Der Bus füllte sich allmählich. Mit Mason stiegen weitere Schüler ein. Ich sah, wie er in meine Richtung gelaufen kam und nahm meine Tasche vom Sitz. Mason nickte mir zu, als er sich neben mich auf seinen Platz fallen ließ.
„Guten Morgen", begrüßte ich ihn fröhlich.
„Morgen." Er hatte mich nicht mal richtig angesehen, da begann er schon abwesend in den Gang zu starren. Ich musterte ihn einen Moment. Er sah müde und fertig aus. Was hatte er das Wochenende über gemacht?
„Wie geht's?" Ich hatte versucht, meine Frage locker klingen zu lassen. Die Stimmung zwischen uns war manchmal immer noch seltsam.
„Gut." Er fuhr sich übers Gesicht und lehnte sich dann laut seufzend in seinem Sitz nach hinten.
„Hartes Wochenende?"
„Jo, ich habe immer noch nen Kater von Samstag", beschwerte er sich und holte eine Flasche Wasser aus seinem Rucksack, von der er einige Schlucke trankt.
„Oh, gab's nen Anlass?"
„Familienfeier", stöhnte er und packte die Falsche wieder ein. Dann zog er die Beine zu sich ran und legte den Kopf auf seine Knie. Schweigen folgte. Mason wirkte nicht so, als wäre er in Plauderlaune. Also ließ ich ihn einfach in Ruhe. Ich wandte mich stattdessen dem Fenster zu und betrachtete die immer noch ziemlich triste Landschaft. Ich war längst wieder in Träumereien an die gemeinsamen Momente mit Jayden versunken, als Mason plötzlich etwas auffiel.
„Warum bist du eigentlich schon im Bus?"
„Ähm..." Ich wandte den Blick vom Fenster ab und schaute zu ihm. Mason und ich stiegen für gewöhnlich an der gleichen Haltestelle ein und wieder aus. Natürlich wunderte er sich da, warum ich plötzlich eine Station zuvor schon im Bus gegessen hatte. Tja... aber was sollte meine Antwort sein?
„Ich habe nicht zu Hause geschlafen", entgegnete ich knapp. Zeit schinden, ich brauchte eine gute Ausrede. Ich wollte ihm nicht erzählen, dass ich bei Jayden geschlafen hatte. Er würde wahrscheinlich völlig unbegründet wütend werden, weil er sich irgendwie in diese Kusssache hineingesteigert hatte. Außerdem war ich mir sicher, auch von ihm abfallende Worte über Jayden hören zu müssen. Er hatte mir schon mal versucht zu erklären, dass es wichtig wäre, sich von ihm fernzuhalten, weil der Typ nur Ärger machte. Aber dafür... war es ja nun irgendwie zu spät.
„Du hast bei Jayden geschlafen", stellte er fest.
„Äh... was?" Mehr brachte ich nicht raus. Ich fühlte mich erwischt. Leicht rutschte ich ein Stück in meinem Sitz nach unten. Ich hatte Angst vor Masons nächster Reaktion.
„Eine Station vor unserer steigt Jayden sonst ein. Du trägst nie eine Jogginghose in der Schule", erklärte er und ließ dabei seinen Blick über meine Klamotten wandern.
„Und du trägst seinen Pullover." Ich war zu überfordert, um antworten zu können. Das hatte sich Mason ja toll zusammengereimt. Das Problem war nur, es stimmte.
„Hast du was mit ihm?", fragte er, als wir beide eine Weile geschwiegen hatten. Entschuldigend sah ich ihn an und nickte dann leicht. Es brachte nichts zu lügen. Mason schien sich sicher zu sein mit seinen Beobachtungen und er hatte ja auch recht. Das... was da mit Jayden lief, das konnte ich nicht mehr leugnen und vielleicht wollte ich das langsam auch gar nicht mehr.
„Verdammt Maya, das ist so... dumm." Er seufzte schwer und sah mir vorwurfsvoll entgegen. Ich schwieg. Was sollte ich dazu sagen? Ja, vielleicht war es dumm, aber... hätte ich etwas daran ändern können?
Ich hätte ihm aus dem Weg gehen könne, aber... warum? Was war so schlimm an Jayden? Ich verstand es noch immer nicht und irgendwie schien hier jeder mehr zu wissen, als ich.
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Zufall oder Magie? (1. Teil)
SpiritualBedeutungslos scheinende Zufälle reißen die 16-jährige Sam aus ihrem gewohnten Leben. Von ihrer Familie im Ungewissen gelassen, jagt sie der Wahrheit hinterher und trifft dabei auf einen attraktiven Typen, voller Geheimnisse, der sie in einen Zwiesp...