49. Kapitel - Gefährliche Träume

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„Ich hoffe dir ist es noch nicht passiert. Aber in der Magierwelt gibt es einzelne Leute, die damit verflucht sind, ihre Träume real werden zu lassen. Das mag zunächst nicht nach einer Bestrafung klingen, aber wenn man keine Kontrolle über seine Träume hat, kann es passieren, dass auch die schlechten Dinge real werden. Genau das ist deiner Großmutter passiert. Als Kind und Jugendliche hat sie sich kaum Sorgen gemacht und dementsprechend sind ihre Träume immer gut ausgegangen. Als sie älter wurde, hat sie jedoch begriffen, dass ihre Gabe auch Risiken mit sich bringt und ab diesem Zeitpunkt hatte sie panische Angst vor dem Schlafen. Kurz bevor wir uns getrennt haben, hat sie ein Traum gehabt, in dem ihre beste Freundin gestorben ist, als das am folgenden Tag wirklich geschah, drehte sie durch. Sie brach den Kontakt zu mir ab. Für sie war das die beste Möglichkeit mich zu schützen. Dann wandte sie sich auch von euch ab. Sie hatte Angst jemanden von uns mit einem ihrer Träume umzubringen." Ich starrte ihn mit großen Augen an. Fuck, ich hatte definitiv ein Problem. Das bedeutete alles was ich träumte, hatte Einfluss auf mein Leben? Alles könnte real werden? Das war eine grausame Vorstellung.

„Ich nehme an, dass sich diese Träume von normalen Träumen unterscheiden? Also ich meine, die die real werden. Die fühlen sich anders an oder?" Ahnend, dass ich bereits einen davon erlebt hatte, nickte er.

„Ich habe von ihr und dem Buch geträumt. Ich habe es in ihrem abgebrannten Haus gefunden. Genau, wie in meinem Traum. Es sah genauso aus, wie in meinem Traum. Und als ich von diesem Traum aufgewacht bin, hatte ich ein merkwürdigen Mal", erklärte ich und deutete auf die Mitte meines Brustkorbes.

„Ich wusste nicht, dass es bei dir schon so fortgeschritten ist, aber es war dringend notwendig dir davon zu erzählen." Unsicher nickte ich. Ja, das war es wohl. Nur sah ich die Magie nun als weniger harmlos an und das beunruhigte mich zunehmend. Ich hatte genügend Sachen über die ich mir den Kopf zerbrach, da brauchte ich nicht auch noch die unheimliche Seite meiner Magie.

„Weißt du etwas über dieses Mal?"

„Nicht wirklich. Ich glaube es soll dir in deiner Entscheidung für den richtigen Orden helfen und auf welche Schule du gehst." Ich runzelte die Stirn.

„Du hast von der Schule des weißen Ordens gehört?"

„Ja. Mit 18 musst du dich entscheiden. Entweder du wählst die Magie des weißen Ordens oder die Magie des dunklen Ordens. In der Regel zeigt dir das Mal für welche Magie du dich entscheiden solltest."

„Und was ist der Unterschied zwischen diesen Magien?"

„Das weiß ich nicht. Ich weiß nur so viel, dass deine Großmutter die weiße Magie gewählt hat. Allgemein gesprochen soll das die gute Magie sein. Aber deine Großmutter hat das immer bezweifelt. Mehr kann ich dir dazu aber nicht sagen" Ich seufzte. Die Namen waren ja eigentlich schon selbsterklärend. Klar stand die weiße Magie für etwas Gutes und die dunkle Magie für etwas Schlechtes.

„Und diese Träume, kann man die aufhalten? Also ich meine kann ich es verhindern, dass sie real werden?" Er musterte mich von oben bis unten, dann setzte er eine nachdenkliche Miene auf.

„Nein, deine Großmutter hat es jedenfalls nicht gewusst."

„Das heißt ich bin meinen Träumen ausgeliefert? Das bedeutet, wenn ich schlecht träume, dann habe ich einfach Pech?", fragte ich erschrocken und malte mir einen Moment lang aus, wie mein Leben von jetzt an, nur noch Berg ab ging.

„Nein, wenn du geträumt hast, kannst du daran nichts mehr ändern. Aber du kannst es vorbeugen."

„Und wie?"

„Wenn du dich entspannst und deine Gedanken vor dem Schlafengehen beruhigst, dann verminderst du das Risiko."

„Das ist alles?", fragte ich schockiert. Na wunderbar. Das war genau das, was ich am wenigsten konnte. Ich steigerte mich doch viel zu gerne und oft in schlechte Gedanken hinein und des Öfteren auch vor dem Schlafengehen.

„Nicht direkt. Es gibt noch die Möglichkeit seine Träume zu lenken. Aber bis man das beherrscht, vergehen Jahre."

„Konnte Grandma das?"

„Ein wenig. Meist nur bei den Träumen, die gut waren. Schlechte Träume haben ihr zu viel Angst gemacht, als dass sie, sie hätte beherrschen können." Ich schluckte. Es hatte sich keinen Moment lang so angefühlt, als hätte ich meinen realen Traum lenken können. Ich war in ihm gefangen gewesen und hatte mich der Gefahr einfach hingegeben. War das die Art von schlechtem Traum gewesen? Oder gehörte der zu der guten Sorte? Immerhin hatte ich dadurch ihr Buch gefunden.

„Das versetzt mich leicht in Panik", gab ich zu und starrte währenddessen angestrengt an ihm vorbei. Es fühlte sich seltsam an ihm meine Gefühlslage zu offenbaren. Auch, wenn das für ihn wahrscheinlich offensichtlich gewesen war.

„Noch brauchst du das nicht. Du bist noch zu jung um diese Träume zu haben." Ich runzelte die Stirn. Hatte er mir nicht zugehört?

„Aber ich hatte doch genau so einen Traum. Ich weiß nicht ob er gut oder schlecht war, aber durch ihn habe ich das Buch von ihr gefunden. Das war doch genau so ein Traum."

„Nein, das war kein realer Traum. Diese Magie beginnt frühestens ab 18. Bei den Meisten erst ab Mitte 20." Ich schüttelte den Kopf. Aber der Traum war doch real gewesen. Er hatte sich anders angefühlt, als andere Träume... und überhaupt ich hatte damit das Buch gefunden. Der Traum musste also real sein.

„Das Buch hat dich gefunden oder nicht?", fragte er, als ich meinen ungläubigen Gesichtsausdruck nicht loswerden konnte. Ich nickte.

„Ja, aber der Traum war doch trotzdem real..."

„Hast du das Buch am gleichen Tag gefunden?" Langsam schüttelte ich den Kopf.

„Damit hast du deinen Beweis. Reale Träume werden immer genau am nächsten Tag wahr." Erleichtert lehnte ich mich nach hinten. Cool, wenigstens etwas. Das hieß ich hatte noch etwas mehr als ein Jahr Zeit, um mir was zu überlegen. Um irgendwie herauszufinden, wie ich meine Träume kontrollieren könnte. Das waren nicht wirklich rosige Aussichten. Aber immerhin konnte ich mir sicher sein, dass mich meine Träume in den nächsten Nächten nicht umbringen würden.

„Und was bedeutet es, wenn ich in diesem Traum eine dunkle Gestalt gesehen habe?", fragte ich vorsichtig. Da mich das Buch gefunden hatte, musste doch auch diese Gestalt eine Bedeutung haben oder nicht?

„Was war das für eine Gestalt?"

„Es war ein dunkel gekleideter Mann. Ich habe sein Gesicht nicht erkannt, aber er war... ich glaube er war böse. Seine Gegenwart fühlte sich unheimlich an."

„Das war eine Warnung", sagte er geradewegs heraus.

„Eine Warnung? Vor was?"

„Du solltest dich lieber fragen vor wem." 

Zufall oder Magie? (1. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt