Kapitel 10

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Ein einziger Gedanke durchfuhr mich! Da wusste ich, wer bzw. was sie war!

Ich schluckte heftig, zitterte auf einmal wie Espenlaub und wich etwas zurück. „D-duu... bist ein Vampir?", stotterte ich. Doch die Frau war gar nicht so furchteinflößend, als sie nickte. Dennoch war ich auf der Hut, als sie mich mit einem flehenden Blick bat, dem ich nicht widerstehen konnte, herzukommen. Ich tat es, legte den Kopf schief und sie deutete an zu schreiben. Das ging aber nur gut, da ihre Handgelenke vor dem Körper gefesselt waren. Sie hob also beide Arme in die Luft und tat mit einer Hand so, als würde sie schreiben. Dann folgte ein Fragezeichen. Etwas mickrig, aber okay. Es war zwar anstrengend es zu erkennen, doch mit einiger Mühe gelang es mir, zu erraten, was sie verlangte.

Plötzlich zitterte ich überhaupt nicht mehr und reichte ihr, wie selbstverständlich, einen Mini-Kugelschreiber, der noch in meiner Seitentasche meiner Jacke steckte und einen leicht zerknitterten Flyer des romantischen Kinofilmes Dirty Dancing von vor ein paar Wochen. Mühsam versuchte sie einen Text zu verfassen. Dann nach einer Ewigkeit, reichte sie mir beides mit einem dankbaren Lächeln wieder zurück. Ich kniff die Augen zusammen und las: „Name: Laila. Keine Angst! Ja, ich wurde zum Vampir! Aber fürchte dich nicht. Ich musste Blut trinken, aber jetzt habe ich mich unter Kontrolle."
Ich legte den Zettel vor mich und schluckte erst einmal, bevor ich mich sammelte und meinte: „Bist du gefährlich?"
Sie schüttelte natürlich den Kopf, aber man konnte natürlich nie hundertprozentig sichersein.
Mich fröstelte es in dem ohnehin schon kalten Raum. Trotz des Risikos, entschloss ich mich ihr zu helfen. „Soll ich dir nun den Knebel abnehmen?", fragte ich sie schüchtern. Sie nickte. Ich trat an sie heran und... - „Ah!" Sie schrie auf. „Sorry...", murmelte ich. „Bitte!", winselte Laila vor Scham. „Die Fesseln auch!" Ich überlegte laut: „Was, wenn der Entführer hereinplatzt?", fragte ich mich.

„Wayne? Hmm... na gut!", meinte sie. Wenigsten kannte ich jetzt den Namen meines Entführers. Laila bewegte die Handgelenke etwas, doch der Knoten saß bombenfest. Sie fuhr sich durch die dichten, roten Locken. Es sah witzig aus, wie unhandlich sie sich abmühte. Ihre roten Spitzen wellten sich und ich meinte, ein trauriges Lächeln auf ihrem Gesicht schimmern zu sehen. Laila sah auf und tat, als hätte ich nicht bemerkt, dass sie einsam war.
Ich dachte mir, ich sollte einiges klarstellen, da ich mir sicher war, dass sie die Freundin von Diamond war. Und so saßen wir da und begannen ein Gespräch, welches so einige Ereignisse ans Licht brachte, die wir beide noch nicht kannten. „Du bist also die Freundin von, du weißt schon wem?" Sie lächelte wehmütig. „Ja, sag es ruhig; Freundin von Diamond Dark. Aber woher kennst du ihn überhaupt?", fragte sie. „Ich bin Thea Ricosta und mit seinem Bruder Vadim zusammen. Durch einen Zufall erzählte er mir von euch. Bis vor kurzem wusste ich sogar noch nicht mal, dass er einen Bruder besaß!", klärte ich sie rasch auf. „Aha! ", meinte sie. Ich wiegte den Kopf: „Vadim meinte, dass du plötzlich verschwunden bist und darum auch Diamond. Er wollte dich finden, aber hat dich nie gefunden und deshalb will er sich jetzt an mir, an seines Bruders Freundin rächen, um ihm zu zeigen, dass es schlimm ist, eine Freundin zu verlieren!", erzählte ich. „Aber dein Freund hat doch damit nix zu tun, oder?" „Ja. Keine Ahnung!"
„Vielleicht schmerzt Diamond mein Verlust auch einfach so sehr, dass er Frust abbauen will!", vermutete Laila. „Stimmt. Das wird es sein", versicherte ich mir selbst. Laila wollte nun ihre Version der Geschichte erzählen, doch sagte zunächst etwas Anderes: „Es tut mir innerlich weh, dass Diamond mich vermisst!"

Ich sagte seufzend: „Als ich alles, auch seine eventuelle Rache an mir, erfahren musste, hatte ich natürlich etwas Angst. Also nahm mich gestern sein Bruder bei sich auf. Abwechselnd halten er oder Amica, die Schwester der beiden Streithähne...", ich lachte kurz auf, „... am Stadttor Wache, falls er sich nähern sollte. Und gestern sahen wir deinen Freund zufällig in London, dort wohne ich nämlich. Vadim meinte zunächst, dass Diamond sehr launisch sei und er sich sehr bald an mir... rächen würde. Komme, was wolle! Denn an diesem Morgen bekam ich sogar eine Nachricht, mit einer Drohung von ihm!"

The secret of... the bloody rageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt