Kapitel 7

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Nur mit Mühe und Not bekam ich nach und nach hin mich wenigstens etwas zu entspannen. Der alte Mann mischte sich nicht in unsere Angelegenheiten ein. Das war gewiss. Doch dieses Mal hoffte ich fast darauf. Er sollte Edan zur Vernunft bringen. Mein Blick glitt unvermittelt aus dem Fenster. Die Freiheit rief regelrecht nach mir. Was soll ich nun machen? Wieder allein in meinem Zimmer hocken? Wer weiß, was er wieder hat, dachte ich so bei mir. Noch immer hatte ich die Hoffnung, dass er sich wieder einkriegte, sich so verhielt wie ich ihn kannte und nicht wie ein kompletter Vollarsch. Nur sollte es schnell passieren. Auf Dauer ertrug ich dieses Verhalten nicht.

Genervt streifte ich meine Schuhe ab und wollte gerade in mein Zimmer, als mir erneut Edans Jacke ins Auge stach. Kurz sah ich mich um. Ich war allein. Mit meinem guten Gehör bekam ich sofort mit, ob sich eine Person in unmittelbarer Nähe befand. Ich wusste, dass sein Handy sich in einer der Taschen befand. Hart biss ich mir auf die Unterlippe, als ich erneut lauschte. Ich konnte nicht anders und zog es schnell aus dem Stoff, denn ich wusste genau, was ich zutun hatte. Ich war so flink, dass das Stöbern in Edans Telefon nicht einmal fünf Sekunden dauerte. In dieser Zeit hatte ich Erics Nummer herausgesucht und in mein Handy gespeichert, sogar ohne eines der beiden Teile kaputt zu machen.

Natürlich war es nicht in Ordnung, was ich machte, aber mein Freund würde mir schlecht die Nummer von einem anderen Vampir geben. Vor allem, weil ich den auch noch fragen wollte, ob er Zeit für mich hatte und mit mir irgendetwas unternahm. Ich konnte sonst niemanden fragen. Zwar gab es noch mein Mitschüler Lukas, der definitiv nicht abgeneigt gewesen wäre, doch von ihm hatte ich nicht die Nummer, also blieb nur der erste Gedanke, der mir in den Schädel schoss: Eric.

Ich legte Edans Handy im Anschluss wieder zurück in seine Jackentasche und eilte danach lautlos in mein Zimmer. Sofort tippte ich eine Nachricht in das Display: Hy Larissa hier. Ich würde gerne heute etwas weggehen. Hast du Lust? Wenn ja, sag Bescheid, aber tue mir einen Gefallen, Edan soll davon nicht unbedingt etwas erfahren! Ohne zu zögern ging ich auf Senden. Tatsächlich war ich gespannt, ob ich eine Antwort bekam. So wie ich jedoch Eric erlebte, konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass er mich nicht begleiten wollte. Er lebte schon so lange, war in jeder Ecke der Welt gewesen. Er hatte bestimmt eine Ahnung, wo wir hingegen konnten. Da war ich mir sicher.

Seufzend warf ich mein Handy aufs Bett. Dabei fiel mein Blick auf meinen Nachtschrank. Darauf befand sich ein Buch mit der Aufschrift: Dark Heroin. Eines meiner Lieblinge, was ich schon zum vierten Male las. Ohne zu zögern nahm ich es in die Hand. Ich konnte nichts dagegen tun. Meine Lippen teilten sich zu einem kleinen Lächeln, weil ich mit der Protagonistin nur allzu gut mitfühlen konnte. Nur wurde ich nicht von einem Vampir entführt, sondern wäre mit Edan freiwillig gegangen.

Ich blätterte einige Seiten durch, aber schließlich legte ich es doch wieder zur Seite, weil mein Handy vibrierte. Viel schneller als gedacht, las ich Erics SMS: Woher hast du meine Nummer? Die hat dir Edan doch nicht freiwillig gegeben! Keine Ahnung, ob das so eine gute Idee ist, wenn du dich heimlich davonschleichst! Das willst du doch, oder? Von wollen war gar keine Rede. Deswegen tippte ich schnell: Muss ich doch. Anders kommt man hier ja nicht raus. Deine Nummer habe ich mir nur mal kurz ausgeborgt. Also was sagst du?, in mein Telefon. Dann war warten angesagt.

Nach einer viertel Stunde wollte ich schon aufgeben und Henry suchen, weil mich noch immer interessierte, was er von Edan wollte, aber dann summte mein Handy doch noch auf. Wenn Edan Ärger macht, werde ich nicht meinen Kopf hinhalten. Ich werde nur etwas auf dich aufpassen. Ich habe auch schon eine Idee, wo wir hingehen können. Ich hoffe du hast etwas Schwarzes oder dunkles Knappes zum Anziehen. Ich hole dich in einer Stunde an der Schule ab. X

Ich sprang in die Luft und war so was von happy darüber, sodass ich mit einem Dauergrinsen in meinem Zimmer herumrannte. Okay. Bis Dann! X, schrieb ich aufgeregt zurück. Immerhin hatte ich nicht viel Zeit. In diesem Moment vergaß ich sogar, dass Edan so verdammt komisch zu mir war. Ich wollte bloß noch raus. Egal wohin. Hauptsache aus diesem Haus. Eilig holte ich eine kleinere Tasche aus meinem Schrank. Ein Rucksack wäre aufgefallen. Dazu zog ich eine schwarze Korsage heraus. Wieso ich die eigentlich hatte, dass würde mir nicht einmal Edan erklären können, denn die kam noch nie zum Einsatz.

Someday II - be a VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt