Schweißgebadet wachte ich auf.
Neben mir: Vadim! Ich blinzelte verstohlen und sah mich verwirrt um. „Wo ist denn der Vampir hin?", fragte ich. „Welcher Vampir?", wunderte sich mein Freund, hielt es aber anscheinend nicht für nötig, nachzusehen, ob an meinem Hals Bissspuren zu erkennen waren! Das wunderte mich erst ein wenig, als ich ihm von dem Erlebnis berichtete. Als mein Freund meine Irritation bemerkte, meinte er leichthin: „War sicher nur ein Albtraum!"Doch ich glaubte nicht so recht daran und sah, dass Vadim dennoch angestrengt nachdachte. „Oder es war...!" „Diamond...!", meine Stimme erstickte fast. „Wie sah er aus?" „Er war sehr blass und hatte eine auffällig tätowierte Narbe an seinem Hals, die ich gut sah, als das Mondlicht vom Fenster her schien, obwohl er eher ... naja ... irgendwie nicht echt wirkte. Beinahe eine Vision... ja so in der Art ", teilte ich ihm mit. „Außerdem besaß er eine außergewöhnliche dunkelrote Augenfarbe!", erinnerte ich mich mit Schrecken. „Es war eindeutig Diamond!", flüsterte Vadim. Er meinte, ich sollte mich jetzt anziehen, etwas essen und notwendige Dinge zusammenpacken. Es war halb eins und ich hatte einen Tag frei von der Arbeit. Denn mein Freund war so nett gewesen und hat meinem Chef heute Morgen klargemacht, dass ich mich von Strapazen erholen musste, die in meinem Umfeld der letzten Tage passiert waren. Erstaunlicherweise hatte er sofort eingewilligt, was mich ein wenig gewundert hatte, da er sonst auf jede Minute achtete, die man seiner Meinung nach, zu spät kam. Und selbst bei einer starken Erkältung meinte er doch tatsächlich, das sei doch nur ein bisschen Husten und Schnupfen! Nichts Dramatisches! Haha! Doch nun war ich froh, dass ich heute nicht hinmusste.
Somit ging ich nach einer Stunde mit zu ihm in die Vampirstadt. „Dort bist du soweit in Sicherheit!", beruhigte er mich. Vor seinem Haus ließ er mich herunter und verabschiedete sich mit einem langen, innigen Kuss von mir. Dann aber, nach einer gefühlten Ewigkeit, in der er mich fest umschlungen hielt, sagte er: „Geh schon rein! Amica wartet bestimmt schon!" „Und du?", fragte ich ihn stirnrunzelnd und blickte traurig in sein Gesicht. „Ich muss mich erstmal vergewissern, dass du wieder nach Hause kannst, ohne, dass ich die ganze Zeit auf dich aufpassen muss. Obwohl das ziemlich toll wäre!", erklärte er und öffnete die Tür. Ich trat ein und er flog los.
Selbst sein schwarzer Schatten verlor sich schnell in der Dunkelheit der Vampirstadt. Seufzend dachte ich noch kurz an ihn und sah ihm noch nach. Ich blieb allein zurück und huschte leise den langen Flur entlang auf der Suche nach „Lebe"wesen. „Bevor ich noch Wurzeln schlage", dachte ich. Ich fand sie also schließlich in der Eingangshalle. Versammelt waren nur Vampire. Was hatte ich denn auch anderes erwartet?
„Hallo!", begrüßte mich Gaia und lächelte. Ich nickte zur Begrüßung und sah in die Runde.Giovanni, der Vater kam auf mich zu, gab mir seine schneeweise, kalte Hand und grüßte höflich. Dann trat Amica, Vadims Schwester an meine Seite. Die jüngste und schüchternste Vampirin der Familie. „Komm!", forderte sie mich rasch auf. Und jegliche Schüchternheit war verflogen.
Ich runzelte die Stirn. Dann folgte ich ihr ohne einen Widerspruch. Ohne meinen Helden im Rücken.Ich beobachtete ihren federleichten, fast schwebenden Gang und wie ihre dunklen Locken bei jedem Schritt mitwippten, als wir im oberen Stockwerk ankamen. Nachdem wir rechts abgebogen waren, betrat Amica ein beinahe rundgeformtes, helles Zimmer. Dann machte sie eine einladende Geste und meinte, als ich eintrat: „Das ist dein Reich!" „Wer weiß, wie lange du hier leben wirst!", fügte sie mit einem Kichern hinzu und zeigte auf das dunkle, mit einer samtigen Decke bedeckte Bett. „Wir schlafen natürlich kopfüber, deshalb hat Vadim uns, als du geschlafen hast, Bescheid gegeben, dass wir etwas herrichten sollten."
