„Hm, danke", brummte ich wenig zufrieden, konnte aber nicht aufhören diesen Satz wieder und wieder in meinem Kopf durchzugehen.
„Bitteschön. Also soll ich einen bauen?" Ich rollte mit den Augen und schüttelte energisch den Kopf.
„Nein ich will keinen Joint rauchen!"
„Okay, okay, dann halt nicht. War mir klar, dass du dafür zu langweilig bist. Traust dich nicht, ne?" Dieses Arschloch! Ich konnte mich gerade so zurückhalten und ging auf seine Provokation nicht näher ein. Ich wollte keinen Joint rauchen und vor allem hatte ich es nicht nötig mich bei ihm zu beweisen. Also schwieg ich, lief an ihm vorbei und folgte mit schnellen Schritten dem Trampelfad.
Maliee hatte mal in meiner Gegenwart Gras geraucht. Sie war wirklich sehr high geworden und am Ende war sie mir damit mehr auf die Nerven gegangen, als dass ich es lustig gefunden hätte. Ich verstand den Hype um Gras nicht. Das Zeug machte dumm und unglücklich.
„Bist du jetzt sauer?", fragte er amüsiert und blieb stehen. Ich seufzte laut.
„Ich bin nicht sauer. Es ist einfach nur dumm, wie du dich mir gegenüber verhältst. Weißt du, wir müssen nicht beste Freunde werden, ich bin sowieso bald wieder weg von hier, aber wir können ja wohl wenigstens vernünftig mit einander reden. Und hör bloß damit auf mich als langweilig hinzustellen, wenn du willst, dass irgendwas mache oder irgendwo hinkomme! Das nervt und überreden kannst du mich damit trotzdem nicht."
„Was? Ich verhalte mich ganz normal. Du zickst mich an. ICH rede ganz normal." Okay, jetzt behalte einfach die Nerven. Dieser Vogel muss dich nur zu dem Haus führen, danach kannst du ihn ja einfach wieder loswerden.
„Wie du meinst."
„Und, dass ich dich als langweilig beschreibe, entspricht doch nur der Wahrheit. Was kann ich dafür, dass du mit der Wahrheit nicht klar kommst?" Ahhh! Diese Typ machte mich wahnsinnig. Ich war kurz davor durchzudrehen. Ich wollte ihm eine reinknallen, aber ich musste mich zusammenreißen.
„Findest du es nicht traurig mich für langweilig zu halten, weil ich kein Gras rauchen will? Also das sagt schon echt viel über dich aus. Und..." Ich verschluckte den Rest meines Satzes und erinnerte mich daran, dass ich nett zu ihm sein wollte... musste.
„Was wird das?", fragte ich, als er anfing Tabak und Longpapes aus seiner Jackentasche zu holen.
„Ich baue mir einen Joint." Wieder seufzte ich nur. Mit verschränkten Armen sah ich zu, wie er das Gras zerkleinerte und anschließend in einem Stück Papier mit Tabak mischte. Es dauerte einen Moment bis der Geruch des Zeugs zu mir kam und Erinnerungen in mir hervorrief. Wir hatten uns damals in eine enge Gasse verzogen und die ganze Zeit Angst gehabt, die Bullen würden uns jede Sekunde finden. Wir hatten uns fast eingeschissen, dabei interessierte es die meisten Leute nicht mal. Wahrscheinlich hätte Maliee neben der Polizeiwache rauchen können und niemanden hätte es gejuckt.
Gekonnt verteilte er die Mischung von Gras und Tabak auf dem longpape und drehte das Zeug zurecht. Dann leckte er am Pape entlang, während er aufblickte und mir grinsend in die Augen sah. Schnell wandte ich meine Blicke von ihm ab. Ich wollte ihm nicht die Genugtuung geben und ihm interessiert zusehen, trotzdem konnte ich meine Augen einfach nicht von ihm nehmen, bis er den Joint zu Ende gebaut hatte und ihn hinter sein linkes Ohr klemmte.
„Können wir jetzt weiter?", drängte ich. Zufrieden nickte er und lief an mir vorbei. Ich folgte ihm.
„Ach komm schon, du willst doch nicht die ganze Zeit son Gesicht ziehen." Ich antwortete nicht. Ich war nicht langweilig! Ich war auf diese bescheuerte Party gegangen. Und was hatte mir das gebracht? Richtig, einen Filmriss und die Angst ich könnte mit Mason geschlafen haben. Noch so eine Sache, die ich gerne verdrängte. Man, langsam kam ich selbst kaum noch mit was hier alles passierte. Und ich hatte am ersten Tag gedacht, in diesem Kaff würde mir langweilig werden. Jetzt wünschte ich mir beinahe etwas Langeweile, um die vielen Gedanken in meinem Kopf sortieren zu können.
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Zufall oder Magie? (1. Teil)
SpiritualBereits in ihrer Kindheit wird Sam von zahlreichen Zufällen verfolgt. Während sie daraus keine große Sache machen will, gerät ihre Mutter mit jedem Zufall mehr und mehr in Panik. Als Sam dann plötzlich aus ihrem gewohnten Leben gerissen wird, verste...