Okay, leider war dieses Kapitel lange vor Band 9.1 geplant, weshalb der Titel sehr obsolet wird. Die Antwort wäre gewesen:
Alle Magischen haben in ihrer Spezies dasselbe Geschlecht (mit Ausnahme der Skorpionfische vielleicht).
Die Kobolde sind alle männlich, die Nixen weiblich, die Schweige-Schamire männlich usw. Einige haben kein erkennbares Geschlecht.
Da dieses Kapitel damit relativ unnötig geendet hätte (es waren Spekulationen über die Fortpflanzung geplant, aber das ist ja schon alles geklärt), fasse ich es mit einem anderen Kapitel zusammen, was inhaltlich hieran angeknüpft hätte:
Liebes Fantasy-Genre, Völker sind keine Monolithen.
Wir kennen es aus jedem High-Fantasy Buch: Es gibt die Trolle oder Orks, die sind groß, stark, aggressiv, dumm und böse. Es gibt die Elfen/Elben, die sind groß, langlebig, elegant, hochnäsig, meistens blond mit blauen Augen, heller Haut und spitzen Ohren. Dann gibt's die kleinen Zwerge, mit Bärten, die stur und Eigenbrötler sind. Jeder, der irgendeine Ahnung von Herr der Ringe oder einem ähnlichen Buch hat, kennt dieses Schema.
Was das mit Alea Aquarius zu tun hat? Ich spiele hier vor allem auf die Magischen an, aber auch auf die Stämme.
Das Problem ist nämlich, dass das Fantasy-Genre, angefangen und verbreitet wahrscheinlich durch Herr der Ringe, ein ziemliches Problem mit einer kreativen Gestaltung von Fantasy-Spezies hat. In vielen Büchern/Filmen sind das nämlich alles Monolithen.
Eine monolithische Gesellschaft ist in der Soziologie eine Gesellschaft, in der alle Personen im Prinzip gleich sind. Sie folgen denselben Werten, sind sich in ihrem Verhalten und in ihrer Persönlichkeit ähnlich.
Das findet sich in der Fantasyliteratur sehr häufig. Es gibt ein aggressives Volk, ein weises Volk, ein zurückgezogenes Volk. Orks, Elben und Zwerge eben. Das Problem hierbei ist nur, dass so eine Gesellschaft in der Realität eigentlich nicht existiert. Die Annahme ihrer Existenz hat häufig nur einen Grund: Rassismus.
Herr der Ringe liegt ein sehr völkisches Denken zugrunde. "Die einen sind so, die anderen sind so. Wir sind gut und zivilisiert, die sind böse und verwildert." Klingt das irgendwie bekannt? Natürlich, das ist der simple, fremdenfeindliche Gedankengang jeder Kolonialmacht, bevor sie tausende unschuldige Menschen ermordet, unterdrückt und ihnen ihre Kultur aufgezwungen hat. Bei Herr der Ringe wäre das dann nur auf "die Orks vs. alle anderen" bezogen.
Das ist also die Grund-Problematik. Fantasybücher, die an dieses völkische Denken anlehnen, geraten deshalb häufig in Kritik, da diese Vorstellung über verschiedene Völker eben diesem rassistischen Gedankengang entspricht.
Will ich jetzt damit sagen, dass Alea Aquarius rassistisch ist? Natürlich nicht. Es ist leider eine ähnliche Problematik wie mit der ganzen Orion-Situation. Blöde Zufälle ergeben ein blödes Gesamtbild, was so wahrscheinlich nie gemeint war.
Was das jetzt mit dem zu tun hat, was für dieses Kapitel eigentlich geplant war? Naja, dadurch, dass jedes Volk der Magischen nur ein einziges Geschlecht besitzt, wirken die automatisch noch viel ähnlicher. Bei Herr der Ringe ist das ja auch so. Alle Zwerge und Orks sind (zumindest äußerlich) ausschließlich männlich. Nimmt man da noch die stereotypischen Eigenschaften, die den beiden Völkern zugeschrieben werden, sind das eigentlich nur Ansammlungen von ein und derselben Person.
Das mit den stereotypischen Eigenschaften ist dann das andere, was bei den Magischen problematisch ist. Nennen wir doch ein paar:
Gilfen sind mürrisch, Isibellen und Tasfaren sind scheu, Finde-Finjas manchmal ein wenig schnippisch, Kobolde quirlig (deswegen liebe ich McDonnahall auch so, er bricht aus diesem Stereotyp aus), Skorpionfische schweigsam, Seh-Saffire geheimnisvoll.
Die einzige Ausnahme hier bilden die Nixen. Die weisen noch am ehesten eine individuelle Persönlichkeit auf. Da hätten wir auch das nächste: Die Nixen sind wahrscheinlich so viel menschlicher und individueller, da sie selbst im Prinzip zur Hälfte Mensch sind. Sie werden (wahrscheinlich unbewusst) durch ihr Äußeres auch von innen menschlicher gemacht als andere Magische.
Dazu kommt dann noch das Äußere, denn auch das ist fast immer gleich. Nixen sind alt, mit weißen Haaren, silbrig-grüner Haut und Muskeln; Seh-Saffire sind blau, Kobolde und Finde-Finjas haben immer nur eine andere Farbe etc. Das mag an einigen Stellen eher angebracht sein als an anderen (man kann ja jetzt auch den Tigern und Zebras nicht vorwerfen, dass die alle Streifen haben), aber führt generell dazu, dass einzelne Vertreter eines Volkes gleich wirken.
Kommen wir nun zu den Stämmen. Auch hier haben wir ein unglaublich geringes Maß an Vielfältigkeit, da einigen Stämmen bestimmte Eigenschaften einfach zugeschrieben werden. Oblivionen und Darkoner sind kriegerisch, Marmullas alle sympathisch, Topster alle witzig, Utamaren alles Anführer usw. Dadurch, dass man sich seinen Stamm dann auch quasi aussuchen kann (siehe Laforas), verliert dieses Stämmekonstrukt an einer möglichen Vielfältigkeit. Es ist eine Gesellschaft, die aus bestimmten Kasten besteht. Jeder Stamm (Kaste) hat seine zugewiesene Aufgabe, der er friedlich und glücklich nachgeht, weil er biologisch dazu bestimmt ist.
Mag er seine Kaste nicht, geht er zu einer Lafora, um sie zu wechseln. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass wir jemals einen Roix sehen werden, der als Bauer arbeitet. Wollte er Bauer sein, wäre er zur Lafora gegangen und hätte mit einem Zalti getauscht.
Dieser Fakt durchbricht dabei natürlich diese Unfairness, die man durch ein biologisches-Hineingeboren-werden in eine Kaste/einen Stamm gehabt hätte (die ich früher ja selbst kritisiert habe), gleichzeitig wird die Gesellschaft der Meermenschen dadurch sehr homogen und eben zu einer klassischen Kastengesellschaft.
Mein Hauptproblem bei alledem ist übrigens nicht, dass es eben diesem rassistischen Grundgedanken nachgeht. Es macht die gesamte Welt einfach nur... langweilig.
Die Möglichkeit, einzelnen Stämmen und Magischen (regionale) Unterschiede zu geben, die sowohl äußerlich als auch innerlich (und kulturell) sind, wurde einfach (noch nicht) genutzt. Den einzelnen Magischen individuelle Persönlichkeiten wie den Menschen zu geben würde der Welt einfach viel mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit verleihen.
So wie es jetzt ist, ist es einfach gehalten und kindlich. Verschwendetes Potenzial im Prinzip.Das einzig Gute, was Tanya Stewner bei diesem Problem gemacht hat, ist diese Variation in den Liebesbeziehungen. Zwar ist die dann auch ein wenig stereotypisch, allerdings ist es ein Bruch von gängigen Stereotypen, die in der Fantasy existieren (dass jedes Volk zwar eine bestimmte Eigenschaft verkörpert, aber dennoch in einem Patriarchat, und heterosexuell und monogam lebt).
Ich bin auf jeden Fall gespannt, ob wir in den nächsten zwei Bänden noch etwas mehr Tiefe über die Magischen und Stämme erhalten, abseits von diesem kindischen Schubladendenken. Ganz revidieren lässt es sich zwar nicht, aber ich hoffe, dass wenigstens die nächste Buchreihe (wenn es denn inhaltlich hinkommt) gleich für Ältere ist und ein weniger kreativer bei den Fantasy-Völkern/Spezies wird. Ich denke, TS hat sehr viel von Alea Aquarius gelernt und kann dies in ihrer neuen Reihe wahrscheinlich besser umsetzen.
Lasst mich wie immer gerne wissen, was ihr zu dem Thema denkt ;)
Wahrscheinlich war diese spezifische Problematik nicht allen von euch bekannt (ich habe darüber auch nur ein Video vor vielleicht zwei Jahren geschaut), aber bestimmt war ich nicht die Einzige, die das Ganze ein wenig langweilig und unausgereift fand ^^'
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Alea Aquarius - Gedanken & Theorien
FanfictionIn diesem Buch möchte ich ein paar Theorien, Gedanken, Kritiken etc. zu der Buchreihe Alea Aquarius ansprechen. Gerne können wir darüber diskutieren und Meinungen austauschen. :D (Inhalte in diesem Buch könnten Spoiler zu allen Alea Aquarius Bücher...