„Danke!", erwiderte ich matt. Ich schmunzelte, als ich mir vorstellte, wie ich schliefe, umgeben von einer Leibgarde von Vampiren, die an einer Leine kopfüber hingen. „Was?", fragte Amica. Hatte ich etwa laut gelacht? Offenbar, denn sie musterte mich, so als wüsste sie nicht recht, was sie von mir halten sollte. Wir hatten uns auch nur ein paar Mal bisher gesehen und sie hatte noch nicht viel von mir mitbekommen. Ebenso wenig, wie ich von ihr. Ich senkte schüchtern meinen Kopf, log: „Nichts, wieso?" und beim Anblick des schlicht eingerichteten Raumes, hatte ich Bedenken, ob ich mich hier wirklich wohlfühlen würde. In der Ecke baumelte ein Spinnennetz.
Ich beäugte es misstrauisch. „Keine Sorge! Kein Bewohner ist hier und wie du bemerkt hast, stehen hier keine Särge oder so. Also keine Panik!", versicherte Amica mir. „Sicher? Auch keine Skelette von Fledermäusen oder ähnliches, außer einem leeren Spinnennetz, das auf einen Mieter wartet?", fragte ich und sie kicherte mit einem Kopfschütteln. Dann holte sie Luft und nickte zur Bestätigung. Ich war erleichtert und sah mich weiter um. Dort stand ein Bücherstapel, der aussah, als würde er nur darauf warten, dass ich seine Bücher persönlich lese.
Mein Blick blieb nun an einem Porträt haften, das an der gegenüberliegenden Wand hing. Amica bemerkte meinen interessierten Blick und stob hinüber, um sich dann schützend vor das Gemälde zu stellen. Ich fragte mich, was das sollte, doch als sie keinen Satz sagte, ließ ich es einfach sein und versuchte, einen Blick auf das Bild zu erhaschen.
Verstohlen blickte ich auf das Ölgemälde, konnte allerdings nur einen Teil erkennen. Es zeigte einen Jungen, dessen Kleidung in einen altmodischen Stil war. Den makellosen Kleidern sah man an, dass er wohl aus einer reichen Familie zu stammen schien. Ich schätze ihn auf etwa siebzehn Jahre und betrachte sein mystisches Lächeln.
Er konnte wohl nicht recht seine Haare bändigen, da diese ihm fransig in die Stirn fielen und sich an den Schläfen leicht kräuselten. Sie sahen aber mit dem eher streng und edel wirkenden Kleidungsstil sehr passend aus. Vielleicht wollte er es so, bevor das Porträt gemalt wurde. Er trug ein feines, schneeweises Hemd, dessen Kragen von einer dunkelblauen, schmalen Krawatte verdeckt wurde.
Seine Haarfarbe glich einem Stück älterem Pergament, mit einem Hauch rot, das von dem Sonnenlicht kam, welches von dem Fenster herein schimmerte, vor dem er posierte. Seine Augen, die groß und freundlich wirkten, hatten etwas Einladendes an sich. Sie glänzten in einem so feinen Rot, als hätte der Maler vorerst etwas gegen diese Farbe gehabt.An irgendeine bekannte Person erinnerte mich dieses Ölgemälde.
„Wer-ist-das!", fragte ich laut und bestimmt, denn ich hatte eine Vermutung. „Niemanden, den du kennen solltest!", gab Amica schnippisch zu und ihr sonst so angenehmer, lieblicher Blick verwandelte sich augenblicklich in den eines Raubtiers, das sich jede Sekunde auf sein Opfer stürzen würde. Sie nahm das Bild mit zusammengekniffenen Lippen ab und versenkte es mit „eigentlich hätte es hier gar nicht mehr hängen sollen", in einer hölzernen Truhe. Sie blieb davorstehen und ich spürte ihren kalten Blick, der besagte, dass ich am besten die Finger davonlassen sollte. Ich zuckte resigniert mit den Schultern.
Plötzlich überkam mich ein Schauer und ich wusste, wer die Person war.
Also startete ich einen Versuch: „Wenn es die Person ist, von der mir Vadim bereits erzählt hat und für die ich diese Person auf dem Bild halte, habe ich wenigstens Gewissheit!" Amica wandte ihren Kopf und sah mich verachtend an: „Wie viel hat er dir gesagt?", knurrte sie und ich fing stotternd an: „Vad-di-dims Bru-d-d-der!". Dann brach ich ab! „Diamond!", flüsterte ich und hoffte inständig, dass sie es nicht gehört hatte. Vor Entsetzen klappte der Deckel, den Amica bis eben noch gehalten hatte, zu!
