Kapitel 17

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(Vadims Sichtweise)
Ich sah auf meine Uhr: 07:21 Uhr. Nachdem mir mein Vater geöffnet hatte, sah ich auch schon meinen Bruder um die Ecke lugen. Mit fragendem Blick guckte ich ihn an. Er schüttelte bloß irritiert den Kopf. „Also nichts?" Ich seufzte unglücklich. „Hier, mein Sohn!" Meine Mutter brachte mir etwas Blut zur Stärkung. Diamond prostete mir zu. „Habt ihr irgendeine Spur?", fragte ich. Alle schüttelten den Kopf. Ich wollte soeben erzählten, wie es bei unserem gehassten Onkel war, da flatterte ein schwarzes Etwas gegen die Fensterscheibe des großen Wohnzimmers.

„Huch!", machte meine Schwester und lief ans Fenster. „Und?", rief mein Vater. „Na du? Wo kommst du denn her?" Amica ging wieder zu uns zurück, ein kleines Tier im Arm, das einen Zettel im Mäulchen hielt. „Eine Botschaft? Für uns?", riet mein älterer Bruder. „Möglich oder es hat sich verflogen!", befand Amica. Sie faltete das Stück Papier auseinander. "HILFE!" „Das ist Lailas Schrift!", entfuhr es Diamond wie aus der Pistole geschossen. „Was hat das zu bedeuten?", fragte sich mein Vater.

„Vielleicht lebt sie und will uns eine Nachricht überbringen?", vermutete ich und blickte meinen Bruder an, der vor Rührung Tränen in den Augen hatte. Ich legte ihm einen Arm um die Schulter. Wir waren fassungslos, sowie in Aufruhr. Was sollten wir nun tun? „Ich schlage vor, wir finden heraus, wem der Flughund gehört und eventuell führt uns das zu einem neuen Hinweis!", bestimmte Mutter und nahm Amica das zierliche Tierchen aus der Hand. „Es hat keinerlei Anzeichen auf Besitzer oder ähnliches..." „Was wenn es extra war? Wir lassen ihn fliegen und folgen ihm?"

„Aber falls etwas faul an der Sache sein sollte, hab ich eine Idee!", sagt meine schwarzhaarige Schwester und rief: „Skylar!" Prompt flog eine schneeweise Eule zu uns herab. Sie setzte sich gehorsam auf die Schulter ihrer Herrin. „Brav!", murmelte Amica und kraulte zärtlich ihre Stirn. „Und wie sieht dein genialer Plan jetzt aus?", fragte Diamond schnippisch. Amica sah ihn mit warnendem Blick an. „Wir lassen Skylar eine Botschaft überbringen!", antwortete meine Schwester mit stolzem Gesichtsausdruck. „Und inwiefern soll die Nachricht aussehen?", fragte ich. „Na, irgendwas, womit wir unseren Turteltäubchen Hoffnung spenden. Und sie vielleicht darum bitten, eine Adresse oder irgendwas herauszugeben, damit wir ihnen helfen können!", kapierte Diamond und sah meinen Vater herausfordernd an. „Und was machen wir mit dem Flughund? Kann der nicht einfach zurückfliegen?", fragte Mutter.

Mein Vater nickte zustimmend, während ich sagte: „Stimmt, Mutter. Eigentlich muss doch nicht Skylar die Botschaft überbringen!" „Warum eigentlich nicht dieser dämliche Winzling von Fledermaus!", rief Diamond entnervt. „Diamond! Flughunde sind eine eigene Gattung!", prahlte Amica vor Stolz, dass sie etwas wusste, was er nicht wusste. Sie war zwar das jüngste Geschwisterkind von uns, aber um einiges schlauer! „Ja, ja!", brummelte mein Bruder. „Du hast mal wieder recht, Liebes!", lächelte Mutter. Ich grinste schelmisch.
„Aber wer weiß, woher der Flughund stammt, vielleicht von einer Person, die zufällig bei Laila und Thea war und jetzt gar nicht in deren Nähe ist oder wir haben Glück und der Kleine hier führt uns zu den Beiden!", erklärte Amica. „Aber woher willst du wissen, dass Laila mit Thea zusammen irgendwo ist?", widersprach mein Vater und rieb sich seinen stoppeligen Bart. „Naja, sie wird wohl nicht erst jetzt einen Hilferufversuch starten, wo sie doch einige Jahre zeitgehabt hat!", meinte Diamond stöhnend. „Also?"

„Ich fände Amicas Idee trotzdem sicherer", sagte ich, „und sowieso kann Skylar durch Mutters wundersame Fähigkeit, Spuren und Fährten aufnehmen und sie bis weit über Lacata hinaus verfolgen!" „Wir finden eure Liebsten!", versprach meine kleine Schwester und lächelte mir zu.

Ich zog eine Augenbraue hoch und fragte: „Aber was, wenn sie die Spur nicht aufnehmen kann? Immerhin ist Thea seit zwei Tagen verschwunden..." „Wir finden sie, Vadim!", meinte meine Mutter aufmunternd und klopfte mir auf die Schulter. Ich nickte ihr zu und ging an meinen Eltern vorbei. „Wo willst du jetzt schon wieder hin?", rief mein Bruder. „Das weiß ich erst, wenn wir Thea wiederhaben. Ich geh frische Luft schnappen!", war meine Antwort. „Gut... Soll ich mitkommen?" Das war Amica, die zunächst zögerte, zu fragen. „Ne du. Ich brauch bisschen Zeit für mich!", widersprach ich und winkte Skylar zu, die mich ansah und gurrte, während sie auf ihrer bronzefarbenen Stange saß. 

The secret of... the bloody rageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt