Kapitel 9 - Deal

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Harry betrat hinter Lou-Lou dessen Wohnung. Der schien seelig mit seiner Orchidee zu sein und stellte sie vorsichtig auf die Fensterbank bei seiner Küchenzeile.

Harrys Blick fiel auf die Magnolie. Die Blätter waren tatsächlich alle grün. Das Ding lebte offenbar nicht ungern hier.

"Ich geh ins Bett.", Erklärte Harry und haute sich einfach in Shorts ins Bett. Er hasste diesen Film auf den Zähnen, wenn man sie nicht putzte, aber er war kaputt. Die Musik dröhnte noch immer in seinen Ohren und der Bass wummerte noch immer in seinem Bauch herum.

Lou-Lou folgte zwanzig Minuten später. In einem knielangen Nachthemd. Weiß mit Spitze. Passend zum Bettbezug. Harry fühlte sich in seiner schwarzen Microfaser-Shorts fast schon unpassend gekleidet.

"Schlaf gut.", Murmelte Lou-Lou.
Und so schlief jeder auf einer Seite des Bettes ein.

Als Harry am nächsten Tag erwachte, lag er allein im Bett. Schon Mittag.
Lou-Lou war weg. Aber ein Zettel lag auf dem Küchentisch.

Morgen.
Kaffee ist in der Kanne. Frühstück steht im Kühlschrank. Bin gegen 2pm wieder da. Muss was mit Zaynie besprechen.
Lou

Harry ging duschen. Es war eh schon nach 1pm. Da könnte er mit dem Frühstück auch warten. Aber was gab es denn so dringendes zu besprechen? Er fand eine verpackte Zahnbürste und eine beachtliche Deo-Sammlung, wo er sich auch noch bediente.

Tatsächlich war Lou-Lou äußerst pünktlich zurück.
"Morgen.", Nuschelte er.
"Morgen. Was ist los?"
"Zaynie... Er ist für ne Weile nicht da. Er hat Angst wegen dem... Mörder. Liam hat ihn eingeladen. Sie sind für ne Weile weg."
"Der Mucki-Typ?"
"Ja."
"Wie heißt der weiter?"
"Payne."
Harry speicherte sich den Namen im Handy.

Lou-Lou lachte nur. Er hatte ein unglaublich schönes Lachen, selbst wenn er sich über Harry und seine Polizistennatur lustig machte.

"Von heute auf Morgen sind sie einfach weg? Spontan? So plötzlich?"
"Nein. Nicht wirklich. Liam hatte das schon länger vor. Er arbeitet von zu Hause aus. Wenn ne einsame Insel Wlan hätte, könnte er sich auch da sein Homeoffice einrichten. Zaynie wird das gut tun. Und ich schlafe ruhiger, wenn er sicher ist. Er wohnt in einer echt nicht so angenehmen Gegend.", Erklärte Lou-Lou und beförderte eine Brötchentüte auf dem Küchentisch.

"Ach und du schon?", Schnaubte Harry.
"Was denn? Hier ist es doch nett?"
"Wie lange lag im Haus gegenüber einer Tot in seiner Wohnung?"
"Drei Wochen. Naja. Niemand mischt sich bei einem ein. Man hat... Ja gut, seine Ruhe nicht wirklich, aber... Naja... Wie nennt man das, wenn man nur wegen des Gestanks gefunden wird?"
"Ein schlechtes Wohnumfeld.", Brummte Harry.
"Aber mit schöner Aussieht."
"Ja... so kann man es auch sehen ... Wo geht's denn hin für Zaynie und diesen Muskel-Payne?"
"Südfrankreich."
"Oh?"
"Liam hat da ein Haus.", Meinte Lou-Lou achselzuckend.
"Und jetzt musst du dich um alles allein kümmern?"
"Ich muss gar nichts. Mal sehen. Die nächste Woche wollten wir eh frei machen. Mal gucken, wie es danach ist. Vielleicht nerven sie sich auch, wenn sie rund um die Uhr vögeln können und Zaynie ist übermorgen schon zurück.", Witzelte Lou-Lou.