„Wie lange weißt du es?", fragte sie mich und kam auf mich zu! Da drehte sie sich noch mal um, huschte zur Truhe und verschloss diese mit einem bronzenen Schlüssel, der an manchen Stellen schon Rost gesehen hatte. Sie kehrte zurück, nahm mir meine Tasche, die ich immer noch umklammerte, ab, legte sie auf das Bett und entschuldigte sich. „Sorry! Aber bei der alten Familiengeschichte bricht es immer wieder aus mir hervor!"„Schon gut!" Sie seufzte, setzte sich auf das Bett und bat mich her. Ich nahm neben ihr Platz und sah sie an. Amica blickte traurig auf den leeren Fleck an der Wand. Dann begann ich, einfach drauflos zu erzählen, was ich bereits wusste. Hin und wieder nickte Amica. Doch sie unterbrach mich kein einziges Mal. Als ich endete, blickte sie wieder auf. „Ok... das hat er dir also
erzählt?", hakte sie noch einmal nach. Ich bejahte und fragte: „Ist er es jetzt, oder nicht?!" „Ja!", gab sie zu. „Er war beim Malen des Porträts aber schon ein Vampir oder?" „Ja, oder hast du seine roten Augen nicht gesehen?!", fragte sie mit einer Spur Arroganz in ihrer Stimme. „Doch!", erwiderte ich kleinlaut.
"Gut! Jetzt kommen wir zum Teil, den Vadim dir vorerst verschwiegen hatte." Auch ich hörte aufmerksam zu. Als sie endete, glaubte ich Tränen in ihren Augenwinkeln zu sehen. Täuschte ich mich? Ich rieb mir die Augen. Nein, sie weinte nicht, ihr flossen lediglich ein paar Tränen die Wangen hinunter. „Tut mir leid!", entschuldigte sie sich und schnäuzte in ein Taschentuch, da die Tränen stärker wurden.
„Also!", sprach ich laut. „Ich fasse zusammen: Laila, Diamonds Menschenfreundin war von dem einen auf den anderen Tag ohne einen wirklichen Grund gehabt zu haben, weg? Ihr habt die ganze Gegend durchkämmt, nirgends eine Spur. Nicht ein kleinster Hinweis!"
Amica nickte und wischte sich mit dem Ärmel ihres Kleides über das Gesicht. „Diamond und sie waren glücklich. Immer. Sie war oft bei uns, hat sich wohlgefühlt. Beide waren auch bei ihr in der Wohnung. Nie gab es ein ernsthaftes Problem oder gar einen Streit. Noch nicht mal ein Wutausbruch hätte die beiden getrennt! Und das soll schon was heißen!"„Wie lange waren sie denn zusammen?", fragte ich. „Knappe sechs Jahre", erwiderte Amica. „Krass. Kein Wunder, dass er so fertig war, als er erfuhr, dass Laila weg war!" „Hmm... Das Ding ist, kein Zettel oder so! Nichts! Sie hätte sich ja wenigstens verabschieden können!" Schon merkwürdig!", stimmte ich ihr zu. Sie dachte kurz nach, bevor sie meinte: „Aber mach dir darüber bitte keine Sorgen. Das, was zählt, ist, dass wir Diamond finden und ihn überzeugen, dass es geht. Liebe zwischen Menschen und Vampiren! Immerhin zog er ja bereits nach zwei Jahren mit Laila zusammen. Und Vadim „verbietet" er es! Ist doch sowas von ungerecht,
oder?" Damit erhob sie sich, blickte noch einmal warnend zu der Truhe, sah mich an und verließ das Zimmer, mit den Worten: „Willst sicher etwas Zeit für dich haben, wie?"
Ich nickte und packte meine Sachen aus. Nach einigen Minuten dann, angelte ich mein kleines Tagebuch und einen kleinen Füller aus meiner Tasche und schlug eine neue Seite auf, um die wichtigsten Ereignisse der letzten vergangen zwei Tage zu notieren!
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The secret of... the bloody rage
Fantasía- ABGESCHLOSSEN - „Es geht um dich! Um Leben und Tod!" Jetzt, wo Sie den Titel schon gelesen haben, denken Sie wahrscheinlich: „Ein Vampirbuch. Schon wieder. Brauch ich gar nicht erst zu lesen!" Aber wenn Sie es nicht tun, werden Sie einiges verpass...