Kapitel 23

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Es überraschte mich obendrein, als wir endlich an unserem Ziel ankamen. Wir hatten uns die Autofahrt über weder gestritten noch angeschwiegen. Unser Einkaufsbummel zeigte, dass wir uns besser verstanden, als gedacht. Wir lachten viel und beschlossen kurz noch einen Kaffee trinken zu gehen. Alkohol blieb für sie tabu, denn solch eine Mutter, brauchte ich nicht mehr. Kurz dachte ich daran, wie mein Leben als Vampir nun verlief. Ich musste deswegen meine Familie nicht verlassen. Zumindest jetzt noch nicht, aber womöglich irgendwann. Ich gab die Hoffnung allerdings nicht auf, dass es sich ändern musste.

Gerade in diesem Augenblick, als ich mich selbst wieder ablenken und ihr von meiner Schule erzählen wollte, starrte sie über meine Schulter hinweg und riss verblüfft die Augen ungläubig auf. Ihre Nervosität spürte ich auf der Stelle und ihr Herzschlag beschleunigte sich enorm. Als stünde jemand hinter mir, den sie gern sah. Sofort drehte ich mich natürlich herum und starrte nach oben in zwei braune Augen, da ein groß gewachsener Mann hinter mir stand. Eilig wandte ich mich jedoch wieder zu meiner Mutter die ein unfassbar tolles Lächeln aufsetzte. Das kann doch jetzt nicht wahr sein, oder?

Als ich diesem Fremden den Rücken zukehrte, war ich mir tausend Prozent sicher, dass er kein Mensch war. Ein Vampir. Ich starrte die Frau an, die mich auf die Welt brachte und mir war klar, dass sie nichts wusste und auch, dass dieser Typ mich prompt als Seinesgleichen erkannte. Er hüstelte und eine samtene Stimme begann: »Und das ist Larissa deine Tochter?« Tanja nickte. Er weiß meinen Namen? Also hatte sie von mir erzählt, was ich mir eigentlich schon denken konnte. Trotzdem war ich sichtlich verwirrt. Nicht über einen Mann, der meine Mutter zu mögen schien, sondern so ein Mann.

Wäre Edan niemals in mein Leben getreten, hätte ich nicht gewusst, dass es Wesen, wie Vampire und Guhle gab. Nun war alles anders. Ich war selbst kein Mensch mehr und ich erkannte meinen Gleichgesinnten sofort, der mir auf der Stelle seine Hand entgegenstreckte, als ich mich wieder zu ihm drehte. »Hallo. Ich bin Dr. Williams. Du kannst aber Steven zu mir sagen.« Dann wandte er sich dann meine Mutter und nahm neben ihr Platz. »Könntest du mir auch so einen Kaffee holen lassen?«, fragte er freundlich und zugleich sprang sie breit grinsend nach oben. »Aber sicherlich. Was für ein Zufall, dass du hier bist. Bis gleich!«

Steven schickte sie mit Sicherheit extra weg. Definitiv, weil er mein sprachloses Gesicht sah, aber wie sollte ich auch sonst reagieren? Immerhin war mir nicht klar, ob seine Absichten gut oder schlecht waren. »Ich wusste nicht...«, stotterte ich fast lautlos. »Ich wusste auch nicht, dass du kein Mensch bist, aber du bist noch ein Welpe. Wer hat dich verwandelt?«, fragte er neugierig, aber ich gab ihm keine Antwortet darauf. Das Wort machte mich verrückt. Ich war doch kein Hund und ich hörte es nicht zum ersten Mal. Er schien zwar freundlich zu sein, aber man konnte sich auch täuschen. »Und du bist wie alt?«, fragte ich Steven stattdessen. »Ich bin seit knapp fünfzig Jahren ein Vampir. Meine Mutter verwandelte mich mit vierzig, aber da war sie schon selbst einige Zeit einer. Wer war es bei dir? Sicherlich nicht deine Mutter, denn sie ist ein Mensch. Weiß sie was du bist?« Die Frage kam unverhofft.

»Weiß sie denn was du bist?«, konterte ich. »Natürlich nicht!«, flüsterte er und sah sich nervös nach ihr um. »Siehst du. Dann ist es ja offensichtlich, dass sie davon keine Ahnung hat und ich will auch nicht das sie es in nächster Zeit erfährt!«, gab ich eilig zurück. Steven nickte. »Das ist selbstverständlich. Ich werde ihr natürlich nichts sagen.« Das war schon einmal gut, aber ich wusste von Edan, dass Vampire ihre Identität nicht dem Menschen verrieten, außer es gab gute Gründe, wie zum Beispiel bei mir und den Mann, den ich lieben lernte; der mich vor dem Guhl rettete... Und außerdem war Steven erst ein halbes Jahrhundert. Das war nichts gegen meinen Vampir. Falls dieser hier uns gefährlich wurde, hatte er keine Chance.

Dennoch musste ich Edan unbedingt Bescheid geben. Gerade, weil es um meine Mutter ging und dieser Mann vor mir, mir sicher nicht zum letzten Mal begegnete. »Was willst du von meiner Mutter?«, fragte ich geradeaus, noch bevor sie wieder am Tisch war. Ich musste es wissen. »Ich mag sie, Larissa. Was sollte ich sonst von ihr wollen?« Ist das sein Ernst? »Das würde ich auch gern erfahren!«, sprach ich spöttisch. »Mir ist bewusst, dass du dir Gedanken darum machst, ob ich deiner Mutter etwas antun werde. Aber nein. Das würde ich niemals! Dafür ist sie mir zu wichtig geworden«, sprach Steven ehrlich.

Someday II - be a VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt