„Ähm sorry, ich hatte wirklich nicht geplant, hier übernachten zu müssen", versuchte ich mich zu erklären. Jayden seufzte und blieb stehen.
„Ja, ich weiß." Seine Stimme klang schroff.
„Möchtest du, dass ich gehe?", fragte ich vorsichtig.
„Du kommst heute nicht mehr nach Hause."
„Das weiß ich. Aber stört es dich, wenn ich hier bleibe?" Er sah mir finster in die Augen.
„Verdammt ja, es stört mich!", zischte er wütend und lief an mir vorbei. Er steuerte auf das letzte Zimmer in dieser Etage zu. Schnell folgte ich ihm und blieb dann im Türrahmen stehen, bevor er die Tür hinter sich schließen konnte. Er setzte sich auf sein Bett und wandte mir den Rücken zu.
Eine Weile schwieg ich und sah ihn einfach nur an. Das Wort „Warum" wiederholte sich wieder und wieder in meinem Kopf, doch es wollte einfach nicht meine Lippen verlassen. Ich räusperte mich und versuchte es noch einmal:
„Warum?" Jayden schüttelte den Kopf und lachte dann ungläubig auf.
„Is eben so. Muss ich auf alles immer eine Antwort haben?!", fragte er gereizt und drehte sich ruckartig zu mir um. Verunsichert sah ich ihm entgegen.
„Tut mir leid, ich... kann auf der Couch schlafen. Dann... kannst du für dich sein und... musst mich nicht sehen oder so", sagte ich kleinlaut.
„Nein." Das war alles, was er daraufhin antwortete. Ich sah, wie er mit sich selbst kämpfte. Sein Kiefer spannte sich an und er hatte angefangen, nervös seine Hände zu kneten. Es schien, als versuchte er, Worte zurückzuhalten oder nicht durchzudrehen. Vielleicht auch beides.
Eigentlich wollte ich nach seinem Anranzer einfach weinend nach Hause rennen. Doch ich hatte das Gefühl, ich müsste der Sache auf den Grund gehen. Irgendwas hatte er und das konnte nicht nur etwas mit meiner Anwesenheit zu tun haben. Gestern war er schließlich noch ganz normal zu mir gewesen.
Ich konnte nicht gehen und ich konnte das hier auch nicht einfach so stehen lassen. Ich würde sonst die restliche Zeit nur noch damit verbringen, mich zu fragen, was ich falsch gemacht hatte und was nur los mit ihm war. Das wollte ich nicht, diese Gedanken würden mich verrückt machen.
Ich wusste, dass ich nicht erwünscht war. Aber ich schob mein verletztes Ego beiseite und trat einfach in sein Zimmer. Er musste mir nicht sagen, was er hatte, aber er sollte wenigstens wieder nett zu mir sein.
Ich schloss die Tür hinter mir und setzte mich dann zu ihm aufs Bett.
„Was ist los?" Er schwieg, brach sein Starren nicht.
„Willst du nicht darüber reden?"
„Jayden?" Langsam begann ich mir Sorgen zu machen. Was war passiert?
„Ist... alles okay?" Was für eine dumme Frage. Offensichtlich war bei ihm gar nichts okay. Er seufzte schwer.
„Ja", sagte er knapp und stand auf. Er lief auf die schwarze Kommode zu, die sich neben der Tür befand, und öffnete das unterste Schubfach. Dort wühlte er in ein paar seiner Sachen herum und holte schließlich Papes, Grinder und ein Tütchen mit Gras hervor.
Er legte die Dinge auf die Oberfläche seiner Kommode und begann damit, etwas Gras zu zerkleinern. Irgendwie erschrocken und unsicher zugleich beobachtete ich ihn dabei. Wollte er ausgerechnet jetzt einen Joint rauchen? Hielt er das wirklich für eine gute Idee? High sein, statt darüber zu reden? Das klang für mich nach einer ziemlich bescheuerten Idee.
Jayden hatte jedoch eine so abweisende Körperhaltung, dass ich mich nicht traute, ihn darauf anzusprechen. Ich beobachtete ihn weiter, bis er den Joint fertig gebaut hatte, das Fenster über seiner linken Bettseite öffnete und sich anschließend auf die Erhöhung neben dem Fenster setzte. Er zündete sich den Joint an, nahm ein paar tiefe Züge und schaute dann zu mir rüber.
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Zufall oder Magie? (1. Teil)
SpiritualBedeutungslos scheinende Zufälle reißen die 16-jährige Sam aus ihrem gewohnten Leben. Von ihrer Familie im Ungewissen gelassen, jagt sie der Wahrheit hinterher und trifft dabei auf einen attraktiven Typen, voller Geheimnisse, der sie in einen Zwiesp...