"Aber heute Abend machst du allein auf?"
"Wieso ist das ein Drama? Wir haben durchaus Angestellte. Dafür dass du gestern beschatten wolltest, weißt du verdammt schlecht Bescheid."
"Trotzdem bist du Abends mit zuletzt da. Und gehst dann allein nach Hause."
"Glaub's oder nicht. Ich binde mir sogar schon meine Sandalen selbst."
"Das ist nicht witzig."
"Da hast du Recht. Ich will nicht eingesperrt sein. Und ich will nicht, dass du mir Angst machst."
"Okay. Dann bringe ich dich heute Abend wieder nach Hause."
Lou-Lou glotzte ihn nur doof an. Sollte Harry sagen, dass er eh nicht ruhig schlief, wenn er sich zu viele Gedanken um Lou-Lou machte? Er schlief besser, wenn er wusste, dass der andere in Sicherheit war. Ganz einfach eigentlich. Ging Lou-Lou mit Zaynie ja offensichtlich genau so.
Aber Harry sagte lieber nichts.

Am Abend schneite Harry wieder im Queerys vorbei.
Vom Hintereingang her landete er wieder direkt hinter der Theke. Lou-Lou sang und tanzte heute offenbar nicht. Er bediente die Gäste ganz normal mit. Und so machte Harry sich ein bisschen nützlich, in dem er Flaschen anreichte oder so. Er war froh, dass Lou-Lou nicht wieder über Polizisten mit Überstunden oder die Trennung von Beruflichem und Privatem herum witzelte.

Am nächsten Morgen lag Lou-Lou diesesmal tatsächlich noch neben ihm. Er sah ihn am Morgen sogar an und Harry war froh, dass das Bett so groß war, dass sie sich nicht berührten.

"Morgen.", Brummte er verschlafen.
"Morgen."
"Du hast jetzt eine Woche Urlaub?"
"Dass das Queerys für Gäste nicht öffnet heißt nicht, dass ich Urlaub habe. Aber es hat eine Woche zu."
"Was hast du vor?"
"Nichts. Schlafen, Nägel lackieren, vielleicht stricke ich einen Schal."
"Du kannst stricken?"
"Ja. Keine Socken. Zu viele Nadeln. Da komme ich durcheinander. Aber für einen Schal reicht es."
"Was hast du heute vor?"
"Werde ich jetzt beschattet? Bin ich verdächtig?"
"Nein, ich Frage nur."
"Heute gehe ich shoppen. Willst du mit, Schatz?"
"Lass das."
"Du hast doch angefangen."
"Tust du mir einen Gefallen?"
"Was denn?"
"Trägst du Männerkleidung? Bitte. Nicht, dass er doch da draußen ist."
"Nun, ich bin ein Mann. Ist meine Kleidung dann nicht Männerkleidung, weil ich sie trage?"
"Lass das. Du weißt, was ich meine."
"Ja und du weißt, dass ich das nicht tun werde."
"Wir machen einen Deal. Heute Männerkleidung und ich besorge dir noch eine Blume."
"Dafür gibt's dann heute keinen Kaffee. Und: Einen Hibiskus."
"Ich dachte der Kaffee gehört dazu, wenn man über Nacht bleibt?"
"Nur wenn man gut war. Du lässt mich in Ruhe schlafen. Aber zum gut sein, reicht das leider nicht. Entschuldige, aber ich habe eben meine Ansprüche.", Grinste Lou-Lou Mal so überhaupt nicht entschuldigend.

"Pfft... Bitte...", Brummte Harry und stand auf.
Lou-Lou kicherte. Polizist am Morgen vertrieb offenbar Kummer und Sorgen.

Harry fuhr Heim. Wieso kümmerte ihn das alles überhaupt so sehr? Letztlich war Lou-Lou zwar eine verdammt gute Quelle, aber eben nur eine Quelle. Außerdem gab es weit mehr Männer in Frauenkleidung in London. Wieso sollte es ausgerechnet Lou-Lou treffen? Harry ärgerte sich und überlegte während dessen, ob es den Hibiskus nicht auch als Tee gab.

Na da hat Harry sogar gleich zwei Mal bei Lou geschlafen. Und? Was passiert wohl als nächstes? Ideen?
Bis morgen früh nochmal. Da gibt's hier dann wahrscheinlich sogar mehr als ein Kapitel.
Bis dahin.
Viele Grüße ^_^

Lou-LouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt