Kapitel 36

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POV Lee:

Als ich das Klassenzimmer morgens betrat, fragten alle durcheinander was passiert war und wie es mir ging. Es rührte mich dass sie sich Sorgen um mich gemacht hatten, und ich ihnen nicht egal war. Plötzlich stürmten Peter und Anni auf mich zu. Peter drückte meine Schulter und wollte gerade etwas sagen, da warf Anni sich stürmisch um meinen Hals. Ich erwiderte ihre Umarmung nicht und blieb einfach steif stehen. Ich hatte es ihr noch nicht verziehen, wie sie mit mir geredet hatte und war echt noch sehr verletzt von ihren Worten. Dann löste sie sich von mir und sah mich an.

,,Was ist passiert? Ich habe mir solche Sorgen gemacht!!

Irgendwie kam es mir scheinheilig vor, wie sie das sagte. Erst nannte sie mich eine Lügnerin und Zeitverschwendung, und dann warf sie sich an meinen Hals und sagte, sie würde sich Sorgen gemacht haben. Mir kam das alles sehr falsch vor und ich vermisste Bea schon wieder schrecklich.

,,Du solltest uns erzählen, was passiert ist.", sagte das Mädchen mit den wirren, feuerroten Haaren, das mir an meinem ersten Schultag sofort aufgefallen war. Wie immer trug sie ihre schwarze Jeansjacke und einen dicken Eyeliner, der ihr Temperament unterstrich. Die ganze Klasse war still, als sie sprach, alle warteten auf eine Erklärung. Ich nahm einfach die Geschichte, die Mr.Stark auch meinen Eltern aufgetischt hatte.

,,Habt ihr von dem Brand in dem Hochhaus gehört, hier in der Nähe? Spiderman und Chamelia haben dort die Leute gerettet, die im Gebäude waren.", vereinzelt nickten die Schüler. Es war seltsam in der dritten Person von sich zu sprechen, ich hoffte dass ich mich nicht versprechen und mein Geheimnis aus Versehen ausplaudern würde. Also konzentrierte ich mich genau darauf was ich sagte.

,,Ich war auch dort, also nicht im Gebäude aber außerhalb. Und der Rauch war ziemlich dicht, ich habe schlecht Luft bekommen weil meine Lunge ziemlich empfindlich ist. Außerdem...hab ich eine Panikattacke bekommen weil man Schreie gehört hat und ich in bei solchen Sachen schnell überreagiere.", erzählte ich langsam, alle hörten aufmerksam zu.

,,Ich bin ohnmächtig geworden, mein Kreislauf war total am Boden. Aber ich wurde dann nach einem Tag und ein paar Stunden gefunden, versorgt und sicher nach Hause gebracht."

Ich wollte nicht erzählen dass es hier um Iron Man ging, da ich nicht wieder so viel Aufmerksamkeit und Bedrängung von den Mitschülern bekommen wollte, wie es in meiner alten Schule zum Beispiel passiert war. Sie wären bestimmt alle total begeistert gewesen und hätten lauter Fragen gestellt.

,,Geht es dir jetzt besser?", fragte Peter und sah mich besorgt von oben bis unten an.

,,Ja, alles wieder in Ordnung."

