise. Das wunderte mich zuerst, denn ein normaler Schüler wäre lauter die Treppen heruntergekommen. Hinzukommend hielt sich Edan weitgehend von den Schülern fern. Er war nicht einer, der sich unter Leute mischte. Zumindest nicht in unserem Ort.

Ziemlich schnell wurde ich nervös. Daraufhin folgte plötzliche Stille, ein Luftzug und prompt waren wir nicht mehr allein. Edan riss mich eilig weiter die Stufen herunter, als müsse er mich schützen. Ich verstand ihn schon zu einem kleinen Teil, aber was mich am meisten beschäftigte: Warum kommt so einer hier her? Hier in diese Schule? Es musste sich um Edan drehen. Anders konnte ich es nicht erklären. Da er jedoch überrascht schien war es eher ein unerwünschter Gast.

Unvermittelt stand eine hochgewachsene Gestalt vor uns. Eine moderne Kurzhaarfrisur zierte das markante, aber doch jungenhafte Gesicht. Es wirkte ganz anders, wie das von Edan. Bei ihm sah man, dass er vor Jahrhunderten einen adeligen Stand haben musste. Die hohen Wangenknochen hätten meinen Vampir fast arrogant wirken lassen, doch die dazugehörigen weichen Züge machten ihn wunderschön. Der andere Mann hingegen war von kräftiger Natur. Etwas mehr, als Edan. Die Klamotten die er trug, passten wunderbar zu den Schülern dieser Schule. Modern. Die Nase war ein bisschen zu groß, die Lippen etwas zu schmal für mein Befinden, aber an sich, war er genauso gutaussehend, wie ein Unterwäschemodel, der zu viel Klamotten am Leibe trug. 

Ungeachtet dessen kam er nicht annähernd an den Vampir heran, der für mich alles war: mein Leben. Andererseits wurde in mir die Neugier geweckt. »Was tust du hier?«, zischte Edan und streifte sich einige Strähnen seiner langen Haare aus dem Gesicht. »Ich wollte dich sehen. Weißt du: Dieses Gespräch vor einigen Tagen hat mir nichts gebracht«, überlegte der Unbekannte laut und sein schiefes Lächeln wirkte komisch. Ja schon fast hinterlistig. »Was meint er?«, wollte ich auf Anhieb wissen und zog Edans Arm zu mir, der mich nur verwirrt musterte. Ich mochte es nicht, wenn er mir etwas verheimlichte. 

Als er für einige Tage verschwand, machte er auch nicht den Mund auf, um mir zu sagen, was tatsächlich losgewesen war. »Du hast ihr nichts gesagt?«, fragte es unvermittelt und er lief um uns herum. Sein Blick war auf meinen Körper geheftet. Er beobachtete mich genau. Jede noch so kleine Regung. »Hm!«, machte dieser nun binnen weniger Sekunden und schaute mich von oben bis unten erneut an. »Ein Frischling!«, griente er unverhofft. »Das ist also das Mädchen, was du erwähntest? Gute Wahl!« und irgendwie fühlte ich mich schon etwas unwohl mit der Erkenntnis eben nichts zu wissen. »Halte dich von ihr fern!«, fluchte Edan zugleich und ein dunkles Knurren drang aus seiner Brust. Ich hingegen starrte nur beide abwechselnd an. »Wieso? Du hast dich doch von meiner Schwester auch nicht ferngehalten!« 

Schlagartig wurde mein Mund trocken. Was soll das werden? Ich verstand das nicht. Es kam ein fremder Vampir her und fing mit seiner Schwester an? Was war da los? »Was?«, drang zwischen meinen Lippen hindurch und mir stockte das Herz. Es holperte, setzte zugleich einen Moment aus und begann im Anschluss wie nach einem Marathonlauf zu schlagen. Was meint er damit? Ich zog Edan erneut am Ärmel und schaute ihn wütend an. Wie es den Anschein hatte verpasste ich Einiges. Betrog er mich sogar? Die Wahrscheinlichkeit wäre da gewesen. Ich traute es ihm zwar nicht zu, doch man wusste nie. »Die Tage, als du weg warst, hast du dich mit ihm getroffen?«, fragte ich gereizt und zeigte auf den fremden Mann, der sich locker am Treppengeländer abstützte. 

Someday II - be a VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt