Es vergingen einige Tage, aber wir besprachen die Sache mit Stephan überhaupt nicht weiter, was mich echt wurmte. Zum Glück kam dieser nicht noch einmal bei mir an, doch das lag womöglich auch daran, dass Edan und auch Eric ständig um mich herumrannten. Mittlerweile war Freitag und ich beschloss in die näher gelegene Stadt zu fahren. Ich würde den Bus nehmen, denn mein Vampir sollte nicht unbedingt davon wissen. Er war die Tage irgendwie... Keine Ahnung: Komplett bescheuert.
Ich wusste, seit einiger Zeit, dass ein Vampir auch ein paar Wochen ohne Blut auskam. Es schwächte ihn einfach nur. Vielleicht lag es daran, dass er deswegen nicht jeden Tag zu mir kam und von mir trinken wollte, aber ich vermisste es. Seine Lippen an meinem Hals... Er hatte sich sehr zurückgezogen und jeder Tag wurde schlimmer. Etwas stimmte nicht. Das wurmte mich nicht nur, sondern war auch verletzend. Vor allem, wenn ich ihn darauf ansprach und er entweder auswich oder meinte es sei nichts weiter.
Seufzend zog ich die Knie an. Seit einer ganzen Weile saß ich auf dem Fensterstock meines Zimmers und blickte stumm nach draußen, beobachtete aus meiner neuen Sicht Tiere, die ich vorher nie wahrnahm. Faszinierend. Trotzdem lenkte mich das von meinem eigentlichen Problem nicht wirklich ab. Ich wickelte meine Arme fester um die Beine und lehnte den Kopf gegen das durchsichtige Glas. Edan spiegelte sich darin, wie er hinter mir sinnlos in einer Zeitschrift blätterte, denn er schien sie gar nicht zu lesen. Es hatte eher die Ansicht, dass er nicht richtig bei Sinnen war. Zwar anwesend, aber doch so weit weg.
Was er wohl denkt? Sonst ging ich ihn immer bei diesem Verhalten auf den Sack, nervte ihn, was los war, doch dieses Mal konnte ich es nicht. Einfach aus Angst, dass er sich dann komplett von mir löste. Außerdem waren seine Gedankengänge anderweitig beschäftigt. Womöglich auch mit Stephan. Keine Ahnung. Ich schaute mit trauriger Miene wieder nach draußen und war mir sicher, dass es nicht um mich ging. Aber nun erst recht dachte ich, dass diese ganze Sache zwischen uns alles änderte.
Natürlich konnte nicht immer alles toll sein. Das war es nie. Trotz dessen wurde ich fast wahnsinnig. Gerade, als ich dann doch den Mund öffnen wollte, schloss ich ihn wieder. Dass ich hier aus diesem Kaff einen Abend heraus wollte, war selbstverständlich, doch ich wusste nicht wohin und da war Edan sicher mehr im Bilde darüber, wo man Abends einen Trinken konnte, aber dann müsste ich ihm sagen, dass ich weg wollte... Natürlich würde er ablehnen und allein ließ er mich eh nicht gehen. Er meinte ja immer wieder, dass es zu früh wäre, doch versauern wollte ich auch nicht ständig in meinem Zimmer.
Zugleich stand ich auf, lief vom Fenster weg und sah erneut zu Edan herüber, aber immer noch blätterte er in dieser Zeitung und schien mich überhaupt nicht zu bemerken. Lautlos lief ich zum Schrank, holte mir eine Jogginghose heraus und einen Kapuzenpullover. Natürlich auch ein paar bequeme Turnschuhe. Es war egal, was ich tat. Auch als ich in Unterwäsche vor ihm stand, kümmerte er sich nicht darum. Wie war es möglich, dass ein Mann nur so in Gedanken versunken war? Manchmal kam ich mir eher vor, als konnten sie überhaupt nicht denken.
Ich kicherte innerlich und versuchte eine Mauer in meinem Kopf zu errichten, damit Edan nicht doch noch meine Gedanken hörte, aber womöglich bemerkte er nicht einmal das. Fertig umgezogen stand ich wirklich geschlagenen fünf Minuten auf einer Stelle. Der Zeiger drehte und drehte sich; die Zeit veränderte sich ebenso, schritt voran, aber dennoch nicht Edan. Verdammt. Das war tatsächlich ungewöhnlich. Ich machte mir ziemliche Sorgen, wenn er mich wie Luft behandelte. Kurz blinzelte ich die Tränen weg. Mist. Ich musste sofort hier raus, sonst würde ich ihn nerven und anschreien... und dann würden wir uns streiten.
Unverhofft zerriss ein Knurren die eingefrorene Stille, als ich an der Tür anlangte, und ich knotete frustriert meine Haare zusammen. Edan sah zu mir auf und schaute mich dann doch von oben bis unten an. »Was machst du da?«, fragte er sichtlich verwundert und richtete sich komplett auf. Na wenigstens bekam er noch ein bisschen mit. »Ich werde joggen gehen!«, gab ich trocken zurück und er fing tatsächlich lauthals an zu lachen. Ich hätte es ihm gleich getan, wäre er nicht die ganze Zeit so blöd gewesen. Ungeachtet dessen war mir klar, dass er es nicht wirklich lustig fand.
DU LIEST GERADE
Someday II - be a Vampire
VampiroTrilogie: Band 2 Dieser Teil, schließt komplett an Band 1 an. Edan und Larissa haben sich gefunden und doch tauchen kurze Zeit später die Probleme auf. Sie fühlt sich zurückgewiesen und nicht mehr geliebt. Nun, da sie ein Vampir ist, ist es wichtig...