Meine Mitschüler wandten sich wieder ihren Beschäftigungen zu und ich drehte mich zu Anni.
,,Erst sagst du dass du keinen Kontakt mehr willst und es Zeitverschwendung wäre, mir hinterherzulaufen. Und jetzt sagst du dass du dir Sorgen gemacht hast und umarmst mich? Was ist denn das für eine Aktion?", ich schüttelte den Kopf, ließ sie stehen und ging mit Peter an unseren Platz.
,,Ich finde es gut dass du es ihr gesagt hast. Das ist echt nicht cool von ihr, gar nicht.", er sah mir in die Augen. Ich nickte und kramte in meinem Rucksack rum, während ich fragte, welches Fach wir jetzt hatten.
,,Deutsch.", antwortete er und starrte in Gedanken versunken an die Tafel.
Stumm nickte ich, obwohl er es gerade gar nicht sehen konnte.
,,Es ist schon scheiße...", sagte er in unser Schweigen hinein. Gerade kam der Lehrer rein und begrüßte die Klasse, Peter und ich grüßten jedoch nicht zurück. Wir waren zu sehr in Gedanken.
,,Ja...schon sehr sehr scheiße.", sagte ich und presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen.
,,Gibt heute mittag eine Gedenksveranstaltung in der Stadt, im großen Park. Willst du mit mir hingehen?"
,,Ja.", sagte ich leise und konzentrierte mich dann auf den Unterricht. Also ich konzentrierte mich so gut es ging, immer schweiften meine Gedanken ab.
,,Williams! Wie oft muss ich noch deinen Namen sagen, bis du endlich reagierst!", riss Mr. Dorey mich aus meinen Gedanken.
Ich schreckte hoch und setzte mich sofort gerade hin.
,,Ja, Mr. Dorey? Entschuldigung...ich bin gerade etwas in Gedanken...", gab ich und drehte den Stift in meinen Hand.
Er seufzte kurz und stellte erneut seine Frage: ,,Was ist in der Denkweise von Doctor Florr und Elisabeth der entscheidende Unterschied?" Ich nahm mir das aufgeklappte Buch zur Hand und überflog schnell die Zeilen. ,,Doctor Florr denkt...es würde Sinn machen ihn all das einfach vergessen zu lassen, dass er nicht weiter drüber nachdenken muss...und Elisabeth ist der Meinung dass er das Geschehene als Erfahrung ansehen sollte, dass es ihm in Zukunft hilft." Er nickte und ich war dann ersteneinmal vergessen. Dachte ich zumindest...
,,Teylee, du kommst nach der Stunde bitte zu mir.", sagte er zu mir, den Blick immernoch auf das Deutschbuch gerichtet, das aufgeklappt auf seiner Handfläche lag.
Ich schluckte. Das sah nicht gut aus.
,,Was will er denn von dir?", flüsterte Peter und sah mich fragend an. Ich zuckte mit den Schultern. ,,Keine Ahnung."
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch wartete ich die Stunde ab, bis die Schüler einpackten, es klingelte und sie nach und nach aus dem Klassenzimmer strömten. ,,Ich warte draußen auf dich, ja?", bot mein bester Freund freundlich an und ich stimmte zu. Als alle Schüler aus dem Raum draußen waren, kam der Deutschlehrer zu mir. Er verschränkte die Arme und sah mich aus einer Mischung von Nachdenklichkeit und Strenge an.
,,Teylee...was ist los? Ich habe das Gefühl dass du zur Zeit irgendwie in deiner gedanklichen Welt gefangen bist. Woran liegt das?", er sah mich an doch ich antwortete nicht.
,,Ich weiß dass es nicht leicht für dich ist, es ist schwierig umzuziehen zu einem ganz neuen Ort, du gehst in eine neue Schule und hast deine Freunde hinter dir gelassen. Aber in den ersten zwei Wochen als du hier warst, war ich ehrlich...beeindruckt.", er nickte untermauernd.
,,Du bist sehr intelligent, Teylee. Aber lass dich nicht so stark von anderen Dingen ablenken."
Ich nickte.
,,Aber es ist schwer...Da ist...etwas Großes in meinem Leben und das macht mich echt zu schaffen..."
Warum hatte ich das jetzt gesagt? Oh man...
,,Das mag ja sein und das tut mir leid, aber du bist nicht die Einzige in deinem Alter, die solche Probleme hat."
,,Nein, nein...Sie verstehen nicht. Es geht hier nicht um irgendein Pubertäts-Problem oder eine Beziehung, Ex-Freund oder sonst was. Es geht um etwas sehr sehr Großes. Es passt nicht in mein Leben rein aber...es ist, glaube ich, meine Bestimmung."
Er nickte schweigend.
,,Tut mit leid...ich rede grad mit Ihnen als wär'n sie ein Psychater oder so...", unsicher lachte ich und Strich mit eine Haarsträhne hinters Ohr. ,,Nein, nein, kein Problem. Dafür sind Lehrer auch gut. Aber ich kann dir leider nicht helfen, das musst du selbst hinkriegen. Aber wegen der Schule: Bleib dran! Ja? Und wegen diesem Großen, von dem du sprichst: Vielleicht hilft es dir ja, es mit einem Freund zu teilen? Einfach dass du es jemandem erzählst, dem du vertraust. Parker zum Beispiel. " Sofort dachte ich an ihn. Nein, ich konnte es ihm nicht sagen.
,,Okay. Danke, Mr. Dorey."
,,Bis übermorgen. Und vergiss die Hausaufgabe nicht!"
Damit ging ich aus dem Klassenzimmer.
,,Und?", Peter kam auf mich zu.
,,Er hat gesagt, ich solle mich besser auf die Schule konzentrieren, mehr nicht."
Ich fühlte mich schlecht, ihm nicht die Wahrheit sagen zu können. Aber hatte ich eine Wahl?
,,Ah, Okay. Also das übliche Lehrergerede.", er grinste schief und es wirkte wie immer ansteckend.

Auf der Veranstaltung zu Gedenken von Captain America hielt eine Frau einen langen Vortrag über sein Leben. Eine riesige Menschenmasse hörte ihr zu. Es wurde sehr emotional und ich fühlte mich so schuldig. Ich war nicht schuld an seinem Tod, aber hätte ich es verhindern können dass sie nicht zu mir gekommen wären?
Ich wusste es nicht, aber jetzt spielte das eh keine Rolle mehr, dachte ich verbittert. Ich verabschiedete mich von Peter mit einer Umarmung, auch ihm standen Tränen in den Augen.
Ich kuschelte mich an seine Schulter, dann lösten wir uns voneinander.
Dann trennten sich unsere Wege und ich stieg in den Bus. Alle Plätze waren besetzt, außer einer. Und wenn ich mich auf den setzte, müsste ich neben dem Typen von Letztens setzten. Ich hatte jetzt eigentlich gar kein Bock, aber ich wollte nicht stehen. Also ließ ich mich wortlos auf den Sitz neben ihm fallen und machte mein Handy an, nur um so zu tun als wäre ich beschäftigt.
,,Was geht.", sagte er und ich sah nicht auf.
,,Alles.", antwortete ich nur knapp.
,,Super."
,,Jap."
Dann schwiegen wir wieder. Ich verstand nicht, was er von mir wollte. Hatte er vielleicht Interesse? Aber selbst wenn: für sowas hatte ich momentan eh keine Zeit.
Zuhause setzte ich mich an meinen Schreibtisch und machte Hausaufgaben. Dann klopfte es an der Tür und Mom kam rein, immernoch besorgt und ernst.

1499 Wörter

Hey Leute :)
Ich bin gerade im Auto fünf Stunden fahren zu meinen Großeltern, hab also genug Zeit zum Schreiben ;]

Bis gleich
<3 <3 <3

2 C U FightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt