Kapitel 18

73 4 0
                                    

»Geht es?«, wollte Edan leicht gepresst wissen und sah mich mit großen Augen an. Er war so wunderschön. Die in Falten gezogene Stirn, machte ihn nicht mehr allzu perfekt, aber genau das war es, was mich faszinierte: Das ein Vampir irgendwo auch nur ein Mensch war. »Nein!«, murrte ich. »Es tut weh! Aber ich glaube das sind eher Frauensachen und für dich nicht allzu wichtig.« Er konnte es ja auch rein theoretisch nicht wirklich nachvollziehen, immerhin war Edan ein Mann. »Ich glaube dir, dass es wehtut. Einem Vampir schmerzt so schnell nichts... Eigentlich!«, gab er leise zurück.

»Ich fühle mich irgendwie so hundemüde. So schlapp. Als hätte ich keine Kontrolle mehr über mich«, was mich komplett um den Verstand brachte, denn somit war es schwerer mich unter Kontrolle zu halten. »Ich nehme dich ungern mit, das weißt du. Normalerweise solltest du dich ausruhen. Es gehört bei uns dazu. Eben drum, wollte ich dass du im Haus bleibst. Falls etwas passiert und du dich wehren müsstest, hättest du es sehr schwer. Es laugt dich aus, vor allem weil ich weiß, dass du nichts trinken und essen wirst.« Prompt suchte ich seinen Blick. »Als wenn mir in der Schule etwas geschieht... Meinst du ich bin dann körperlich wie ein Mensch?«, wollte ich noch müde wissen und verdrängte den Gedanke an meinen blöden Mitschüler.

»So kann man es sagen. Ich will dir ja keine Angst machen, aber es ist schlimmer. Früher haben sich weibliche Vampire immer deswegen allein versteckt, sodass niemand sie finden konnte. Sie waren einfach zu leichte Beute. Heute muss man ebenso darauf achtgeben. Es könnte echt problematisch werden, wenn dich ein anderer bemerkt. Vor allem, weil der Verstand dann bei uns ebenso aussetzt.« Jedoch wusste ich: Edan beschützt mich. »Was ist bei dir denn problematisch? Du wirst doch auf mich aufpassen, oder?«, flüsterte ich, weil ich trotzdem die Gewissheit brauchte.

»Natürlich passe ich auf meine Lara auf. Das weißt du doch.« Edan machte eine kurze Pause und fuhr dann weiter fort: »Für männliche Vampire ist es sehr schwer in der Nähe von einer Vampirin, in solche einem Zustand zu sein. Es zieht uns an, weißt du. Es macht einen... wahnsinnig«, gab er leise zu und ich musterte ihn etwas mehr. Dabei ging mir dieser quälende Ausdruck auf seinem Gesicht nicht. Einerseits tat ihm das leid, dass es mir nicht gutging, aber womöglich lag es auch daran, dass er mich wollte und nicht durfte. Oh, von meiner Seite aus, hatte ich kein Problem damit. Ganz im Gegenteil, aber da Edan meinte; es konnte schiefgehen, war er nun einmal nicht zu überzeugen. Typisch er. Immer der Verantwortungsbewusste.

»Und deswegen wäre mir wohler dabei, wenn du wirklich zu Haus bleiben würdest. Nicht, weil ich dich nicht in meiner Nähe haben will, sondern weil ich mir Gedanken darüber mache, dass dir etwas geschieht.« Ich fand es schon ziemlich süß, wenn Edan so beschützend wirkte. Es zeigte, dass wir uns wieder eingekriegt hatten; uns nicht mehr so voneinander entfernten. Sofort dachte ich an seine Hände auf meinem Körper und wusste, dass es sich so gut anfühlte. Zumindest in diesem Moment. Da ging es mir viel viel besser. Kann es nicht wieder so sein? Der Gedanke ließ mich nicht mehr los.

»Ich bin ja nun nicht krank. Ich werde es schaffen und falls es zu schlimm wird, gehe ich Heim. Lass es uns wenigstens versuchen. Ich kann nicht immer nur zu Hause sitzen und wenn du dann auch nicht da bist, werde ich irre dabei, weil ich sinnlos die Raufasertapete anstarre und versuche irgendwelche Dinge darin zu erkennen!«, überlegte ich laut und sah ihn von der Seite aus an. Edan schmunzelte: »Okay. Aber wenn es wirklich nicht geht, was ich glaube, dann bringe ich dich nach Hause« und ich nickte zustimmend.

Deswegen war ich beruhigt, dass der Weg gar nicht so schlimm war, wie ich dachte. Da wir ja nun nicht liefen, sondern mit dem Auto fuhren und mit meiner Thermoskanne heißem Tee, fühlte ich mich einigermaßen wohl, wenn man es mit Unterleibsschmerzen so nennen konnte, aber hey, ich war eine Vampirin und kein Weichei. Es wäre doch gelacht, wenn ich den Tag nicht überstehe. Außerdem glaubte ich auch nicht daran, dass es mir bei Henry besser gegangen wäre.

Someday II - be a VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt