Kapitel 13

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»Raus!«, zischte Edan leise, aber dennoch bedrohlich, dass ich eine Gänsehaut auf meinem kompletten Körper bekam. Ganz automatisch wich ich etwas weiter zurück und senkte unvermittelt den Kopf; auch wenn ich es nicht wirklich wollte. Es fühlte sie wie ein Zwang an, den man nicht erklären konnte und prompt empfand ich Reue. Obwohl ich mich hilfesuchend an Eric klammern wollte, weil ich tatsächlich Angst bekam, aber er verschwand ohne eine weitere Aufforderung seinerseits und ließ mich tatsächlich mit Edan allein. Auf der Stelle war mir noch mulmiger zumute.

Der Drang wegzurennen breitete sich immer mehr in mir aus. Ich wollte unbedingt verschwinden. Zugleich setzten sich meine Beine in Bewegung. Ich wollte eilig unter seinem Arm hindurchtauchen, um aus diesem stetig enger werdenden Raum zu kommen, aber er hielt mich auf. »Du nicht!«, fuhr er mich gepresst an und schloss lautstark die Tür, nachdem Eric verschwand. Erneut taumelte ich ein paar Schritte von ihm weg, denn er war richtig sauer. Noch nie hatte ich Edan so wütend gesehen. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt und die Stirn lag in tiefen Falten. Noch immer hatte ich keine Ahnung, was er nun mit mir anstellte.

Plötzlich sah er nicht mehr aus wie Anfang zwanzig, sondern wie hunderte Jahre. Es war ihm nicht zu verübeln, dass er eventuell annahm ich wäre lediglich ein kleines Kind für ihn. Ich war achtzehn Jahre. Würde es immer sein. In seiner Gegenwart konnte man sich nicht anders wie ein kleiner Wurm fühlen. Erst recht wenn er so angsteinflößend wirkte. Ein Mann, der mich auf der Stelle hätte töten können. Über siebenhundert Jahre älter. Mein Hals wurde extrem trocken und noch bevor er etwas sagen konnte, sprach ich eilig: »Eric kann nichts dafür. Es ist meine Schuld. Ich wollte raus und er hat sich meiner angenommen, damit mir nichts passiert.«

Ich lauschte, hoffte seine schlechte Laune verschwand. Noch immer kam kein Wort aus seinem Mund. Er schien mich jedoch von innen und außen zu studieren. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und im Anschluss schaute er mich erneut von oben bis unten an. »Du siehst aus wie eine Nutte!«, zischte er unverhofft. »Was?«, fragte ich hingegen erschrocken und riss die Augen weit auf. Ich konnte ihm schlecht sagen, dass Eric wollte, dass ich mir etwas Tolles anzog. Immerhin hätte ich selbst darauf kommen können, dass er es machte, damit er etwas zu glotzen hatte.

»Du hast mich schon richtig verstanden«, brummte Edan. Aber ich konnte nicht anders und fing zu lachen an: »Diese Sachen hast du mir selbst gekauft. Schon vergessen?« Immerhin war es gar nicht allzu lang her gewesen. »Sie waren aber auch nicht dafür gedacht, dass du in irgendeinen Schuppen rennst und damit herumläufst.« Seine Stimme lies mich erschaudern. »Soll ich in einen Club mit Jeans und Rollkragenpullover gehen, oder wie?«, sprach ich trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust. Eigentlich wollte ich mich nicht streiten, aber ich konnte nicht wie eine kleine Maus dastehen und komplett über mich bestimmen lassen. »Übertreibe es nicht, Larissa!« Nun war seine Stimme kaum wiederzuerkennen und auf der Stelle zuckte ich hart zusammen, weil er meinen Namen anders wie sonst aussprach.

Sofort vermisste ich das Wort Lara und Edan wusste das auch. Andererseits reagierte er mir komplett fremd. Natürlich war er sauer, aber er hatte überhaupt nichts mehr von dem Mann, der mir so viel bedeutete. Allerdings beobachtete Edan meine Reaktion genau. Er wusste auch, wie er mich am besten verletzen konnte. Es war mir nicht möglich ihm etwas zu verheimlichen und das kotzte mich richtig an, denn es tat mir immer sehr weh, wenn wir uns stritten und nun wirkte er, als würde er mich jeden Moment komplett verlassen.

Tränen verschleierten mir die Sicht und versuchten hervorzubrechen, aber ich schluckte sie herunter und sah wie ein kleines Kind, was gerade bestraft wurde, weiterhin auf den Boden. Eine ganze Weile war es still zwischen uns, sodass ich fast glaubte, Edan hätte schon den Raum verlassen, aber ich sah seine Schuhe, als ich ein klein wenig den Kopf anhob. Kann er mich nicht einfach in den Arm nehmen? Wieder kam mir Eric in den Sinn, der ja eigentlich nur mit mir herkam, weil ich das Dorf verlassen wollte. Irgendwie zwängte ich mich zuvor schon auf. Ich wollte weg; raus. Mir fiel die Decke auf den Kopf.

Someday II - be a VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt