Riley hatte nicht zu viel versprochen. Mr. Smith war tatsächlich komplett überfordert, wenn zwei Mädchen weinend vor ihm standen. Er schien keinen Umgang damit zu finden und hatte uns den restlichen Tag einfach von der Schule befreit, sodass er sich nicht länger mit uns auseinandersetzen musste. Das war besser verlaufen, als ich erwartet hatte.
Riley hatte mich anschließend mit zu sich nach Hause genommen. Zu meinem Großvater wollte ich nicht und alleine konnte ich auch nicht sein. Das war also meine beste Option gewesen.
Rileys Umgang mit großen Gefühlen war irgendwie... amüsant. Auf dem Weg zu ihrem Haus hatte sie mich dazu gebracht, alles davon rauszuschreien. Wir hatten gelacht, wir hatten geflucht und wir hatten uns übers Leben beschwert.
Als dann die ganze Wut verschwunden war, blieb nur noch erdrückende Traurigkeit übrig. Sie wollte mich auffressen. Mit Riley darüber zu reden, half ein wenig. Mehr, als ich geglaubt hatte. Obwohl wir beide uns kaum kannten, schien sie mich im Moment am besten zu verstehen. Michelle wirkte so vernünftig mit ihren Emotionen. Hatte den Typen abserviert, weil er nicht in ihr Weltbild gepasst hatte und sie hatte mich vor Jayden schon von Anfang an gewarnt. Wie sollte ich ihr da unter die Augen treten und erzählen, was passiert war?
Und Maliee? Heute Morgen hatte ich ihr noch von Jayden vorgeschwärmt. Sie hatte mich genauso gewarnt, war nicht begeistert davon gewesen und jetzt hatte sich das alles bewahrheitet? Jetzt sollte ich sie anrufen und ihr sagen, dass sie recht gehabt hatte? Auf keinen Fall.
Sie war auch nicht ehrlich zu mir gewesen, mit Henry. Sie hatte sich eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gemeldet, war einfach untergetaucht, obwohl vielleicht auch ich sie gebraucht hätte. Nein, mit Maliee wollte ich auch nicht reden.
Riley verstand mich. Sie verstand, warum das mit Jayden passiert war. Sie verurteilte mich nicht und sie konnte es wirklich nachvollziehen. Ihr ging es ganz genau so. Es war gut, jemanden zu haben, der einen nicht für die Entscheidungen verurteilte, die einfach passiert waren. Entscheidungen, die ich nie wirklich bewusst getroffen hatte. Doch als ich von ihrem Grundstück herunterging und den Weg zum Bungalow einschlug, holte mich die Traurigkeit wieder ein. In Rileys Gegenwart war sie zumindest etwas milder gewesen.
Mit meinem Großvater wechselte ich kein Wort. Ich ließ das Abendbrot ausfallen und verkroch mich in mein Bett. Dort weinte ich ewig. Die Einsamkeit kehrte zurück und erschlug mich. Alles fühlte sich so unbedeutend an. Selbst meine Magie, selbst dass ich hier festsaß, dass Leute hinter mir her sein könnten. Mein Leben schien unbedeutend. Was war das nur? Es machte mich wahnsinnig. Zu viele Gedanken, Gefühle, ich war auf das alles gar nicht vorbereitet gewesen. Ich hatte überhaupt nicht gewusst, worauf ich mich da eingelassen hatte. Dabei... war es doch noch nicht mal vorbei. Hatte es überhaupt angefangen?
Zum tausendsten Mal checkte ich nun schon mein Handy, immer noch keine Nachricht. Ich würde ihm garantiert nicht schreiben, ganz besonders nicht nach dieser Szene, die er heute in der Schule abgezogen hatte.
Wo sollte das hinführen? War es das schon gewesen? Wollte er das so lassen? Vorgeben, wir hätten nie miteinander geredet? Für immer? Ich war so fassungslos, dass ich mittlerweile nicht mal mehr wusste, was ich denken sollte. Wann war das passiert? Noch in der Nacht hatten wir gekuschelt und plötzlich hatte ich realisiert, dass er das größte Arschloch auf dieser Welt war? Das kam mir wie ein Traum vor und...
Seltsame Geräusche schreckten mich auf. Etwas... knackte hier. Ich stand auf und sah mich um. Eine Gänsehaut legte sich über mich. Was war das? Etwas... Magisches? Irgendein Geist oder Dämon oder... ein Schatten, vor meinem Fenster huschte ein Schatten hin und her.
Ich starrte das Fenster einige Zeit regungslos an. Wer oder was war dort? Vorsichtig wagte ich mich näher ans Fenster heran und sah dort... Jayden stehen, der Kieselsteine vom Boden aufsammelte. Mein Herz begann zu rasen. Was zur Hölle machte er hier? Ich öffnete das Fenster, während ich ihn sprachlos anstarrte.
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Zufall oder Magie? (1. Teil)
SpiritualBedeutungslos scheinende Zufälle reißen die 16-jährige Sam aus ihrem gewohnten Leben. Von ihrer Familie im Ungewissen gelassen, jagt sie der Wahrheit hinterher und trifft dabei auf einen attraktiven Typen, voller Geheimnisse, der sie in einen Zwiesp...