Kapitel 11

854 48 4
                                    

»Du willst mir weismachen, dass er das Letztere immer kann, auch wenn ich nicht von ihm trinke?« Meine Stimme wurde leiser, damit andere in der Nähe uns nicht hörten, aber ich konnte schon sehen, dass es manche gab, die das Gespräch mit Alexej und mir sehr interessiert verfolgten und warf immer wieder böse Blicke in deren Richtungen, woraufhin dieser uralte Vampir mit einem Aussehen von zwanzig Jahren nur ein schiefes Grinsen zusammenbrachte. Beherrscht überschlug er schließlich seine Beine und legte den rechten Arm locker auf dem Tresen ab.

An diesem Ort schienen sich die Menschen gar nicht um anderen Dingen zu kümmern; zumal es die ganze Zeit über so gewesen war, seitdem ich in diesem Club auftauchte, doch nun erst jetzt bemerkte ich, dass ihre Aufmerksamkeit, mir nun trotz dessen galt. Keine Ahnung ob es daran lag, dass Alexej neben mir saß und sich mit mir unterhielt, aber komisch war mir schon dabei. Vor allem, als wenig später gar keiner mehr miteinander sprach. Es wurde stetig leiser und viele lauschten unserem Gespräch, doch ich war nicht bescheuert und merkte es sofort. Das wurmte mich extrem. Haben die kein eigenes Leben?

»Sag mal: Hören die alle zu?«, fragte ich prompt etwas lauter, damit es jeder hörte und Eric fing zu glucksen an. Auf der Stelle bemerkte ich, wie sich einige Leute wieder ihrem Gesprächspartner zuwandten und so taten, als wäre nichts gewesen. »Verzeih, doch es kommt nicht oft vor, dass Eric einen Welpen mitbringt, der nicht von ihm ist. Er nimmt sich solchen nicht an und wenn, dann hat er denjenigen stets an seiner Seite. Meine Freunde hier sind sehr neugierig. Du musst das verstehen. Jeder will natürlich wissen, wer dieses hübsche Fräulein ist.«

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Seine Bemerkung war schon ein wenig altmodisch und wenn das ein Scherz war, dann ein guter, sodass man diesen nicht böse auffassen konnte. Ich muss wirklich etwas lockerer werden und den Abend genießen. Nicht umsonst war ich ohne ein Wort verschwunden. Ich wollte auskosten, dass ich etwas anderes vor Augen hatte, sich mein Leben nicht bloß zwischen Schule und dem Haus von Henry abspielte. Allerdings blieb mir kaum Zeit dazu, da sich urplötzlich in meinem Kopf ein Schmerz bemerkbar machte, den ich überhaupt nicht zuordnen konnte. Sofort schüttelte ich diesen ab und drehte mich unvermittelt zu Eric.

»Wenn du schon einmal jemanden verwandelt hast, wo ist er dann?«, wollte ich neugierig von ihm wissen. Erics Körperhaltung versteifte sich schlagartig und er schaute, ohne ein Wort, in sein Glas hinein, als wäre es plötzlich das Interessanteste auf der Welt. Im Anschluss begann er den Inhalt darin zu schwenken. »Es ist schon fast ein Jahrhundert her, als ich jemanden verwandelt habe. Ein Junge in deinem Alter. Aber er war zu wild. Ich bekam ihn nicht unter Kontrolle, obwohl ich stark war. Er trickste mich immer wieder aus und entwischte mir ständig. Ein schlaues Kerlchen, doch auch enorm gefährlich; muss man schon sagen. Er machte vor nichts Halt, was ihm in den Weg kam.«

Das klang so, wie ich selbst niemals sein wollte. Auch als Vampir musste man kein Monster sein. Da war ich mir sicher. Hinzukommend sah ich das bei Edan. Er war gut. Und ich ebenso. »Wo ist er nun?«, fragte ich nebenbei und setzte mir mein eigenes Glas an die Lippen. »Er ist tot! Er war eine Gefahr für unsere Art und wurde somit von den Ältesten gesucht und enthauptet.« Seine Antwort klang trocken, keine Emotionen begleitete sie. Keine Ahnung, ob es ihm noch immer nahe ging. Jedoch war ich nicht dumm. Mit Sicherheit ging es ihm nicht gänzlich am Arsch vorbei. »Na toll«, murrte ich. Natürlich war es gut, wenn man jemanden aufhielt, der eine Gefahr für andere war, aber ihn gleich komplett auszulöschen? Darüber wollte ich gar nicht so nachdenken.

»Larissa«, riss mich Alexej zugleich aus meinen Gedanken und fing somit meine Aufmerksamkeit wieder ein. »Du willst mir doch nicht weismachen, dass du Eric überhaupt nicht kennst?« Er brauchte mich kaum anzuschauen und wusste meine Antwort sofort. Natürlich war mir Eric nicht unbekannt, doch zwischen kennen und kennen, da gab es immer einen Unterschied. Ich wusste nicht warum, aber ich vertraute Eric da, dass er mich nicht in Gefahr brachte. Hinzukommend, wenn er mir tatsächlich hätte etwas antun wollen, hätte Edan es auf der Stelle unterbunden, dass er überhaupt in meine Nähe kam.

Someday II - be a VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt